von infranken.de
Zwei Rote Karten, der Kapitän ebenso verletzt ausgewechselt wie der Torhüter - Umstände, die in der Bayernliga normalerweise zu einer klaren Niederlage führen sollten. Normalerweise. Doch am Samstagnachmittag war im Sander Seestadion eben nichts normal. Ganz im Gegenteil. Da den Gästen vom Untermain im Spiel Elf gegen Neun nichts, aber auch gar nichts einfiel, tat der FC Sand das, was er mit einer Führung im Rücken am besten kann: Er konterte. Und das nahezu in Perfektion. Das 1:0 zur Pause wurde am Ende so zu einem 5:0.
"Ich bin seit mehr als 20 Jahren Trainer, seit gefühlten 50 Jahren auf dem Fußballplatz, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt", meinte Sands Trainer Dieter Schlereth nach der Partie, während seine Spieler ausgelassen nach Freibier verlangten. Schlereth stieß ein Loblied auf die Moral seiner Mannschaft an - und das völlig zurecht. Allerdings: Die beiden Roten Karten ärgeten den Haßfurter, weil er in den kommenden Partien seine Hintermannschaft erneut umbauen muss.
Karlburg enttäuscht komplett
Dass der FC Sand nach dem Schlusspfiff so feierte, als hätte er gerade den Klassenerhalt besiegelt, war klar. Und dass nur wenige Meter daneben Karlburgs Trainer Markus Köhler seine Kicker um sich versammelte, um ihnen 15 Minuten lang zu erklären, was sie in den eineinhalb Stunden zuvor alles falsch gemacht hatten, ebenso. "Das ist das Schöne am Fußball, dass es so etwas auch gibt", meinte Köhler wenig später zum eigentlich unglaublichen Spielverlauf. Die Darbietung seiner Mannschaft kann er damit allerdings nicht gemeint haben.
Die hatte nämlich weder in der ersten Stunde, als die Spielerzahl auf dem Platz noch ausgeglichen war, noch danach, als sie mit zwei Mann mehr agierte, eine eines Bayernligisten würdige Leistung geboten. Ein einziger gelungener Abschluss gelang den Gästen aus dem Spessart, aber den parierte der für den mit einer Muskelverletzung nach 56 Minuten ausgeschiedenen Stefan Klemm eingewechselte Markus Geier sicher (80.). "Bei uns hat sich einer auf den anderen verlassen. Jeder dachte, wir sind zwei Mann mehr, da steht schon noch einer von uns", konstatierte Köhler, dass ein Überzahlspiel manchmal auch in die Hose geht.
Die Erkenntnis des TSV-Trainers spiegelte sich vor allem beim wohl vorentscheidenden 2:0 wider. Bei einem Sander Eckball, entstanden durch einen aufs Tor geschlagenen Freistoß aus der eigenen Hälfte, kümmerten sich sieben Karlburger Spieler um drei Sander. Oder eben nicht. Denn am langen Pfosten stand Sebastian Wagner mutterseelenallein, nahm die Kugel mit der Brust an, um sie dann unters Tordach zu nageln (73.).
Schlereths Konterstärke
Auf ein Anrennen der Gäste warteten die rund 250 Zuschauer im Seestadion vergebens. Den Gästen fiel nach dem überharten Platzverweis gegen Ralph Thomann (60.) und der berechtigten roten Karte gegen Mert Topuz (64.) - der Abwehrspieler war gerade erst nach abgesessener Rotsperre zurückgekehrt - nichts ein. Ganz im Gegenteil. Wagner, Steinmann und Danny Schlereth köpften und schlugen die planlos in den Strafraum getretenen Bälle aus dem Halbfeld immer wieder problemlos heraus. Empfänger war zumeist Thorsten Schlereth, und dessen Konterstärke ist ja hinlänglich bekannt. Die letzten drei erfolgreichen Angriffe liefen über den 36-Jährigen, der seinen Gegenspielern davonlief, als seien sie gar nicht vorhanden.
"Sand musste ja gar nicht viel machen. Wir haben ihnen die Bälle quasi serviert", erkannte Köhler ernüchtert. Das aber soll die Sander Leistung nicht schmälern. Die ihre Gelegenheiten nun konsequent nutzten. Der von der Tribüne 75 Minuten lang kritisierte Shaban Rugovaj sorgte mit zwei blitzsauberen Kontertoren (76., 87.) - beide Male aufgelegt von Thorsten Schlereth - dafür, dass ihn letztlich alle wieder lieb hatten. Zwischenzeitlich hatte Schlereth selbst einen Konter mit einem Chip über Karlburgs Torwart Marvin Fischer-Vallecilla zum 4:0 beendet (86.). Nicht nur ihm dürfte das verlangte und sicherlich auch erhaltene Freibier später geschmeckt haben.
Spielbericht eingestellt am 17.09.2019 15:29 Uhr