von Rudi Dümpert
Das Meisterschaftsgespenst schwirrte wieder einmal über dem Spiel der Fußballer des TSV Aubstadt. In der zehnten Begegnung dieser Vereine in der Bayernliga Nord gab es nach acht Siegen für den TSV das erste Unentschieden – zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt in der Saison. Und dieses 1:1 (0:0) beim FSV Erlangen-Bruck war überflüssig und unnötig wie ein Kropf.
Warum? Es gibt nicht nur eine Antwort. Aber es lief die 86. Minute, Spielstand 1:1. Die sich fair, tapfer und bis dahin mit allen erlaubten Mitteln wehrenden Brucker hatten diesen einen Punkt so bitter nötig für den Klassenerhalt wie die unermüdlich, aber unglücklich anrennenden Aubstädter den Sieg für die Meisterschaft. Jens Trunk hatte sechs, sieben Meter vor dem Brucker Tor vielleicht etwas zu viel herumgefummelt, anstatt abzuschließen. Als er endlich zum Schuss ins Glück ausholte, wurde er von einem Gegner von hinten umgestoßen und auf den Ball geworfen. Der Spielleiter winkte weiterspielen.
Aubstadt wirkt verunsichert
Und noch etwas vom Ende gleich am Anfang: In der vierten Nachspielminute hätten die Gastgeber beinahe noch gewonnen, als der eingewechselte Steffen Behr einen Fehlpass zum eingewechselten Brucker Wirbelwind Firat Cagli und der zu Labeat Ferizi spielte. Da hätte der sich die Ecke aussuchen könnten, drosch aber weit übers Tor. „So betrachtet geht das Unentschieden sogar in Ordnung“, befand Josef Francic mit reichlich Ironie im Unterton. Nein, so ein Spiel muss ein Tabellenzweiter gegen den Vierzehnten gewinnen bei den Chancen, Lattenschüssen und Spielanteilen. Nicht dass die Gäste gezaubert hätten. Sie spielten summa summarum doch eher wie eine willige, aber verunsicherte Mannschaft, zumal ohne ihr gesperrtes Offensiv-Herzstück Martin Thomann, den Unersetzbaren.
Drei Lattenschüsse und mindestens noch einmal ebenso viele hochprozentige Einschussmöglichkeiten hätten reichen müssen gegen einen Gegner, der eigentlich nur pro Halbzeit zehn Minuten die Offensive als Mittel suchte, sein Ziel zu erreichen. Wirklich gefährlich wurde es nur (11., 42.), als dem TSV-Innenverteidiger Christian Köttler zwei Stockfehler unterliefen. Auch er hatte sich von der Nervosität anstecken lassen.
Es schien, nur einer nicht: Christian Mack hütete nicht nur sein Tor, sondern auch seinen Strafraum und bereinigte einige technische und nervliche Unebenheiten. Gefährlich wurden die Gastgeber nur durch unerklärliche Fehler in der bis vor Kurzem besten Abwehr der Liga. Während Aubstadt im ersten Spielabschnitt außer Christoph Schmidts und Michael Dellingers allerbesten Möglichkeiten nichts gelang von dem, was von einem Titelaspiranten zu erwarten ist.
Schebaks Glücksmoment
Die Ansprache in der Halbzeit zeigte Wirkung. Aus der Kabine kamen wild entschlossene Grabfelder. Schnell folgten ein Lattenschuss von Dominik Grader (50.) und Schmidts Riesen-Chance (54.), aus vier Metern – übers Tor. Als Schmidt von Daniel Eich im Strafraum gefoult wurde, blieb die Pfeife des Schiedsrichters zum ersten Mal stumm. Dann kamen Max Schebaks Glückssekunden, sein erstes Tor nach viermonatiger Verletzungspause. Drei Mal setzte er zum Schuss an, sah aber zu viele stehende und liegende Leiber auf und vor der Linie. Dann fand er die Lücke und schoss das vermeintlich erlösende 1:0 für sein Team. Aber was machte dieses auf einmal: Es zog sich in die eigene Hälfte zurück wie die Schildkröte den Kopf in den Panzer. Das war dieses Selber-schuld-Momentum, sich zurückzuziehen mangels Selbstvertrauen Kopf-gesteuert, nicht per Systemänderung von außen: Einladung an den Gastgeber zu den zweiten zehn Minuten Offensivfußball.
Und der ließ sich nicht lange bitten. Allein der eingewechselte Firat Cagli, für den sich niemand verantwortlich fühlte, machte viel Wind und steckte Labeat Ferizi, mutterseelenallein gelassen, die Kugel zu – 1:1. Ein paar Minuten schüttelten sich die Aubstädter, dann starteten sie ihr letztlich unglückliches Finale furioso. „Dass wir die nach unserem Führungstor so frei kombinieren lassen, war mir unerklärlich. Wir hatten aber genügend Chancen, um zu gewinnen. Als wir am Schluss alles nach vorne warfen, hätten wir aber auch verlieren können. Deshalb und weil wir vorne nicht effektiv genug waren, ist das Unentschieden auch verdient“, bilanzierte Francic.
Spielbericht eingestellt am 15.04.2019 17:26 Uhr