33,3 Prozent und ein paar Zerquetschte betrug die Wahrscheinlichkeit, dass der Würzburger FV es in der zweiten Pokalrunde erneut mit dem Erzrivalen vom Dallenberg zu tun bekommen wird. Donnerstagnachmittag war es dann tatsächlich Gewissheit: Das "kleine" Derby am Samstag in der Liga gegen die U23 der Würzburger Kickers, das "große" Stadtderby gegen die Drittligamannschaft des FWK im Pokal am Dienstag. Derbystimmung an der Mainaustraße und das
gleich zweimal binnen vier Tagen. Doch erst einmal musste die Pflicht in der Liga erfüllt werden.
Tabellarisch rangierte die U23 der Würzburger Kickers auf Rang Sieben, einen Platz vor dem Würzburger FV in der Bayernliga Nord. Allerdings haben die Rothosen schon acht Saisonspiele hinter sich, der WFV erst sechs und ist zudem das einzige Team der Liga, das in dieser Saison noch ohne Niederlage ist. Zuletzt traten beide Mannschaften auswärts beim ASV Neumarkt an. Der Würzburger FV konnte vergangenen Samstag zumindest einen Punkt mit in die Zellerau nehmen, nachdem man durch Adrian Istrefis Platzverweis fast eine Stunde lang in Unterzahl agierte. Christian Dan erzielte kurz vor Schluss den Ausgleich.
Die Elf von Kickers-Coach Rainer Zietsch dagegen holte sich unter der Woche in Neumarkt den vierten Saisonsieg und zeigte sich nach einer guten Leistung bereits in Derbyform. Dennoch änderte Zietsch die Anfangsformation auf zwei Positionen: Für Ismailcan Usta und Niclas Staudt begannen Onur Ünlücifi und Leonard Langhans. Marc Reitmaier mußte aufgrund der Rotsperre von Topscorer Adrian Istrefi auf einer Position umbauen: Ben Müller nahm den Platz von Istrefi in der WFV-Zentrale ein, Andreas Bauer spielte von Anfang in der Innenverteidigung.
Dennie Michel (li.) steht in der Luft, gewinnt das Kopfballduell gegen Hamed Saleh.
Sascha Kämmer
Im Oktober 2016 gab es erstmals seit langer Zeit wieder ein Würzburger Stadtderby in der Bayernliga. Auch wenn es "nur" die U23 der Würzburger Kickers war, die Medien hypten das Spiel dermassen, dass fast 1700 Zuschauer in die Mainaustraße kamen. Einen ähnlichen Ansturm erhoffte man sich von Seiten des Würzburger FV natürlich auch heute wieder. Jedoch verfolgten lediglich knapp 800 Zuschauer das Derby. Die rivalisierenden Fanlager beider Vereine kümmerte das aber recht wenig. Bereits vor Spielbeginn sangen sie sich warm, Schmähgesänge von hüben nach drüben- echte Derbystimmung eben. Beide Mannschaften begannen aber eher verhalten, zwei Halbchancen hüben wie drüben, der WFV dabei mit etwas mehr Drang nach vorne. Doch die erste dicke Chance hatten trotzdem die Kickers nach zwölf Minuten, als Leonard Langhans an der gegnerischen Grundlinie zurück legte auf Dominik Meisel, doch Andre Koob war rechtzeitig im bedrohten Eck. Auch nach zwanzig Minuten hatte der Würzburger FV mehr vom Spiel, doch die Kickers bereits die zweite gute Gelegenheit zur Führung: Janis Häuser zentral vor dem Sechzehner schickte den startenden Ferdinand Seifert, der Benjamin Schömig abschüttelte, aufs lange Eck zielte, aber die Kiste um wenige Zentimeter verfehlte. 25 Minuten waren gespielt, dann drehte der WFV erstmals auf: Dennie Michel erstmals aus der Distanz- knapp vorbei. Wenige Sekunden später flankte Andreas Ganzinger von rechts auf den Kopf von Alex Dan, der das Leder aber knapp über die Querlatte setzte. Die Hausherren waren nun über weite Strecken am Drücker, spielten sich klare Chancen heraus und gingen nach einer halben Stunde verdient in Führung: Dennie Michel am Ball an der rechten Außenbahn, Doppelpass mit Andreas Ganzinger, Michel allein vor Max Humpenöder und der WFV-Akteur ließ dem Kickers-Keeper keine Chance, traf ins kurze Eck zum 1:0. Sebastian Fries zentral mit guten Auge, bediente Dennie Michel wenige Minuten nach der Führung mit einem klugen Pass nach Rechtsaußen, doch Max Humpenöder konnte den flachen Distanzschuss festhalten. Die blaue Offensive war ins Rollen gekommen und die Hintermannschaft der Gäste geriet nun häufiger in höchste Not. Der fleißige WFV-Kapitän Sebastian Fries gewann an der gegnerischen Grundlinie den Zweikampf gegen Hamed Saleh, spielte noch im Fallen in die Mitte zu Dennie Michel, der sich ins aussichtsreicher Position befand. Doch statt zu schiessen legte der Außenstürmer nochmal quer zu Alex Dan, der entscheidend von Lukas Mazagg gestört wurde und dann am platzierten Abschluss hindern konnte. Kurz vor der Pause wurde der ballführende Max Humpenöder von Dennie Michel im Kickers Fünfer angegriffen. Der Kickers Torwart konnte die Kugel nicht mehr rechtzeitig wegschlagen, Michel grätschte Humpenöder den Ball vom Fuss, der gegen den Pfosten prallte, doch schließlich konnte der Schlußmann der Rothosen die Kugel doch noch aufnehmen. Fast Pause, doch einen hatte der WFV noch im Köcher: Hoher Ball von halbrechts Sebastian Fries für Alex Dan. Der großgewachsene Stürmer schraubte sich hoch, erwischte die Kugel etwas in Rücklage. Der Ball wurde länger und länger, sprang dann auf die Querlatte und ins Aus.
1:0 nach 45 Minuten, der Würzburger FV hatte etwas Anlauf gebraucht, um in die Partie zu kommen. Doch letztlich ging die Führung aufgrund der Überlegenheit, vorallem nach dem Führungstreffer, vollauf in Ordnung. Die Kickers spielten anfangs gut mit, hatten auch zwei dicke Chancen zur Führung, wurden aber in der Drangphase der Hausherren ein ums andere Mal überrannt.
Benjamin Schömig (re.) sieht sich Ismailcan Usta gegenüber.
Sascha Kämmer
Beinahe nahtlos knüpfte der Würzburger FV dann in der zweiten Hälfte an die gute Phase an. Ben Müller mit einem Pass nach halbrechts auf Patrick Hoffmann, der gefühlvoll aus circa zwanzig Metern Entfernung in den rechten Torgiebel zum 2:0 für seine Farben traf. Und die Hausherren wollten mehr, erstickten die Konterversuche der Kickers clever im Keim. Ben Müller nach einer gespielten Stunde mit einem Zuckerpass auf Sebastian Fries, allein vor Humpenöder, doch der Kickerstorwart boxt dem WFV-Kapitän das Leder gerade noch vom Fuss. Fries in der 70. Minute wieder einer der Hauptdarsteller, steckte zentral vor dem Sechzehner auf Alex Dan durch, doch wieder stand das Aluminium im Weg, diesmal hatte der Innenpfosten etwas dagegen. Es folgte eine hässliche Szene, in einem zwar emotionsgeladenen, doch bis zur 77. Minute relativ fairen Derby: Sebastian Fries grätschte Ismailcan Usta den Ball vom Fuß und ins Seitenaus, beide Akteure lagen auf dem Rasen. Usta hatte sich nicht unter Kontrolle, verpasste Fries einen Tritt, der sich schmerzvoll am Boden wälzte. Der Schiedsrichter bat den eingewechselten Usta daraufhin zu sich und hielt ihm völlig zu recht die Rote Karte unter die Nase. Die Kickers also nur noch zu zehnt, 0:2 im Rückstand eine knappe Viertelstunde vor dem Ende. Keine rosigen Aussichten mehr, hier noch was mitzunehmen, allerdings bot sich in der 85. Minute den Rothosen durch einen Standart nochmal eine dicke Gelegenheit: Dominik Meisel mit dem hohen Ball von rechts auf Janis Häusler, der die Kugel an die Querlatte setzte. Nachschussmöglichkeit von Niclas Staudt, doch Andre Koob parierte glänzend und machte den Deckel drauf auf den Derbysieg.
Benjamin Schömig (re.) klärt vor Dominik Meisel.
Sascha Kämmer
Auch wenn die U23 der Würzburger Kickers, die wieder mit einer blutjungen Mannschaft angetreten waren (Altersdurchschnitt 19,1 Jahre) nicht ihre beste Leistung abrufen konnten und das Derby verloren, applaudierten die anwesenden Kickersfans ihrer jungen Truppe. Kommenden Samstag ist Bayern Hof zu Gast an der Sieboldshöhe. Auf der anderen Seite des Rasens schlüpfte Dennie Michel in die Rolle des Anheizers und Mannschaft von Marc Reitmeier feierte zum Humba den verdienten Derbysieg mit den Fans. Damit schiebt sich der Würzburger FV in der Tabelle der Bayernliga Nord zwei Plätze nach vorne, von Acht auf Sechs. Zwei Punkte sind es außerdem nur zum neuen Tabellenführer Aubstadt, zudem hat der WFV ein Spiel weniger absolviert, ist auch nach wie vor immer noch die einzige Mannschaft in der Bayernliga Nord ohne Niederlage. Auch am kommenden Samstag, Auswärts beim FSV Erlangen-Bruck soll das sicherlich so bleiben. Doch vorher wartet natürlich noch der zweite Kracher, das Pokalderby gegen die Erste Mannschaft der Würzburger Kickers. Die Pflicht in der Liga hat der Würzburger FV erfüllt. Folgt am Dienstag die Kür, kann der Fünftligist dem Drittligisten ein Bein stellen? Um 18.30 ist Anpfiff in der Sepp-Endres-Sportanlage.
Spielbericht eingestellt am 18.08.2018 21:51 Uhr