Im Duell der beiden „Kellerkinder“ Selbitz und Erlangen-Bruck ging es für beide Vereine vor allem darum, ihre aktuelle Notlage im Abstiegskampf vor der bevorstehenden Winterpause noch deutlich zu verbessern. In einem sogenannten „Sechs-Punkte-Spiel“ bestand für die Frankenwäldler, die zuletzt auf eine kleine Serie von drei ungeschlagenen Spielen zurückschauen konnten, die Möglichkeit, einen direkten Konkurrenten auf neun Punkte zu distanzieren. Wollten die Brucker nicht weiter an Boden verlieren und ein Überwintern im tiefsten Tabellenkeller verhindern, zählte für sie nach einer Serie von sechs sieglosen Begegnungen ebenfalls nur ein Sieg. Der Punktgewinn in der vergangenen Woche gegen Regensburg ließ das Team von Trainer Normann Wagner zumindest auf eine Trendwende hoffen, wobei der Coach eher von Punktverlust sprach: „Wir lassen immer wieder unsere Chancen leichtfertig liegen, normal hätten wir sechs Punkte aus den letzten beiden Spielen holen müssen“. Aber die Köpfe lässt man deswegen bei den Mittelfranken noch lange nicht hängen: „Jeder weiß, was in Selbitz auf dem Spiel steht. Aber selbst bei einer Niederlage ist unser Ziel, der Relegationsplatz, weiter in drin. Selbitz hat da schon den höheren Druck und muss was machen“. Darin sieht Wagner auch die Chance seiner Elf und erwartet eine ganz andere Partie wie das Hinspiel, das die Oberfranken mit 2:1 für sich entscheiden konnten. Gegen einen Heimsieg hätte auch SpVgg-Coach Sven Lauterbach nichts einzuwenden, schließlich datiert der letzte Heimdreier vom 27.7.13. Allerdings sah er seine Mannschaft nicht unbedingt unter Druck und erwartete vielmehr ein Duell auf Augenhöhe: „Wir wussten, dass wir gegen den Abstieg spielen, von daher ist die Situation für uns nicht unerwartet. Es wird wohl die Tagesform entscheiden“. Optimistisch stimmte ihn dabei die zuletzt gezeigte Leistung seiner Elf, so dass er auch ohne Murat Gedik (beruflich verhindert), Christopher Kuhnlein (Bänderverletzung) und Giorgio Arancino (privat verhindert) einen Sieg im Kellerduell anpeilte. Bitter wog jedoch der kurzfristig berufsbedingte Ausfall von Stammkeeper Sascha Prell.
Elfmeter: Daniel Kratz holt Andreas Geupel von den Beinen.
Thomas Nietner
Der Ausfall des Torwart-Routiniers sollte sich gleich in der Anfangsphase bemerkbar machen, denn sein Vertreter Yilmaz Yasin schien sichtlich nervös und strahlte nicht unbedingt die Sicherheit der etatmäßigen Nummer eins aus. Nachdem ein anfänglicher Wackler noch unbestraft blieb, brachte sein Zögern bei einer weiten Flanke aus dem Halbfeld sein Team früh in Rückstand. Einen Umstand, den man eigentlich tunlichst vermeiden wollte. Denn dadurch baute man die Gäste noch weiter auf, die die Selbitzer Verunsicherung gleich darauf mit einem weiteren Treffer bestraften. SpVgg-Schlussmann Yasin war hierbei allerdings machtlos, als Rafael Hinrichs nach einer Kopfballverlängerung frei am Strafraum auftauchte. Dabei hatten sich die Gastgeber doch einiges für das Kellerduell vorgenommen. Auf dem Platz konnten sie dies allerdings in den Anfangsminuten nicht zeigen. Sichtlich verkrampft und ohne viel Bewegung waren sie zwar wie erwartet bemüht, das Spiel zu bestimmen, aber blieben letztendlich vor dem Tor ungefährlich. Stürmer Markus Bächer hing in der Luft. Die meist lang gespielten Bälle auf den Stürmer waren einfache Beute der FSV-Abwehr um den großgewachsenen Innenverteidiger Schulze-Zuchau. Aber auch im Umschaltspiel und im Spielaufbau agierten die Lauterbach-Schützlinge einfach zu langsam, um die Gäste nur annähernd unter Druck zu setzen. Lediglich über die rechte Angriffsseite mit Andreas Geupel und Fabian Elbl kam man wenigstens ansatzweise in Strafraumnähe. Die Gäste nutzten dagegen die Verunsicherung der Heimelf und wurden mit zunehmender Spieldauer immer mutiger. FSV-Kapitän Wiesenmayer zog im Mittelfeld die Fäden und setzte seine Mitspieler wiederholt gekonnt in Szene. Der quirlige Tolga Toker und wenig später auch Oguz Aytan hätten bereits Mitte der ersten Hälfte mit dem dritten Treffer alles klar machen können, bevor die Heimelf überhaupt ins Spiel gefunden hätte. Spätestens als ein Wiesenmayer-Freistoß kurz vor dem Seitenwechsel an die Latte klatschte, lag die Vorentscheidung in der Luft. Aber sie sollte nicht fallen. Vielmehr beschäftigte eine vermeintliche Tätlichkeit von FSV-Stürmer Fabian Waldmann an Maximilian Lang die einheimischen Gemüter. Mit wütenden Protesten wurde Schiedsrichter Darandik daraufhin in die Kabine begleitet. Über die verdiente Gästeführung gab es dagegen nichts zu diskutieren. Angesichts der harmlosen Angriffsbemühungen der Spielvereinigung schien zur Halbzeit vieles auf einen Auswärtserfolg der Mittelfranken hinzudeuten.
Gefeierter Held: Matchwinner Daniel Sam.
Thomas Nietner
Doch weit gefehlt. Mit der Einwechslung von "Joker" Daniel Sam sollte SpVgg-Coach Sven Lauterbach einen wahren "Glücksgriff" landen. Mit der Umstellung auf ein 4-4-2-System mit zwei Stürmern kam endlich mehr Schwung in den bis dahin lauen Angriff der Gastgeber. Auch Ricardo Persigehl hatte nun auf dem rechten Flügel wesentlich mehr gelungene Aktionen als zuvor im Zentrum. Mit Daniel Sam im Sturmzentrum fanden die langen Bälle der Heimelf nun auch einen Abnehmer, so dass die Lauterbach-Elf druckvoller und zielstrebiger ans Werk ging. FSV-Innenverteidiger Paul Schulze-Zuchau hatte im Vergleich zur ersten Hälfte nun Schwerstarbeit gegen den langen Daniel Sam zu verrichten. Nach einer Ecke konnte aber auch er den Anschlusstreffer nicht verhindern, als sich Sam im Ballgewühl energisch durchsetzte. Ein Treffer, der die Selbitzer wieder an sich glauben ließ. Endlich fand die Lauterbach-Elf zu ihrem Spiel und präsentierte sich im Vergleich zu den ersten 45 Spielminuten wie verwandelt. Der FSV hatte dem nur noch wenig entgegen zu setzen und ließ sich immer weiter in die eigene Hälfte drängen. Ein Ausgleich schien nur noch eine Frage der Zeit - spätestens als Schiedsrichter Daniel Darandik nach einem Foulspiel von Daniel Kratz an Andreas Geupel auf den Elfmeterpunkt zeigte. Doch der Brucker-Torwart Jonathan Faerber hielt den schwach geschossenen Schuss von Fabian Gabler und damit die Führung fest. Eine Führung, die allerdings nur noch eine Minute Bestand haben sollte: Daniel Sam besorgte mit einem wuchtigen Kopfball den mittlerweile verdienten Ausgleich. Als erneut Kratz Persigehl im Strafraum zu Fall brachte, krönte sich Daniel Sam mit dem sicher verwandelten Elfmeter endgültig zum "Held des Tages". Vorausgegangen waren allerdings wütende Proteste der Gäste, die sich mit dem erneuten Elfmeterpfiff vom Schiedsrichter um ihren verdienten Lohn gebracht sahen. Doch auch ohne den Unparteiischen hätte die Wagner-Elf noch einen Punkt aus dem Frankenwald mitnehmen können. Aber SpVgg-Schlussmann Yasin Yilmaz rettete kurz vor Schluss mit einer tollen Parade gegen Thomas Wilke schließlich seiner Elf den ersehnten Heimsieg und bügelte damit seinen anfänglichen Fehler wieder aus.
Während den Oberfranken durch den "Heimdreier" der Sprung auf den zwölften Tabellenplatz gelang, sitzen die Brucker weiter tief im Tabellenkeller fest. Durch die schwache Chancenverwertung brachten sich die Gäste selbst um wertvolle Punkte im Abstiegskampf. Bereits am nächsten Wochenende sollten aber im Heimspiel gegen den krisengebeutelten ASV Hollfeld angesichts der gezeigten Leistung endlich ein dreifacher Punktgewinn drin sein. Dank des bärenstarken Daniel Sam können die Frankenwäldler sogar auf einen Nichtabstiegsplatz überwintern - vorausgesetzt man legt auch im letzten Heimspiel des Jahres gegen die Regensburger Reserve nach und baut die Serie von vier ungeschlagenen Spielen weiter aus. Allerdings sollte sich die Spielvereinigung nicht alleine auf Daniel Sam verlassen. Schließlich gelingen auch dem "Joker" nicht in jedem Spiel drei Treffer in 36 Minuten.
Spielbericht eingestellt am 23.11.2013 19:52 Uhr