von Rudi Dümpert
So viel vorweg: Der TSV Aubstadt präsentierte sich in Ansbach anders als bei der 0:4-Niederlage vor einem Jahr. Anders auch als in den letzten vier Wochen. Besser, wesentlich besser zumindest in der zweiten Halbzeit. Anders war auch die Aufstellung, notgedrungen. Es ging ans Eingemachte, was nicht das Schlechtere sein muss. Ohne die Kreativspieler Daniel Leicht und Jens Trunk sowie ohne die defensiven Patrick Kirsten und Dominik Grader setzte Trainer Josef Francic gleich auf fünf gelernte Stürmer mit Martin Thomann, Julian Grell, Max Schebak, Michael Dellinger und Michael Kraus.
Zunächst bleibt vieles Stückwerk
Doch defensiv arbeiten müssen in seinem System eh alle. Dieses Spiel, immer wieder von böigen Regenfällen überfallen, war nichts für Ästheten. Gefragt waren nervenstarke Malocher. Und bis in die 45. Minute hinein zeigte Aubstadt zwar eine Stürmerparade, aber keinen Paradesturm. Trotz hochprozentiger Ballbesitz- und Spielanteile blieb ganz vorne vieles Stückwerk. Je näher es dem Ansbacher Tor ging, desto ungenauer, einfallsloser und harmloser wurden die Aktionen. Die Kreativität des Sechser-Duos Leicht/Trunk wurde sichtlich vermisst. Im zweiten Abschnitt korrigierten Behr/Kraus: Sie setzten andere Schwerpunkte, waren goldrichtig.
Julian Grell fädelt ein
Goldwichtig war Kapitän Julian Grell. „In Hof konnte er uns wenig helfen“, so Francic. „Diesmal war er an allen drei Toren als direkter Einfädler beteiligt. Steffen Behr und Michi Kraus haben die Sechser anders gespielt, einfacher. Aber sie haben geackert.“ Was man den Grabfeldern zugute halten konnte, war ihr unverdrossener Kampfgeist, der freilich zwei frühzeitig gezogene gelbe Karten für Köttler und Kraus, später auch Dellinger mit sich brachte, die sich nicht mehr viel erlauben durften beim kleinlich leitenden Schiedsrichter.
Verkrampfte Spannung
Nur je ein Mal mussten die Torhüter ernsthaft eingreifen in der ersten Halbzeit: Christian Mack bei einem 25-Meter-Schuss von Götzendörfer (24.) und Schiefer bei einem 18-Meter-Schuss von Schebak (30.). Es lag eine merkwürdig verkrampfte Spannung über diesem Spiel, das Aubstadt unbedingt gewinnen musste, Ansbach möglichst, um den Klassenerhalt vorzeitig zu sichern. Zu lösen nur durch einen Aubstädter Treffer. Doch danach sah es zwingend nicht aus.
Bis zur 45. Minute, als sich der Knoten durch eine Doppelstafette Grell/Thomann doch löste. Endlich gelang Martin Thomann sein 19. Saisontreffer zum 0:1. Wie wichtig das sogenannte psychologisch wichtige Tor vor der Halbzeit sein kann, zeigte sich beim zweiten Angriff in der ersten Minute nach der Pause. Jetzt war ja auch Zeit gewesen davor zu warnen, sich nicht wieder nach einer Führung zurückzuziehen wie in Erlangen. Michael Kraus spielte Julian Grell von der Mittellinie aus an. Der Kapitän gab dem Ball nur einen Wischer mit Richtung Thomann, der sein 20. Tor zum 0:2 von der Strafraumkante aus erzielte. Und Grell bereitete auch noch das 0:3 direkt vor, schleppte den Ball zu Max Schebak, der sofort abzog, traf und dabei getroffen und wenig später ausgewechselt wurde.
Ansbach kaum gefährlich
Das wirkte natürlich wie ein ausgeleerter Rucksack für den Wandersmann. Die Schritte gingen schneller und leichter, der Kopf war freier. Kraft und Kondition haben diese nur mit einer Trainingseinheit diese Woche auf Dampf gehaltenen Fußballer ja eh genügend. Jetzt wurde nicht mehr nur Fußball gearbeitet, sondern gespielt. Auch der Wettergott hatte ein Einsehen, nicht für die Landwirte, aber für die Fußballer. Mit der Sonne kam der Gute-Laune-Fußball der Aubstädter heraus. Ansbach kam im ganzen Spiel zu einem Schuss aufs Tor, jenem in der ersten Halbzeit. Die TSV-Abwehr ließ nichts anbrennen, weil die SpVgg gar nicht zum Zündeln kamen in der gegnerischen Hälfte. Waren die Gäste bis dahin extrem effektiv gewesen, gingen sie jetzt wieder großzügiger, auch etwas eigensinniger mit ihren Torchancen um. Aber das störte niemanden, auch nicht Josef Francic. „Ich bin überglücklich“, bekannte er nach dem Kollektivlob in den Spielerkreis hinein. „Das tut ja so gut. Das 1:0 vor der Pause war sehr wichtig. Es war nicht einfach. Man hat beim Gegner eine gewisse Lockerheit gespürt, die gefährlich wirkte. Julian Grell hat heute die Zeche für Hof bezahlt. Das hat er bei den drei Toren überragend gemacht.“
Wasser in den Schuhen
Michi Kraus hatte sein Fritz-Walter-Wetter, die Mannschaft ihre ultimative Herausforderung, die sie angenommen und bestanden hat, nicht glanzvoll, aber solide und ehrenvoll. Francic bilanzierte: „Ich bin so glücklich, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass ich pitschnass bin und Wasser in den Schuhen habe.“
Spielbericht eingestellt am 06.05.2019 18:25 Uhr