Mit seiner Startelf überraschte der Hofer Coach Alexander Spindler: Der erst 18-jährige Elia Bifano gab sein Startelfdebüt. "Das hat nichts mit dem Spiel in Ansbach zu tun, sondern einfach nur mit der Trainingsleistung", zeigte sich der Hofer Coach begeistert von dem jungen Talent, dem er gegen Forchheim von Beginn an das Vertrauen schenkte. Nach der Pleite in Ansbach dreht der Coach, der wieder auf Routinier Harald Fleischer zurückgreifen konnte, nicht unbedingt an der Personalschraube, sondern eher am Spielsystem. Die Pleite gegen Ansbach wollte der neue Hofer Coach dabei gar nicht überbewerten. Die Niederlage war für ihn abgehakt: "Da hatten wir in der zweiten Hälfte keine Chance!" Aber auch der SpVgg-Coach wusste, dass es nach vier sieglosen Spielen mal wieder Zeit für einen Dreier wurde. Unter Druck sah Alexander Spindler seine Elf dabei aber nicht. Die Gäste - zuletzt in drei der vergangenen vier Spielen erfolgreich - hatten vor der Partie ganz andere Sorgen. Ihnen fehlten weniger die Punkte als das Personal: Mit Firat Güngör und dem beruflich verhinderten Patrick Mai fehlten zwei Spieler aus der Startelf gegen die Reserve der Würzburger Kickers. Dafür rutschten Andre Jerundow und Tobias Eisgrub wieder in die Startelf. Aber auch auf der Gästebank blieb auf der Grünen Au ein Platz leer: Jahn-Coach Christian Springer weilte im Urlaub, dafür übernahm Verteidiger und Co-Trainer Dennis Weiler quasi als Spielertrainer. Neben Güngör und Mai musste er dabei zudem auf David Mai, Bojan Sremcevic und Philipp Nagengast verzichten. Mit einem Punkt hätte sich Teammanager Mesut Kimiz daher im Vorfeld schon anfreunden können. Der Forchheimer spekulierte aber angesichts des Urlaubs von Coach Christian Springer auf ein gutes Omen: "Als er zuletzt im Urlaub war, haben wir gegen Feucht gewonnen!" Unabhängig davon konnten die Gäste aber aus seiner Sicht befreit aufspielen, dennoch warnte er vor der Hofer Elf: "Die brauchen einfach nur einmal einen dreckigen Sieg - aber das muss ja nicht gleich gegen uns sein!"
Matej Kyndl (gelb) setzt Tobias Eisgrub unter Druck. Das sah der Hofer Matchplan aber nicht nur für die ersten Spielminuten vor.
Thomas Nietner
Ganz falsch lag der Forchheimer Teammanager mit seiner Vermutung nicht: Denn von Beginn war Kampf Trumpf. Die Hofer Bayern gingen vorne früh drauf. So der Matchplan der Saalestädter. Aber die ersten gute Möglichkeiten hatten dann dennoch die Gäste: Sebastian Schäferlein hätte so schon nach wenigen Minuten seine Elf in Führung bringen müssen. Das Tor fiel letztendlich wenig später auf der Gegenseite, als Youngster Elia Bifano mit einem schönen Zuspiel Tomas Petracek einsetzte, der die Heimelf mit einem Flachschuss ins lange Eck in Führung brachte. Sollte der Matchplan der Hofer Bayern aufgehen? Danach sah es jedoch nur kurz aus: Denn ein individueller Fehler auf der rechten Abwehrseite ermöglichte dem Jahn den schnellen Ausgleich. Das Manko der Heimelf: Nach vorne war das bis dahin ganz gut anzusehen, aber hinten schlichen sich immer wieder Fehler ein. Das nutzten die Forchheimer schließlich zur Führung aus, als Schlussmann Christopher Schulz Andreas Mönius im Strafraum von den Beinen holte. Dabei hätte der Mittelfeldspieler schon vor dem Foul abschließen müssen. "Wir haben Geschenke verteilt", haderte der Hofer Innenverteidiger Philipp Dartsch, nachdem Patrick Hagen seine Elf vom Elfmeterpunkt in Führung brachte. "Durch zwei individuelle Fehler geraten wir in Rückstand. Zuletzt hatten wir links Probleme, heute dann rechts. Wir haben zu inkonsequent gespielt", verzweifelte Alexander Spindler an der Seitenlinie. Und auch nach vorne ging bei den Saalestädtern nicht mehr allzu viel. Ein Kopfball von Tommy Müller kurz vor der Pause war dabei schon die gefährlichste Torannäherung - und seine letzte Aktion. Denn nachdem der Hofer Neuzugang mit zwei gestreckten Beinen in den Zweikampf gegen Tobias Eisgrub ging, zückte der Schiedsrichter die rote Karte. Der Spielmacher leistete seiner Elf damit einen Bärendienst. Rückstand und Unterzahl: Das sah zur Halbzeit nicht gut aus für die Hofer Bayern.
Richard Steiner (weiß) dreht ab, bevor Matej Kyndl in den Zweikampf kommt.
Thomas Nietner
"Wir wollten in Unterzahl noch einmal alles geben. Was ist uns auch anderes übrig geblieben", gab sich die Elf um Verteidiger Philipp Dartsch noch einmal zuversichtlich. Und siehe da - mit dem Rücken zur Wand lief es nach dem Seitenwechsel bei den Hofer Bayern besser, nachdem der Coach auf eine Viererkette umgestellte hatte. "Die Mannschaft hat Charakter in Unterzahl gezeigt und mutig nach vorne gespielt", zeigte sich Alexander Spindler in jener Phase zufrieden. Konnte er auch, denn seine Elf erzielte durch eine starke Aktion von Tomas Petracek prompt den Ausgleich. Der Hofer Torjäger war dabei von der Gästeabwehr am Strafraum nicht zu stoppen und auch sein Schuss ins lange Eck war für Jahn-Schlussmann Tino Stahl letztendlich nicht zu erreichen. "Unser Plan war, nach der Pause dagegenzuhalten", war Gästeverteidiger Dennis Weiler von der Leistung der Jahn-Elf nach der Pause nicht begeistert. Die Hofer Bayern witterten nun ihre Chance und hatten durch Andreas Knoll nach einer Stunde, die Chance sogar in Führung zu gehen. Das Tor fiel dann aber auf der anderen Stunde: Im dritten Anlauf beförderte der kurz zuvor eingewechselte Steffen Müller den Ball letztendlich über die Torlinie, nachdem Jens Wartenfelser zuvor erst den Pfosten und dann nur die Latte getroffen hatte. Ein weiterer Rückschlag für die Hofer Bayern, die kurz darauf nur noch zu neunt waren. Matej Kyndl musste mit der Ampelkarte vom Platz, so dass die Hofer Bayern fortan nur noch zu neunt spielten. "In Unterzahl haben wir dann weniger gemacht. Das darf uns natürlich nicht passieren", konnten die Gäste aus Sicht von Dennis Weiler die Überzahl aber nicht ausnutzen. Insgesamt sprach der Forchheimer Co-Trainer dabei auch von einer schwachen zweiten Halbzeit. Schwach auch deshalb, weil der Aufsteiger die Hausherren zu lange am Leben ließen. "Die Chancenverwertung war heute unser Manko", wusste auch Dennis Weiler. Allen voran Andi Mönius hatte dabei gleich mehrere Male die Möglichkeit, den Deckel auf den Auswärtssieg draufzumachen. Die Hofer gaben sich aber noch keineswegs geschlagen. Das lobte auch Alexander Spindler nach der Partie: "Die Mannschaft hat in Unterzahl Charakter gezeigt und mutig nach vorne gespielt. Komischerweise ging es mit dem Rücken zur Wand." Die Einstellung stimmt für ihn bei seiner Mannschaft. Zum Ausgleich reichte es für die Hausherren aber nicht. Das lag auch daran, dass Steffen Müller in der 84. Spielminute dann doch endlich das erlösende 4:2 aus Jahn-Sicht gelang. Die Freude währte aber nur kurz: Im Gegenzug gelang Philipp Dartsch der Anschlusstreffer zum 3:4. Und um ein Haar hätte Tomas Petracek in der Schlussminute wirklich noch den Ausgleich erzielt, aber der eingewechselte Ersatzkeeper Patrick Oeser riss gerade noch die Fäuste hoch und rettete damit seiner Elf drei wichtige Zähler.
Tomas Petracek hebt kurzzeitig nach dem Ausgleich ab. Am Ende jubelten aber die Gäste.
Thomas Nietner
"Am Ende war sogar noch der Ausgleich drin", analysierte ein geknickter Alexander Spindler, der auch im dritten Anlauf ohne Sieg blieb. Individuelle Fehler und zwei Platzverweise kosteten den Hofern die Punkte. Auf der anderen Seite sprach Uwe Schüttinger aufgrund der ersten 30 Spielminuten von einem verdienten Gästesieg. Ganz zufrieden war der Forchheimer mit dem Auftritt jedoch nicht: "Wir haben uns aber nicht als die Mannschaft präsentiert, die ich erwarte, wenn wir führen. Wir hätten das ruhiger rausspielen müssen. Wir waren da zu ungenau, zu ungeduldig." Mit dem vierten Sieg im fünften Spiel klettert der Aufsteiger dank des Auswärtscoups auf Rang acht und setzt sich damit im Mittelfeld fest. Die Hofer Bayern verlieren dagegen erst einmal den Anschluss an das hintere Tabellendrittel und müssen sich auf einen längeren Aufenthalt im Tabellenkeller einstellen, auch wenn das Team für den Abstiegskampf zu stark erscheint. Individuelle Fehler kosten den Gelb-Schwarzen aber immer wieder die Punkte.
Spielbericht eingestellt am 02.09.2017 00:27 Uhr