Strohhalmspiel auf der Grünen Au. Ausgerechnet gegen die kleinen Nürnberger war der ehemalige Club-Spieler und jetzige Hofer Trainer Norbert Schlegel zum Siegen verurteilt, wenn man die Relegationsplätze nicht vollends aus den Augen verlieren wollte. Dabei dürfte ihm besonders Hoffnung gegeben haben, dass sich zumindest bei der Offensivabteilung das Lazarett mittlerweile gelichtet hat. Lediglich auf Peripan Gashi nach seiner Ampelkarte und Routinier Daniel Felgenhauer nach fünfter Verwarnung musste verzichtet werden. Für den kleinen Club ging es hingegen darum, Spitzenreiter Illertissen auf den Fersen zu bleiben. Während „Phantom“ Marek Mintal nach seiner Testspielpause unter der Woche wieder mit von der Partie war, mussten die Mittelfranken neben einigen Langzeitverletzten auch Noah Korczowski ersetzen, der mit der U19-Nationalmannschaft im Länderspieleinsatz war.
Cem Ekinci (li.) hat sich die Kugel zu weit vorgelegt und muss sie Florian Ballas überlassen.
Hans Wunder
Wenige Minuten waren gespielt, da prüfte Cem Ekinci gleich FCN-Keeper Patrick Rakovsky aus halbrechter Position, der aber mit dem Flachschuss keine Probleme hatte. Doch die Marschroute der Platzherren war klar: Kein übertriebener Respekt gegen die mit Aufstiegsambitionen behaftete Bundesligareserve. Danach stellte erst Philip Klement mit einem tückischen Schlenzer den Hofer Torwart auf die Probe, bevor Christian Schraps auf der anderen Seite mit einem fulminanten 23-Meter-Schuss nur die Latte traf. Jetzt war die Zeit reif für den ersten Treffer und der ließ nicht lange auf sich warten. Ein Traumpass des wieder genesenen Florian Ascherl sorgte dafür, dass Mais Djeladini nur noch Ngadjui Ngadeau vor sich hatte und als der Hofer Stürmer fiel, zeigte der Referee auf den Punkt und stellte den Abwehrspieler vom Platz. Die Freude der Hofer über den verwandelten Strafstoß währte aber nur kurz. Nach einem Eckball verharrten die Schlegel-Schützlinge gegenüber Marek Mintal in Ehrfurcht, so dass der ehemalige Bundesligatorschützenkönig den Ball im Strafraum annehmen, sich kurz vorlegen und flach zum Ausgleich einschießen konnte. Erneut zeigten die abstiegsgefährdeten Gastgeber eine Reaktion und als Cem Ekinci einen Querpass ablauschte und alleine auf das gegnerische Tor zusteuerte, schob er noch vor der Pause kaltblütig zur erneuten Führung des Außenseiters ein. So konnte es nach dem Geschmack der leidgeprüften, gelbschwarzen Fans auch nach der Pause weiter gehen.
Obwohl sich der eingewechselte Christopher Klaszka (li.) hier durchsetzt, konnte er die Niederlage nicht abwenden.
Hans Wunder
Der erste Heimsieg gegen Gäste in Unterzahl war greifbar nahe, sofern beide Teams ähnlich wie in der ersten Hälfte zu Werke gehen würden. Doch das taten sie nicht. Die Nürnberger übernahmen jetzt plötzlich auch mit einem Akteur weniger die Initiative und berannten mit gutem Spielverständnis und Zweikampfstärke den Hofer Kasten. Zunächst entwickelten sich zwar noch keine Gelegenheiten, doch die Schlegel-Elf schaffte es kaum mehr, sich zu befreien. Ungenaue Pässe und erfolglose Dribblings sorgten in der Folgezeit kaum mehr für Entlastung. So kam, was kommen musste. Nach einem Fehlpass von Maid Djeladini zog Felicio Brown Forbes aus gut 25 Metern einfach mal ab und die Kugel schlug neben dem Pfosten zum Ausgleich ein. Jetzt wollten die Club-Spieler den Sieg und blieben weiter dran. Als kurz darauf die Hofer Abwehr über die rechte Seite ausgehebelt wurde und der Rückpass von der Grundlinie den sieben Meter vor dem Tor postierten Antonio Colak erreichte, traf der eingewechselte Stürmer den Ball nicht richtig. Doch der Roller aus kurzer Entfernung passierte Freund und Feind und fand erst im Netz einen Widerstand. Jetzt versuchten es die Bayern mit der Brechstange, und obwohl sich auch Keeper Berchtholdt am Sturmlauf in den Schlussminuten noch beteiligte, blieb nur noch die Gelegenheit von Marcel Findeiß, der von der Strafraumgrenze nach Klaszka-Vorarbeit nur einen Defensivmann, nicht aber das Tor traf.
Besonders im zweiten Abschnitt haben die Nürnberger gezeigt, dass man mit ihnen im Meisterschaftsrennen rechnen muss. Spielstark, kompakt und mit mehreren ausgezeichneten Einzelkönnern wie Marek Mintal ausgestattet, darf man von den Mittelfranken noch einiges erwarten. Für die Hofer wird sich dagegen in den nächsten drei Partien gegen unmittelbare Konkurrenten entscheiden, ob man im neuen Jahr zumindest noch auf einen Relegationsplatz hoffen darf.
Spielbericht eingestellt am 14.10.2012 12:47 Uhr