Rund eine halbe Stunde vor dem geplanten Anstoß sprach auf der Rudi-Ziegler-Sportanlage wenig für eine Austragung der Bayernligapartie zwischen der heimischen DJK Don Bosco Bamberg und dem TSV Großbardorf. Sturmböen peitschten kräftige Regengüsse über den Kunstrasen, wer konnte, suchte im trockenen Sportheim Zuflucht. Währenddessen spulten die Akteure beider Teams ihr gewohntes Aufwärmprogramm ab, schon leichte Passübungen machten deutlich, dass die Begegnung bei dem starken Wind kaum unter normalen Bedingungen zu absolvieren sein würde. Sowohl bei den Wildensorgern als auch bei den Galliern herrschte Einigkeit, dass das Spiel verschoben werden soll, doch Schiedsrichter Roman Potemkin hatte das letzte Wort und ließ beide Teams antreten. Und tatsächlich, allen Umständen zum Trotz betraten kurz nach 14 Uhr die 22 Akteure angeführt von den Unparteiischen den Hautplatz.
In der Viererkette räumte Manuel Müller (re.) hohe Bälle gewohnt zuverlässig ab, Simon Snaschel (li.) hat in dieser Situation das Nachsehen.
Hendrik Kowalsky
Eine erste Entscheidung über den Verlauf der ersten Hälfte fiel bereits beim Münzwurf. Die DJK hatte das glücklichere Ende und wählte "Gegenwind", woraus sich auch die Herangehensweise der Wildensorger an die ersten 45 Minuten ableitete. Tief gestaffelt machte das Team von Mario Bail die Räume eng und bot den spielbestimmenden Gästen aus dem Grabfeld kaum einmal eine Lücke an. Das Umschaltspiel der Gelb-Grünen funktionierte derweil weniger gut, jeder hohe und/oder lange Ball verlor ob der Sturmböen einiges an Länge, die Abschläge von Schlussmann Michael Edemodu stoppten plötzlich in der Luft. Durchaus kurios mutete die Begegnung an und es dauerte gut eine Viertelstunde, ehe es die erste Torgelegenheit zu notieren gab. Der TSV zog einen Angriff über rechts auf, nachdem die Flanke vom Wind getragen erst zu lang geriet, machte Großbardorf den Ball nochmal heiß, nach erneuter Hereingabe von Florian Dietz setzte Xaver Müller seinen Kopfball jedoch zu weit rechts an. Allmählich gelang es dem feldüberlegenen, aber zu ungenau spielenden Tabellenvierten besser, den Druck auf die DJK-Hintermannschaft um Spielführer Nicolas Esparza zu erhöhen. So entstand in der 25. Minute die nächste Chance der Gastmannschaft, Felix Strobler schlug beim Klärungsversuch ein Luftloch, Lukas Illig profitierte und flankte in den Strafraum. Leicht abgefälscht wurde Illigs Hereingabe länger und länger, so musste sich Edemodu zwischen den Bamberger Pfosten mächtig strecken, konnte das Spielgerät aber über den Querbalken lenken. Drei Zeigerumdrehungen stand der 24-jährige Schlussmann, der bereits in der Vorwoche in Ansbach den Vorzug vor Julian Glos erhielt, erneut im Fokus. Zunächst musste Edemodu einen 25-Meter-Flatterball klatschen lassen, Dominik Zehe fiel der Ball in acht Metern Torentfernung vor die Füße. Doch der Schlussmann machte seinen Minipatzer gleich wieder wett und wehrte den Nachschuss von Zehe stark ab. Großbardorf ließ die Gastgeber während dieser Drangperiode kaum aus der eigenen Hälfte kommen und schob stets mit vielen Akteuren hoch auf, doch in der Schlussphase des ersten Durchgangs gelang es der Bail-Elf wieder besser, sich zu befreien. So tat sich bis zur Pause nicht mehr allzu viel, die Wildensorger nahmen geschickt Tempo aus dem Spiel und blieben ohne Gegentreffer, es ging torlos in die Kabinen.
Ganz ruhig verarbeite Manuel Müller (li.) einen halbhohen Ball, Simon Snaschel (re.) steht zu weit weg.
Hendrik Kowalsky
Im Schlussabschnitt wusste Don Bosco den Wind im Rücken und begann die zweiten 45 Minuten entsprechend forsch. Großbardorf zog sich allerdings nicht so weit wie der Gegner im ersten Durchgang zurück. Stattdessen suchte der TSV die schnellen Umschaltmomente mit dem flinken Simon Snaschel in der Spitze, der gegen die zweikampfstarken Esparza und Manuel Müller allerdings einen schweren Stand hatte. Nach 65 Minuten entschloss sich Gästecoach André Betz daher mit Björn Schönwiesner den etatmäßigen Torjäger zu bringen. Sogleich schaffte es Großbardorf, die Bälle besser festzumachen und besaß durch André Rieß zwei Minuten später die erste nennenswerte Möglichkeit des Schlussabschnitts. Seinen Freistoß aus rund zwanzig Metern fischte Michael Edemodu allerdings gekonnt aus dem Eck und verhinderte das 0:1. Von den Wildensorgern kam indes einfach zu wenig, zwar bemüht, aber glück- und harmlos präsentierte sich die Bail-Elf im Vorwärtsgang, nur höchst selten kam einmal ein Zuspiel ins letzte Drittel bei seinem Ziel an. Stattdessen neutralisierten sich beide Mannschaften meist zwischen den Strafräumen, es roch nach einem typischen 0:0-Unentschieden, das es ob der fußball-untauglichen äußeren Gegebenheiten dennoch nicht war. Dass sich die Nullnummer letztlich nicht auf der Anzeigetafel niederschlug, war den Einwechselspielern der Gallier zu verdanken. Es lief die 82. Spielminute, da wurde ein langer Ball, der unter normalen Umständen ins Toraus geflogen wäre, vom Wind im Feld gehalten. Auf dem linken Flügel schaltete der kurz zuvor gekommene Pascal Stahl am schnellsten, schüttelte seinen Gegenspieler ab und servierte das Leder scharf in den Sechzehner, wo der eingerückte Björn Schönwiesner zum 1:0 für Großbardorf vollendete! Riesenjubel bei den Gästen, die dank des 15. Saisontreffers ihres Goalgetters letztlich alle drei Punkte mit auf die Heimreise nahmen. Denn in der Schlussphase ließ der TSV nichts mehr zu und brachte den knappen Vorsprung sicher über die Bühne, das Aufbäumen der Gastgeber verpuffte wirkungslos.
Erneut das Duell Hoffmann (re.) gegen Snaschel (li.), erneut muss der Bamberger abdrehen.
Hendrik Kowalsky
So gewinnt der TSV Großbardorf ein über weite Strecken ausgeglichenes Spiel zwar knapp, aber nicht unverdient und festigt mit nun 46 Zählern den vierten Tabellenplatz. Der Rückstand auf die zweitplatzierte DJK Gebenbach beträgt zwar weiterhin acht Punkte, doch die Betz-Elf rehabilitierte sich für die denkbar unglückliche 2:3-Pleite in Seligenporten vor Wochenfrist. Letztlich machte die eine, entscheidende Aktion ihres von einem Tansania-Aufenthalt zurückgekehrten Torjäger Björn Schönwiesner den Unterschied aus. Durch sein goldenes Tor in Minute 82 knackte der TSV als erstes Team seit dem ASV Neumarkt Anfang November den starken Abwehrriegel der DJK Don Bosco und brachte den Wildensorgern darüber hinaus die fünfte Heimniederlage bei. Für Großbardorf gilt es nun den Schwung mit in die kommenden Heimspielwochen zu nehmen. Vier der nächsten fünf Partien tragen die Gallier vor heimischer Kulisse aus, unterbrochen nur vom schweren Gang nach Gebenbach. Das Team von Mario Bail tritt derweil bei Absteiger Seligenporten und dann beim abstiegsgefährdeten 1.FC Sand an, auf dem Weg zum vorzeitigen Klassenerhalt könnten dort womöglich entscheidende Schritte in die richtige Richtung gemacht werden.
Spielbericht eingestellt am 10.03.2019 21:27 Uhr