von Rudi Dümpert
Was für ein Ende eines Fußballkrimis, in dem die Gäste bis zur 87. Minute einen Punkt mit Hingabe verteidigten und dann doch noch von der Aubstädter Angriffswucht besiegt wurden. Diese Partie der Bayernliga Nord, die der TSV Aubstadt mit 3:1 (0:1) gegen die DJK Gebenbach für sich entschied, war wirklich ein bisschen mehr als nur ein heiß umkämpftes Fußballspiel zweier Mannschaften auf Augenhöhe. In dem die Chancenverteilung freilich etwas völlig Anderes auszusagen hätte.
Die Gäste besaßen letztendlich nur eine Torchance. Ihr 1:0 aus heiterem Himmel von Marco Seifert in der neunten Minute mit dem ersten Kopfball aufs TSV-Tor machte das Vorhaben erster Sieg oder wenigstens Punkt gegen Gebenbach zur Herkulesaufgabe. Einen annähernd gefährlichen Schuss oder Kopfball, der TSV-Keeper Reusch sonderlich prüfte, gab es nur noch ein Mal (72., Becker). Aber über weite Strecken ein ausgeglichenes Spiel zweier sehr guter Mannschaften. Die beide sehr bald damit begannen auszuloten, wie weit die Toleranzgrenze des Spielleiters zu verschieben wäre. Ein Wunder, dass beide bis zum Ende komplett, ohne Platzverweis und unverletzt blieben. Die Gäste gaben keinen Fußbreit nach, überstanden Chance um Chance der Grabfelder. Und als am Ende die Hausherren doch noch den Bock umgestoßen hatten und der Schiedsrichter abpfiff, gab es doch noch einen verdienten Sieger.
Lange Umarmung
Ein Bild fürs Fairness-Album, wie die beiden Trainer Faruk Maloku und Josef Francic aufeinander zugingen und sich lange umarmten, als wollten sie sagen: „Da, schaut her Jungs und Fans, so geht?s auch. Es ist doch alles nur ein Spiel.“ Malokus Statement verdient besonderen Respekt: „Ich glaube, die Zuschauer sind auf ihre Kosten gekommen. Es war ein Spektakel, bei dem sich beide Mannschaften nichts geschenkt haben. Man hat gemerkt, dass sehr viele Emotionen im Spiel waren und keiner verlieren wollte. Letztendlich war Aubstadt aber in der Spielanlage die bessere Mannschaft, während wir über den Kampf kommen mussten. Das Spiel hat die Ersatzbank entschieden, wo Aubstadt brutale Qualität hat und wir leider nicht. Das machte den Unterschied zwischen diesen beiden Mannschaften heute.“
Und Josef Francic sagte: „Ich bin begeistert. Wir haben uns in eine ganz schwierige Situation gebracht wie in den letzten zwei Begegnungen mit ihnen. Der Gegner war sehr schwer zu spielen. Zum Schiedsrichter möchte ich nichts sagen. Meine Spieler haben sich in der Halbzeit beschwert, sie wüssten überhaupt nicht mehr, wie sie in die Zweikämpfe gehen sollen.“ Gleichzeitig bestätigte er den Gästen, das Potenzial zu haben, ganz vorne mitzuspielen. Im Gegensatz zu sonst ungewöhnlich forsch begannen die Aubstädter und der DJK-Schlussmann Michael Nitzbon musste bis zur dritten Minute schon zwei tolle Schüsse von Martin Thomann parieren. In Führung ging aber der Vorjahresfünfte: Der bullige Marco Seifert setzte seine körperlichen Vorteile korrekt im Kopfballduell gegen Dominik Grader ein, ließ Reusch keine Chance.
Abtasten gab es überhaupt nicht in dieser Partie. Von nun an wurde sie nur noch intensiver, hoch emotional und die Nickligkeiten häuften sich. Ungeahndet. Wenn denn Kompaktheit oft als Qualitätsmerkmal einer Mannschaft aufgeführt wird: Zunächst lagen die Gäste an körperlicher und mentaler Kompaktheit vorne, während Aubstadt einen Riesenaufwand betrieb, um noch vor der Pause auszugleichen. Es gelang nicht, dafür kamen sie drei Minuten vor den Schiedsrichtern und Gästen auf den Platz zurück. Ein Demonstration dessen, was sie sich vorgenommen hatten? Francic wechselte erstmals offensiv, Halbspitze (Markus Thomann) für Sechser (Behr), dann dritten Stürmer (Grell) für Zehner (Kleinhenz).
Mit Grell ging auf einmal die Post ab. Kaum eine Minute im Spiel, verlängerte er Fesers Flanke mit dem Kopf auf Dellingers Kopf und der machte das 1:1 (64.). „Da haben wir gesehen, dass noch jede Menge Energie drin steckt und mehr drin ist“, sah?s Francic hinterher im Glücksgefühl. Als auch noch Kraus für Schmidt drin war, überrollte der Überhang an Frische und Qualität in der Breite die Oberpfälzer. Keeper Reusch musste dem TSV erst noch den einen Punkt festhalten, als Nico Becker drauf hielt. Gleiches gelang Gorgiev mit seiner Abwehr auf der Torlinie.
Dellinger wieder zur Stelle
Doch dann war Dellinger mit dem Kopf zum 2:1 (87.) da. Und den Schlusspunkt setzten die beiden Thomänner: Martin flankte zu Grell. Der legte für Markus auf und der machte sein zweites Saisontor. Drei Spiele, neun Punkte, zehn Tore, sechs Torschützen und eine toll besetzte Bank. Francic seufzte: „Schade, dass wir jetzt eineinhalb Wochen nicht weiter machen können.“ Am kommenden Wochenende ist Aubstadt spielfrei, im August warten dann sieben Ligaspiele und möglicherweise zwei Partien im Toto-Pokal auf die Grabfelder.
Spielbericht eingestellt am 23.07.2018 20:28 Uhr