Die Schweinfurter holten im Jahr 2023 einen Punkt aus vier Spielen. Aubstadt hingegen konnte noch gar keinen Zähler holen, denn man verlor zwei Mal jeweils mit 0:1. Also nicht einmal ein Tor gelang der Mannschaft von Victor Kleinhenz nach der Winterpause, was man natürlich schleunigst ändern sollte. Im Gesamtklassement haben sich die beiden Klubs aus Unterfranken in der unteren Tabellenhälfte einordnen müssen. Der Vorsprung auf die Relegationsplätze ist überschaubar gering. Aubstadt hat drei Zähler Vorsprung, während die Schweinfurter nur einen Punkt Vorsprung vor der Abstiegszone haben. Im heimischen Lager herrscht unter dem neuen Trainer Marc Reitmaier Optimismus, da man zuletzt ansteigende Tendenzen zeigte. Erst bei Bayern konnte ein 0:2-Rückstand aufgeholt werden, da unterlag man trotzdem mit 2:3. Zuletzt in Fürth holte man ebenfalls einen 0:2-Rückstand auf und sicherte sich einen Zähler gegen den direkten Konkurrenten. "Die Mannschaft hat in beiden Spielen unglaubliche Moral gezeigt. Das stimmt mich positiv. Das spricht für die Mentalität in dieser Truppe", erklärt Marc Reitmaier. Er sieht noch einen wichtigen Grund, der von außen kommt: "Unsere Fans haben uns in München und in Fürth herausragend unterstützt. Das gibt uns Power. Ich hoffe natürlich, dass wir diese Fan-Unterstützung auch im Heimspiel gegen den TSV Aubstadt bekommen werden." Marc Reitmaier wünscht sich in seinem dritten Spiel als Schnüdelcoach aber auch noch etwas anderes. "Wir sind zweimal 0:2 in Rückstand geraten. Dieses Mal wollen wir von der ersten Minute an hellwach sein, wollen vor allem dieses Mal mit 1:0 in Führung gehen und nicht wieder einem Rückstand hinterherlaufen." Sein Gegenüber Victor Kleinhenz vermisst die Leichtigkeit bei seiner Mannschaft, die sie ausgezeichnet hat und mit der die Grabfelder erfolgreich waren. Der Aubstadt-Coach ist allerdings zuversichtlich, dass man den Negativlauf unbedingt beenden werde. Da sei Schweinfurt genau der richtige Gegner. Denn für dieses Derby muss er keinen Spieler besonders zu motivieren. Das passiert praktisch ganz von selbst. "Wenn wir dieses Derby für uns entscheiden wollen, dann brauchen wir mehr Energie im Spiel und wir brauchen mehr Tormöglichkeiten, als zuletzt", so Kleinhenz abschließend, der für die ein oder andere Überraschung in der Aufstellung sorgen könnte. Leon Heinze fehlt wegen seiner Gelb-Rot-Sperre, Patrick Hoffmann laboriert weiterhin am Patellasehnenriss. Nils Piwernetz zog sich einen Bänderriss im Sprunggelenk zu. Auch der Einsatz von Mike Dellinger und Ingo Feser nach deren Verletzungen sei noch keine Option. Bei Schweinfurt fehlt bei Marc Reitmaiers Cheftrainer-Heimdebüt der gelbgesperrte Kapitän Lukas Billick.
Gästeakteur Jens Trunk (li.) führt den Ball vor dem Schnüdel Malik McLemore.
Alexander Grober
Von Beginn an konnte man beiden Seiten anmerken, dass die Begegnung einen hohen Stellenwert genoss. Dementsprechend wenig Risiko gingen beide Seiten in der Anfangsphase ein. Es waren im Grunde ausschließlich lange Bälle, die zwischen den Sechzehnern in der Anfangsviertelstunde umhersegelten. Bei Aubstadt fehlte die letzte Entschlossenheit ab circa 20 Meter vor dem Tor, wie auch bei den Schnüdeln. Doch nach 16 Minuten hatten die Gäste aus dem Grabfeld die erste gefährlichere Aktion des Spiels. Es war ein Freistoß aus dem Halbfeld, den die Schnüdel nicht entscheidend klären konnten. So probierte es Christian Köttler mit einem Schlenzer, den aber Schnüdel-Keeper Bennet Schmidt um den Kasten lenken konnte. Begünstigt von einem FC-Verteidiger gingen die Aubstadter nach 22 Minuten mit 0:1 in Führung. Harlaß setzte bei einem zu kurzen Rückpass zu Schlussmann Schmidt nach und kam vor dem heimischen Keeper an den Ball. Er umkurvte ihn und musste dann nur noch ins leere Tor einschieben. Das war die erste wirklich gefährliche Aktion des Spiels. Nur fünf Zeigerumdrehungen später eine ähnliche Szene auf der Gegenseite. Leonard Langhans spielte einen Querpass direkt in die Füße von Benjamin Hadzic. Er konnte die Chance allerdings nicht nutzen - Maximilian Weisbäcker machte sich groß und konnte die Riesenchance für die Schweinfurter entschärfen. In der 29. Minute war erneut der auffällige Philipp Harlaß im Zentrum der Geschehnisse. Sein Sololauf sollte nicht von Erfolg gekrönt sein - diesmal parierte Bennet Schmidt klasse. In der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit kam dann die Mannschaft von Marc Reitmaier deutlich besser auf und man wurde zwingender. In dieser Phase hatte Pascal Moll in der letzten regulären Spielminute der ersten Halbzeit die beste Gelegenheit. Aubstadt konnte eine Hereingabe von Engel nicht klären. So kam Pascal Moll zum Abschluss, doch Maximilian Weisbäcker im TSV-Kasten bewahrte sein Team vor dem Ausgleichstreffer. Das 0:1 für die Grabfelder war auch gleichzeitig der Halbzeitstand.
Schweinfurts Ivan Mihaljevic (re.) schlägt das Leder unter Augen von Marco Nickel aus der Gefahrenzone.
Alexander Grober
Mit der Einwechslung von Adam Jabiri zur zweiten Halbzeit schien nochmal ein Ruck durch die Mannschaft der Schnüdel gegangen zu sein. Denn man machte direkt druckvoll weiter. Nach sechs Spielminuten hatte Tim Kraus alleine vor Gästekeeper Weisbäcker eine Riesenchance, doch der TSV-Schlussmann parierte im Eins-gegen-Eins mit einer Fußabwehr klasse. Doch auch in der Folgezeit konnten Jacob Engel (52.) und der spielende Co-Trainer Adam Jabiri drei Minuten später gute Einschussmöglichkeiten nicht nutzen. In dieser Phase des Spiels hatte die Mannschaft von Victor Kleinhenz einiges an Glück, den Ausgleichstreffer zu verhindern. Auch Keeper Maximilian Weisbäcker reagierte das ein oder andere Mal klasse. So auch in der 62. Minute gegen Malik McLemore, der auch nicht den Ausgleichstreffer erzielen konnte. Der Schnüdel-Bann war dann nur wenig später gebrochen, als Lukas Aigner mit seinem abgefälschten Abschluss den 1:1-Ausgleichstreffer erzielen konnte. Danach war das Spiel vollkommen offen, beide Seiten hatten ihre guten Szenen. Aubstadt meldete sich in der 67. Minute zurück, als Timo Pitter über rechts marschieren konnte und Joshua Endres am ersten Pfosten sah. Doch er brachte das Leder nicht unter Kontrolle. Das Spiel blieb auf Messers Schneide vor den ca. 1500 Zuschauern. Knappe zehn Minuten vor dem Ende gab es nach einem überharten Foulspiel von Tim Kraus den Roten Karton für den Schweinfurter. In gleicher Aktion sah Aubstadts Innenverteidiger ebenfalls die Rote Karte, da er einen heimischen Akteur aus der Emotion heraus zu Boden stieß. In der 84. Minute verpasste der eingewechselte Aubstadter Co-Trainer Christopher Bieber eine Hereingabe im Zentrum per Kopf. Die Schlussphase waren die Kleinhenz-Mannen dann wieder etwas drückender, doch am Ende konnten sich die Schnüdel mit dem Last-Minute-Siegtreffer belohnen. Schweinfurt spielte einen langen Ball in den Lauf von Jabiri. Der legte quer zum verwaisten Benjamin Hadzic, der Maximilian Weisbäcker im TSV-Tor keinerlei Abwehrchance ließ. Danach brachen bei den 05ern alle Bänne und man jubelte ausgelassen. Als man auch die fünf Minuten Nachspielzeit überstand, konnten die Kugellagerstädter aufatmen über immens wichtige drei Punkte im Unterfrankenderby. Perfekter Einstand für Marc Reitmaier bei seiner Heimspielpremiere an der Seitenlinie, wohingegen die Blicke beim TSV Aubstadt nun endgültig mehr nach unten gerichtet sein dürften.
Erzielte spät den 2:1-Siegtreffer und ließ sich berechtigerweise feiern: Schnüdel-Akteur Benjamin Hadzic.
Alexander Grober
Jubel der Schnüdel
Alexander Grober
Spielbericht eingestellt am 18.03.2023 17:38 Uhr