Mit fünf Punkten aus den letzten vier Spielen schob sich der Würzburger FV in den letzten Wochen auf den 13. Tabellenplatz der Bayernliga Nord und damit aus der Abstiegszone. Sicher darf sich die Funsch-Truppe jedoch keinesfalls fühlen, denn Karlburg wartet gerade einmal zwei Punkte hinter dem WFV, der ASV Cham lauert mit drei Punkten Rückstand auf dem aktuell 15. Platz. Jeder Fehler kann also in der Endabrechnung enorm teuer werden, vor allem auch, weil Karlburg und Cham am Ostermontag aufeinandertreffen und wohl eine der beiden Mannschaften einen Dreier einfahren wird. Für das Duell mit dem TSV Abtswind, die mit 41 Punkten auf dem neunten Rang der Liga mit dem Abstieg nichts zu tun haben, galt also klar: Nur ein Sieg sichert den Nichtabstiegsplatz über Ostern.
Abtswinds Roman Hartleb (li.) im Duell mit Lukas Imgrund (re.).
Felix Maier
Die erste Halbzeit startete mühsam bei bestem Wetter in der Würzburger Mainaustraße. So richtig in die Zweikämpfe wollte nicht gegangen werden, Abspiele waren ungenau und Chancen konnten kaum kreiert werden. Dabei war das Spiel jedoch keinesfalls langweilig oder trist, es fehlte schlicht der entscheidende letzte Zug zum Tor auf beiden Seiten. So ergab es sich, dass bis zur achten Minute die Hausherren bereits zwei Ecken treten durfte und ein Freistoß von Moritz Lotzen (6.) nur knapp in der Mauer landete. Ebenfalls in der achten Minute meldete sich der TSV aus Abtswind mit der ersten Gelegenheit des Spiels. Severo Sturm bekam einen Ball in den Lauf serviert, ließ mit einer Täuschung zwei WFV-Abwehrspieler ins Leere laufen, scheiterte dann aber am glänzend aufgelegten André Koob.
Offenkundig ein erster Weckruf für die FVler, die in der Folge mit Hafsteinsson (11.), Lotzen (13.) und Ganes (17.) gleich in drei Situationen bewiesen, dass sie durchaus mithalten und nach vorne attraktiven Fußball zeigen können. Dann aber nahm sich das Spiel eine kleine Pause nach etwa 20 Minuten und bis auf Fouls von Hillenbrand (25., Abtswind), Lotzen (29., WFV) und Groß (30., Abtswind), die allesamt mit Gelb geahndet wurden, passierte nicht viel. Dann aber muss der WFV plötzlich in Führung gehen, doch erst vergab Nico Kuß (31.) einen Hochkaräter, ehe Ganes im letzten Moment geblockt werden konnte (32.). Das Spiel schwappte zu dieser Zeit und über den Rest der ersten Hälfte etwas dahin, auf beiden Seiten fehlten klare Chancen, wenn auch trotzdem temporeich agiert wurde. Abtswind wollte nach Ballgewinnen kontern, der WFV versuchte es mit hohen Bällen auf Hafsteinsson oder mit schnellem Flügelspiel über Ganes oder Kuß. Beide Ansätze boten in Halbzeit eins wenig Erfolg.
Stürmer Gudmundur Hafsteinsson (li.) war ständig gefährlich im offensiven Zentrum. Doch Pascal Henninger (re.) verteidigte ein ums andere Mal stark.
Felix Maier
In den ersten Minuten der zweiten Halbzeit zeigte sich vorerst ein unverändertes Bild. Der WFV wirkte etwas träge auf dem Platz und verlor leichtsinnig den Ball im Aufbau oder im Mittelfeld, der TSV Abtswind machte jedoch aus den gewonnenen Bällen wenig. So passierte bis zu 58. Minute wenig bis nichts, ehe ein Pfiff schon Schiedsrichter Ettenreich die Stimmung in der Sepp-Endres-Sportanlage ein erstes Mal kippen lassen sollte. Nach einem Zweikampf im Strafraum, mit klarem Foulspiel seitens des Abwehrspielers des WFV, stand der Entschluss Elfmeter also fest und TSV-Stürmer Dußler legte sich das Spielgerät zurecht. Sein Abschluss ins rechte untere Eck sollte aber nicht nur zu wenig Druck bekommen, auch ahnte Koob die Ecke und so konnte der Schlussmann fulminant das 0:0 festhalten. Spätestens mit dieser Aktion war Koob bei all seinen Gegenspielern im Kopf angekommen und so vergaben Hartleb (60.) und Hansel (61.) im direkten Anschluss beste Chancen auf die Führung. Doch dann begann die Partie vollkommen wild zu werden.
Den Beginn machte Moritz Lotzen, der sich mit einem völlig übermotivierten Einsteigen in der 67. Minute zu einer Gelb-Roten Karte anmeldete und zur doppelten Strafe lag der Ball zwei Minuten später auch schließlich doch noch im WFV-Tor. Doch auch das Führungtor der Gäste kam nicht ohne zahlreiche und lautstarke Diskussion weg. Was war passiert? Bevor Abtswind den Ball in die Mitte spielte, Koob den ersten Abschluss mustergültig parierte, dann aber gegen den Nachschuss von Hartleb machtlos war, pfiff Schiedsrichter Ettenreich klar ab. Das hörten alle im Stadion, alle auf dem Platz und Ettenreich durfte sich das von der gesamten auf ihn zustürzenden WFV-Mannschaft auch anhören. Der Unparteiische hörte sich die Sicht der zu Recht aufgebrachten Akteure an, sprach sich mit seinem Linienrichter ab, denn es sollte wohl darum gehen, ob der Ball vor der Flanke in die Mitte im Aus war, und nach einigen Minuten hob er die Hand und ließ das Tor also zählen.
Aus neutraler Sicht eine mehr als zweifelhafte Entscheidung, ob nun der Ball in der Situation zuvor aus dem Spiel war oder nicht, der Schiedsrichter hatte die Partie per Pfiff unterbrochen. Natürlich dürfen die WFV-Akteure nicht komplett das Spielen einstellen, der Ärger war dennoch berechtigt.
Max Hillenbrand (li.) im Laufduell mit Nicolas Reinhart (re.).
Felix Maier
Damit war für die Heimmannschaft dem Fass der Boden ausgeschlagen und Frust machte sich merklich breit. Der Würzburger Kapitän David Drösler machte in den Diskussionen mit dem Schiedsrichter seinen Kollegen noch klar, dass nur er als Kapitän mit dem Schiedsrichter zu sprechen habe, bei den späteren Aktionen war aber auch er machtlos. Den Beginn machte Dennie Michel in der 75. Minute, der mit einem rüden Foul an der Seitenlinie auf Höhe des Strafraums seinen Gegenspieler in die Bande schickte und sich im Anschluss an die Aktion Calvin Gehret wegen Meckerns gleichermaßen den Gelben Karton einhandelte. Der erst vier Minuten zuvor eingewechselte Fabio Bozesan erwies seiner Truppe dann schließlich den nächsten Bärendienst, als er einem TSV-Spieler kurz hinter der Mittellinie, ebenfalls nahe der Seitenlinie, von hinten in die Beine sprang und sich so mit einer Roten Karte direkt wieder verabschiedete. Aufgrund der ständigen Diskussionen, Behandlungspausen und Verwarnungen sowie Platzverweisen wurde von der 75. bis zu 85. Minute quasi kein Fußball gespielt.
Dann machte es der WFV aber doch noch einmal gut. Zwar war auf beiden Seiten kein wirklicher taktischer Ansatz mehr zu erkennen, doch es wurde zumindest versucht, Fußball zu spielen. Und Gudmundur Hafsteinsson sollte in der 85. Minute auch fast für die absolute Überraschung sorgen. Ein langer Einwurf wurde in seine Richtung verlängert und der kantige Stürmer sprang zum Kopfball, etwa auf Höhe des Fünfmeterraums. Im letzten Moment, ob gewollt oder unabsichtlich, zog er jedoch den Kopf zurück und ließ den Ball unberührt durch. Sichtlich irritiert dadurch, konnte TSV-Schlussmann Reusch den hohen Ball erst im zweiten Versuch schließlich sichern. Doch diesem kurzen Ansatz von Fußball folgten weitere Fouls und viele Standardsituationen, die nicht wirklich für Gefahr sorgten. Calvin Gehret, der in Minute 57 eingewechselt wurde und sich in der 76. Minute Gelb einhandelte, flog in der Nachspielzeit mit einem abermals unnötigen und indiskutablem Einsteigen noch mit Gelb-Rot vom Platz.
Aus spielerischer Sicht passierte demnach in der Schlussphase wenig. Abtswind muss sich jedoch klar vorwerfen, nicht höher gewonnen zu haben.
Spielbericht eingestellt am 16.04.2022 19:01 Uhr