Kickers-Trainer Marco Wildersinn lebt erst gut ein viertel Jahr in Unterfranken. Zum TSV Aubstadt hat der 42-Jährige dennoch bereits eine auf seine Weise recht innige Beziehung. Dadurch, dass die Rhön-Grabfelder immer den nächsten Kickers-Gegner davor spielten, schaute sich der Ex-Hoffenheimer im Grunde jedes Aubstadt-Spiel auf Video an. Überraschen konnte ihn sein Pendant an der Seitenlinie des TSV Aubstadt, Victor Kleinhenz, bei direkten Aufeinandertreffen im Grunde also fast nicht. Die Heimelf vertraute vor der prächtigen Kulisse von 1650 Zuschauenden an diesem „goldenen“ Herbsttag auf seine gewohnte Stammformation. Auch Wildersinn vertraute dem selben Personal wie zuletzt. Mittelfeldspieler Dardan Karimani, zuletzt immer Bankspieler, musste Aufgrund einer Verletzung am Innenband aussetzen. Bei Aubstadt standen mit Sturmtank Christopher „Bibo“ Bieber und Rechtsverteidiger Leonard Langhans zwei Ex-Kickers in der Startelf.
König der Lüfte? Kickers-Kapitän Peter Kurzweg köpft zum 0:1 nach einer Flanke von Ivan Franjic ein.
Steffen Krapf
„Bibo“, einst Aufstiegsheld unter Bernd Hollerbach im Regionalliga-Jahr 2014/15, sorgte dann nach nicht einmal zwei Minuten auch fast für den Traumstadt der Gastgeber. FWK-Keeper Marc Richter verhinderte mit einem grandiosen Reflex den frühen Rückstand seiner Elf. Die Kickers standen mit ihrer Defensivreihe ungewohnt tief. Kein Wunder, Wildersinn betonte schon häufig, dass er Aubstadt für eine der spielstärksten Teams der Liga hält. Im Angriff allerdings liefen die Rothosen-Angreifer permanent und aggressiv an. TSV-Keeper Lukas Wenzel und seine Vordermänner gerieten viel unter Druck, leisteten sich aber keine Fehler im Spielaufbau. Aubstadt wirkte in der Anfangsviertelstunde zielstrebiger und druckvoller im Angriff. Doch das erste Mal zappelte der Ball im Heimtor. Tim Hüttl köpfte das Leder nach einer Flanke von Benjika Caciel ins eigene Tor. Glück für die Hausherren: Schiedsrichter Stefan Treiber pfiff den Treffer zurück, aufgrund eines angeblich vorausgegangenen Foulspiels von FWK-Stürmer Saliou Sané. Zwei Minuten später war es dann aber so weit: Wieder eine Flanke, wieder sah TSV-Torhüter Wenzel dabei nicht sonderlich sicher aus, wieder zappelte der Ball im Netz. Peter Kurzweg stieg am zweiten Pfosten am höchsten und versenkte aus spitzen Winkel. Diesmal alles regulär: 0:1.
Die Kickers nutzten das Momentum. Timo Pitter verpasst für Aubstadt in der 19. Minute den Ausgleichstreffer. Drei Minuten später traf Saliou Sané eiskalt auf der Gegenseite zum 0:2, nach einer mustergültigen Vorlage von Benyas Junge-Abiol. Auch wenn Aubstadt durch den Doppelschlag etwas angeknockt wirkte, blieb die Kleinhenz-Elf weiter gefährlich. Ben Müller hatte die Riesenchance auf den Anschluss – scheiterte jedoch am überragenden Marc Richter im Tor (25.). Mit dem Pausenpfiff hätte Kickers-Sechser Maximilian Zaiser fast die Vorentscheidung erzielt. Sein Volleyschuss aus 16 Meter strich hauchzart über die Querlatte.
Ingo Feser vom TSV Aubstadt und Benyas Junge-Abiol lieferten sich auf dem Flügel einige packende Duelle.
Steffen Krapf
Nach attraktiven und flotten ersten 45 Minuten ging es nach dem Seitenwechsel deutlich gediegener zu. Der Tabellenzweite aus Würzburg war um Dominanz und Spielkontrolle bemüht. Das gelang der Wildersinn-Elf auch weitgehend. Aubstadt steckte jedoch nach wie vor nicht auf. Einen Distanzschuss von Langhans parierte Richter mit einer schönen Flugeinlage (51.). Auf der gegenüberliegenden Seite konnte sich auch Wenzel endlich mal auszeichnen, mit einer Flugparade nach Sanés Schuss aus 18 Metern (54.). „Bibo“ Bieber verpasste anschließend auch seine zweite dicke Chance des Spiels (57.). Nach der Hereinnahme von Abwehrspieler Marius Wegmann gut zwanzig Minuten vor Schluss stellten die Kickers von ihrem 4-3-3 auf ein 3-5-2 um. Spannend wurde es in der Schlussphase nicht mehr. Richter und Wegmann sei Dank. Max Schebak, Sturmspitze der Aubstädter und bis dato ziemlich wirkungslos, hatte in der 74. Minute eine Doppelchance auf den Fuß, scheiterte erst an Richter und dann an Wegmanns Rettungsaktion vor der Linie. Endgültig vorbei war es für die Aubstädter zwei Minuten später. Der unglücklich agierende Hüttl flog nach einer harten aber wohl berechtigten Roten Karte wegen Notbremse gegen Junge-Abiol kurz vor dem Aubstädter Strafraum vom Feld. Den fälligen Freistoß verwandelte Franjic direkt zum 0:3-Endstand. Der bei den Kickers eingewechselte Fabrice Montcheu hatte drei Minuten vor Ende die einhundertprozentige Chance zum 0:4. Sein Kopfball nach Flanke des ebenfalls eingewechselten Tim Littmann ging ganz knapp über das Tor.
Auch das noch: Tim Hüttl, Abwehrmann des TSV Aubstadt, flog nach einer Notbremse gegen Benyas Junge-Abiol mit Rot vom Feld.
Steffen Krapf
Ein 0:4 wäre dann aber auch des Guten zu viel gewesen. Der TSV Aubstadt verkaufte sich gegen den Tabellenzweiten mehr als teuer. Die Kickers durften sich bei Torhüter Marc Richter und der eigenen Effizienz im Abschluss bedanken, dass es am Ende ein ganz souveräner Auswärtssieg geworden ist.
Spielbericht eingestellt am 22.10.2022 20:01 Uhr