Der Hofer Coach wurde im Vorfeld nicht müde, vor den spielstarken Mittelfranken zu warnen. Noch in der Vorwoche hatte der 41-Jährige den Tabellensiebten selbst unter die Lupe genommen. Doch nach dem Pokalfight unter der Woche gegen Regensburg stand eine andere Elf auf dem Rasen. Die Gäste reisten ersatzgeschwächt nach Hochfranken: Lindner, Janz, Hausner, Herzner und Hagen lagen mit Erkältung flach. Tajak und Abadijew rutschten dafür in die Startelf, in der sich der Gästecoach vor allem um die Offensive sorgte. SC-Coach Baumgart wollte sich aber selbst mit einem Mini-Kader auf der Au nicht verstecken. Im Gegenteil: "Wir wollen hier mitspielen, auch wenn wir natürlich ohne Hagen und Herzner gerade nach vorne eine große Baustelle haben." Recht optimistisch wirkten die Mittelfranken, für die es in dieser Saison nur noch um die "goldene Ananas" geht, nicht unbedingt. Ganz anders die Hofer Bayern: Sie brannten bei strahlendem Sonnenschein regelrecht auf die Partie. Daran konnte nicht einmal der holprige Rasen etwas ändern. Personelle Sorgen hatte Miloslav Janovsky dagegen wenige: Lediglich Harald Fleischer musste mit muskulären Problemen passen. Für den Außenverteidiger und Ales Ivasko rutschten der zuletzt gesperrte Edurard Root und der lange verletzte Cosmin Ichim in die Startelf.
Das tat weh: Thomas Dotterweich (li.) kommt gegen Eduard Root einen Schritt zu spät.
Thomas Nietner
Und die Hofer Bayern legten los wie die Feuerwehr: Von Beginn an hatten die Gelb-Schwazren den Vorwärtsgang eingelegt. So schnell wie Florian Thierauf schon nach zwei Spielminuten den Führungstreffer erzielte, blieb nicht einmal Zeit über den ausbleibenden Elfmeterpfiff zuvor aufzuregen. Letztendlich wäre das auch nur Zeitverschwendung gewesen. "Die Jungs waren richtig heiß", stellte der Hofer Coach fest. Und nicht nur das: Die Hofer Bayern waren zudem oder gerade deswegen deutlich überlegen. Der Siegeswillen war den der Saalestädtern nicht abzusprechen. Mit viel Tempo schalteten sie nach Ballgewinn stets schnell um. Über die schnellen Außen der Hofer wurde es so meist immer brandgefährlich. Die Gäste fanden selten eine Möglichkeit, die Hofer zu stoppen, ließen aber auch jegliche Kompaktheit vermissen. "Es lief einfach von Anfang an bescheiden", so SC-Kapitän Thomas Dotterweich, den die Gastgeber äußerst effektiv aus dem Spiel nahmen. Dennoch hatten die Erlanger in der Anfangsphase dennoch die eine oder andere gute Kontermöglichkeit. Richtig gefährlich wurde es allerdings nicht. SpVgg-Keeper Jiri Bertelmann verlebte einen geruhsamen Nachmittag. Ein Offensivfeuerwerk brannten dagegen seine Teamkollegen ab: Thierauf und Rupprecht scheiterten allerdings mit ihren Schüssen aus der zweiten Reihe knapp. Besser machte es da schon der Hofer Kapitän Christian Schraps, der das Spielgerät nach einer Knoll-Flanke per Kopf über die Torlinie drückte. Wenn schon der Spielführer mit dem Kopf trifft, dann schien offenbar alles möglich an diesem sonnigen Tag. Angetrieben vom begeisterten Hofer Publikum spielten sich die Gastgeber förmlich in einen Rausch. Vor allem Maximilian Krauß sprüte einmal mehr vor Spiellaune. Auf einen Torerfolg musste der Hofer Publikumsliebling aber noch bis nach der Halbzeit warten. Kurz vor der Pause hätte dagegen vielmehr Gästeakteur Tom Abadjiew der Hofer Party einen Dämpfer verpasst, als er sich auf der rechten Seite ein Herz fasste und einfach mal vom Strafraum abzog. Da fehlte nicht viel. Es sollte die beste Möglichkeit der Gäste bleiben. "Da hätten wir dem Spiel noch einmal eine Änderung geben können", analysierte SC-Coach Hendrik Baumgart nach der Partie. So war seine Mannschaft aber noch mit zwei Gegentoren ganz gut dabei.
Andreas Knoll wird bei einem seiner vielen Flankenläufen von Patrick Fuchs (schwarz) gestoppt.
Thomas Nietner
Das sollte sich in der zweiten Hälfte aber erneut schnell ändern. Wieder brauchten die Hofer Bayern keine zwei Zeigerumdrehungen, ehe der Torjubel auf der Grünen Au erneut ertönte. Maximilian Krauß hatte Timo Bäuerle den Ball vom Fuß gestohlen und stand so alleine vor Keeper Dening, der nur noch das runde Leder aus dem Tornetz holen konnte. Die endgültige Entscheidung in einer einseitigen, aber unterhaltsamen Begegnung - zumindest soweit man Fan der SpVgg Bayern Hof war. "Es kommt selten vor, dass ich mal ein Spiel nach 50 Minuten ohne Stress anschauen kann", so der Hofer Coach. Für die Gäste wurden die kommenden Spielminuten dagegen nun richtig bitter. Nach einer Notbremse von Verteidiger Timo Bäuerle am einschussbereiten Eduard Root mussten die Erlanger auch noch in Unterzahl agieren. Torjäger Martin Holek ließ sich die Gelegenheit natürlich nicht entgehen und erhöhte auf 4:0. SC-Coach Hendrik Baumgart sah nun eine Debakel auf seine Rumpfelf zukommen und stellte auf eine Fünferkette um. Aber auch diese Variante erwies sich gegen spritzige Hofer als äußerst löchrig. Ein weiterer Vorteil: Während die Hochfranken von der Bank weiter zulegen konnten, war das Gästekontingent erschöpft, als Tom Abadjiew vom Platz humpelte. "Es kam einfach alles zusammen", so Hendrik Baumgart. Da hatte Martin Holek aber bereits ein zweites Mal zugeschlagen. Sein Doppelpack war angesichts der Maßflanke des eingewechselten Sandro Pasalics für den baumlangen Angreifer aber ein Kinderspiel. Doch die Hofer Fans hatten immer noch nicht genug und peitschten ihre Elf weiter nach vorne. Die Gäste waren in der Schlussphase nur noch ein Sparringspartner. Andre Biermeier machte kurz vor dem Schlusspfiff dann noch das halbe Dutzend voll. An diesem Tag klappte einfach alles.
Für die Hofer Bayern war das 6:0 gleichzeitige der höchste Saisonsieg. Durch den Punktverlust von Spitzenreiter Großbardorf konnten die Saalestädter den Rückstand auf vier Punkte verkürzen. Mit zwei Nachholspielen in der Hinterhand könnten die Gelb-Schwarzen sogar noch an den Galliern vorbeiziehen. Wäre da nicht die Bamberger Insolvenz. Die könnte die Tabelle noch einmal zu Ungunsten der Hofer Bayern verschieben. "Das können wir aber nicht ändern", fokussiert sich Miloslav Janovsky weiter ganz auf den sportlichen Bereich. Während auf seine Elf am kommenden Sonntag in Burglengenfeld eines von neun weiteren Endspielen warten, geht es für Eltersdorf in Fronlach in erster Linie um Wiedergutmachung für die heftige Pleite in der Saalestadt.
Spielbericht eingestellt am 02.04.2016 20:39 Uhr