Neben dem Spitzenspiel in Amberg war es das Highlight des Bayernligaspieltags: das Grabfeld-Derby zwischen dem TSV Großbardorf und dem TSV Aubstadt. Während sich die Gäste in der Tabelle im gesicherten Mittelfeld befinden, haben die Bardorfer noch Chancen auf den Aufstieg in die Regionalliga Bayern. Mit einem Sieg hätten sich die Schützlinge heute weiter vom Konkurrenten FC Amberg absetzen können, doch nicht zum ersten Mal sollte der TSV Aubstadt einem Favoriten ein Bein stellen.
Stefan Piecha (li.) machte heute ein eher unauffälliges Spiel im Bardorfer Dress.
Nicolas Rupp
Bei Rhön-typischen frischen Temperaturen und böigem Wind startete das Derby mit einigen Minuten Verzögerung – ein Bus mit Fans aus Aubstadt hatte einen Defekt und so mussten sich die Anhänger auf die Schnelle Privat-PKWs organisieren, um die gut zehn Kilometer Distanz zwischen den beiden Orten zu überwinden. Schließlich wurde doch schon angepfiffen, ohne auf die Gestrandeten zu warten, schließlich wusste niemand, wie lange sie noch brauchen würden. Bereits in der vierten Minute kam Derbystimmung auf, als Aubstadts Außenverteidiger Michael Gabold das erste Mal kräftig zulangte und sich sehr früh die Gelbe Karte abholte. In der Folge sollte das Spiel nicht ruhiger und leider auch nicht fairer werden – es kam zu etlichen Fouls und Nicklichkeiten auf beiden Seiten. Nachdem Maximilian Zang Aubstadts Keeper Tobias Gabold das erste Mal mit einem Schuss prüfte (5.), nahm die Partie weiter Fahrt auf. Nach zehn Minuten Spielzeiten tauchten dann der Aubstädter Fan-Tross am Stadioneingang auf und befand sich gerade auf dem Weg zum Gästeblock, als folgendes geschah: Ein Freistoß von Daniel Leicht beschwörte die erste gefährliche Situation der Gäste herauf: Seine Flanke sollte eigentlich Daniel Werner erreichen, der aber im Strafraum von Manuel Orf umgerissen wurde. Schiedsrichter Michael Schmitt zögerte keine Sekunde und entschied auf Elfmeter! Den Strafstoß verwandelte Christoph Rützel sicher ins rechte untere Eck, keine Chance für Klaus Freisinger im Bardorfer Kasten (12.). Gerade rechtzeitig hatten es die Gästefans also ans Spielfeld geschafft, um die frühe Führung ihres Vereins bejubeln zu können. Der TSV Großbardorf gab sich keineswegs geschockt von dem Rückstand und versuchte weiter spielerisch zu Torchancen zu kommen. Es entwickelte sich ein flotter Kick, in dem beide Teams nach vorne spielten, ohne sich die ganz klaren Chancen zu erspielen. Nach einem Freistoß von der rechten Seite kam Großbardorfs Stürmer Alexander Mantlik völlig frei zum Kopfball, sein Versuch ging jedoch knapp am langen Pfosten vorbei – Gabold hätte hier keine Chance gehabt (23.). Im direkten Gegenzug verpasste Daniel Leicht die Möglichkeit für sein Team, zu erhöhen, als er einen Abpraller von Klaus Freisinger überhastet aus 22 Metern über das leere Tor schoss. Wenig später musste Leicht den Platz verlassen, bereits früh hatte sich angekündigt, dass der mit einer Bänderdehnung angeschlagen ins Spiel gegangene Mittelfeldspieler heute nicht lange durchhalten wird. Nach einer Schwächephase gab Großbardorf gegen Ende der ersten Halbzeit noch einmal Gas und hatte durch einen Schuss von Philipp Kleinhenz noch eine gute Torchance zu verzeichnen, doch der Versuch des 21-Jährigen war zu unplatziert für Aubstadts Nummer Eins (44.). Das war auch die letzte Chance vor dem Halbzeitpfiff, der eine rassige erste Hälfte beendete, in der sich die Gäste keineswegs versteckten und dem Favoriten phasenweise gar den Schneid abkauften.
Alexander Matlik (mi.) wurde nicht nur einmal aus dem Aubstädter Fanblock mit Schmähgesängen bedacht – dabei blieb der Stürmer heute ohne eine nennenswerte Aktion relativ blass.
Nicolas Rupp
Schon zwei Minuten nach Wiederanpfiff hatte Großbardorf eine weitere gute Gelegenheit zum Ausgleich, doch „Joker“ Pascal Stahl scheiterte wieder einmal an Tobias Gabold. Wer jetzt dachte, dass die Heimelf nun zu einem Sturmlauf mit weiteren Torgelegenheiten ansetzen würde, sah sich nur bedingt bestätigt. Zwar hatte Großbardorf in der zweiten Halbzeit viel mehr Ballbesitz, doch wirklich zwingende Torchancen konnten sich die Schützlinge von Hansjürgen Ragati nicht herausspielen. Im Gegenteil, Aubstadt fuhr einige gefällige Konter und hatte in der 65. Minute durch Jan Schneider die beste Möglichkeit auf ein weiteres Tor. Der Linksaußen kam nach einem Freistoß alleine aus neun Metern zum Kopfball, suchte sich allerdings die falsche Ecke aus, so dass Freisinger parieren konnte. Kurz darauf war Schneiders Arbeitstag auch beendet, für ihn kam Matthias Schäfer. Großbardorf rannte weiter an, doch auch eine offensive Auswechslung (Simon Heim kam für den schwachen Manuel Orf) und die damit verbundene Umstellung auf eine Dreierkette, brachte nicht den erhofften Effekt. Durch die Mitte war kein Durchkommen, hier hatte die Aubstädter Defensivabteilung ordentlich Beton angerührt. Und über die Außen stießen André Rieß und vor allem Stefan Piecha immer wieder bis zur Grundlinie vor, doch die harmlosen Flanken wurden entweder von Gabold abgefangen oder von Daniel Werner, dem „Leuchtturm“ in der Aubstädter Verteidigung, aus der Gefahrenzone geköpft. So lief den Hausherren nach und nach die Zeit davon und es hatte nicht den Anschein, also ob sie eine Idee hätten, wie sie das Ding hier nochmal drehen könnten. Kennzeichnend dafür war ein direkter Freistoß aus sehr guter Position, den der Bardorfer Kapitän Manuel Leicht mitten in die Aubstädter Mauer schoss (90.+1). So blieb es beim knappen Sieg für die Gäste aus Aubstadt, die sich anschließend ausgiebig vom mitgereisten Anhang feiern ließen.
Mit dem Fanblock-Evergreen wurden die Aubstädter Spieler von ihren Anhängern gefeiert und waren noch lange nach dem Abpfiff auf dem Rasen zu finden – fast schien es, als wollten sie ihren historischen Triumph so lange wie möglich auskosten. Mit dem Derbysieg hat sich der TSV Aubstadt wohl aller Abstiegssorgen entledigt und kann entspannt in den Saisonendspurt gehen. Großbardorf dagegen muss nach dem Rückschlag im Aufstiegsrennen weiter Vollgas geben, um sich im Kampf mit dem FC Amberg durchzusetzen. Den Aubstädter Fans und Spielern dürfte es ganz recht sein, wenn der große Nachbar den Sprung in die Regionalliga nicht schafft. Denn dann gibt es auch in der nächsten Saison wieder zwei Derbys im Grabfeld – und das lässt doch das regionale Fußballherz gleich höher schlagen.
Spielbericht eingestellt am 20.04.2013 23:35 Uhr