Mit nur einer Änderung im Vergleich zum 2:2 beim Auftakt in Burghausen – Bastian Herzner startete für Sven Landshuter – schickte Christoph Hasselmeier seine weitgehend bewährte Elf auch ins erste Heimspiel der Regionalliga-Saison. „Wir wollen das Drumherum ausblenden, sportlich was Zählbares in Ansbach behalten“, hatte der Coach seinen Nullneunern ins Klassenbuch geschrieben und wollte mehr als sich nur gut verkaufen. Es war alles angerichtet. Auf der Tribüne waren auch Kleeblatt-Präsident Fred Höfler und Ex-Profi Halil Altintop interessierte Beobachter eines wahrhaften Fußballfests im Xaver-Bertsch-Sportpark. Mit dem früheren argentinischen Nationalspieler Martin Demichelis stand der berühmteste Name an der Seitenlinie der Bayern. Im Sturmzentrum der Münchner spielte der erst 17-jährige Kroate Lovro Zvoranek, der erst kürzlich von Slaven Belupo kam und auch schon bei den Profis unter Julian Nagelsmann trainiert. Vorweg: Zvoranek spielte an diesem Abend in Ansbach keine Hauptrolle.
Die Führung der SpVgg Ansbach durch Tom Abadjiew ließ keine zwei Minuten auf sich warten
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Besser hätte man sich im grün-weißen Lager den Start in das große Spiel nicht ausmalen können. Gleich die erste echte Offensivaktion brachte das Stadion zum Beben: Der starke Riko Manz hatte von links geflankt, Michael Sperr war am zweiten Pfosten zunächst noch an FCB-Keeper Manuel Kainz gescheitert, aber den Abpraller verwertete Tom Abadjiew zum 1:0. Ein Treffer, der den Nullneunern einen Schub gab und genügend Selbstvertrauen einimpfte, um die erste Viertelstunde auch auf dem Platz „Herr im Haus“ zu sein. Sperr tankte sich zur Grundlinie durch, seinen Querpass retteten die Bayern mit Mühe (5.). Jonas Bayerlein kam nach einer Manz-Ecke nicht mit genügend Druck zum Kopfball (8.). Die vom lautstarken Anhang angefeuerten Bayern-Amateure kamen nach zwölf Minuten erstmals gefährlich vor den Kasten der SpVgg, als Kapitän Timo Kern die Vorlage für Hyunju Lee gab, der mit seinem Flachschuss knapp daneben zielte. Ansbach, um seine zentrale Figur und Kapitän Tobias Dietrich, verteidigte nicht nur klasse, sondern zeigte sich auch nach vorne frech: Sperr legte mit der Hacke für Abadjiew auf, dessen Querpass allerdings Patrick Kroiß im Zentrum nicht fand (17.). Nach der Trinkpause taten sich die Ansbacher dann aber deutlich schwerer. Bayern schaltete durch den pfeilschnellen Mamin Sanyang über links den Turbo ein (32.), doch spielte die Demichelis-Elf immer ein wenig zu umständlich, so dass meist ein Ansbacher Bein die Situation bereinigen konnte, so auch als Zvoranek mal im Strafraum an den Ball kam. Und wenn dann doch mal was aufs Tor kam, wie der Abschluss von Eyüp Aydin, war Sebastian Heid ein sicherer Rückhalt zwischen den Pfosten. Mitten in die Druckphase der Gäste hätte Ansbach den Nadelstich zum 2:0 setzen müssen, als Kroiß von Sperr freigespielt wurde, aber anstatt den direkten Abschluss zu wählen, erst einmal die FCB-Abwehr zum Tanz bat. Am Ende war es ein Schlenker zu viel und der Versuch landete im Fangnetz (34.). Die letzten Minuten vor der Pause gehörten klar dem Unterbau des Rekordmeisters: Sanyang per Kopf (35.), Emilian Metu aus der Drehung (44.) und Kern per Kopf (45.+2) verfehlten ihr Ziel nur hauchdünn.
Jonas Bayerlein hatte das neue Bayern-Talent aus Kroatien Lovro Zvoranek meist gut im Griff.
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Hatte man sich beim Pausengetränk schon über "noch lange 45 Minuten" aus Ansbacher Sicht gesorgt, so war der zweite Durchgang einer, der als Punktsieg für die Nullneuner zu notieren blieb. Freilich war es zunächst eine bärenstarke Parade von Heid, die sich dem Schlenzer von Lee entgegnete (49.). Aber dann kam nicht nur das Ansbacher Bollwerk, sondern auch die Spielfreude auf: Mit einem feinen Außenrist-Pass bediente Kroiß aus dem Stand Sturmpartner Sperr, der zur Ecke geblockt wurde (55.), dann verlagerte Lukas Karakas hervorragend auf Manz, der verzog (56.). Schließlich war es wieder Kroiß, der für Sperr auflegte, der aber den Ball auch nicht in die Maschen bringen sollte (58.). Die Bayern waren eigentlich nur noch per Standards gefährlich: Der eingewechselte Antonio Tikvic köpfte drüber (66.), nicht anders erging es Justin Janitzek nach einer Ecke (77.). Dies wäre aber nur noch der Anschluss geworden, weil zwei Minuten vorher der unermüdliche Sperr die Kugel in den Lauf von Kroiß gespielt hatte, der letztlich Kainz beim 2:0 den Ball frech durch die Hosenträger jagte. Ansbach stand Kopf und hätte beinahe noch eine Zugabe bekommen. Nach einem starken Zusammenspiel von Joker Pepe Brekner scheiterte der ebenfalls kurz zuvor ins Spiel gekommene Sven Landshuter an Kainz (80.). Erneut Landshuter und Dietrich klopften am 3:0 (82.). Von der Tribüne schallte längst der bekannte Gesang mit den Bayern und ihren Lederhosen. Und nachdem sich Heid und Eric Weeger im Verbund bei einem letzten satten Schuss der Münchner auszeichnen konnten (90.+2), durfte der Jubel auf und neben dem Rasen so richtig starten.
SpVgg-Kapitän Tobias Dietrich durfte sich und seine Mannschaft nach dem Spiel am Zaun feiern lassen.
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Recht viel passender konnte die Vorlage für die Mannschaftsparty nach dem Spiel mit Fans und Freunden nicht kommen. Ansbach erlebte ein echtes Fußballfest, bei dem die SpVgg - anders als bei vergangenen Spielen im DFB-Pokal - auch sportlich das bessere Ende für sich hatte. Und diese Komponente ist und bleibt es, die Coach Christoph Hasselmeier auch in den Stunden des Tageserfolgs (über den man freilich noch länger in und um Ansbach sprechen wird) nicht müde wird zu betonen: "Mit vier Punkten steigt man aus der Regionalliga ab, wir haben noch viel vor uns! Aber jetzt soll und muss auch mal gefeiert werden. Ab Sonntag starten wir die Vorbereitung auf den Pokal am Dienstag beim ATSV Erlangen." In jener Verfassung, in der sich die Ansbacher bisher bei ihren Pflichtspielen präsentieren, muss es nicht der letzte Auftritt der Bayern im Xaver-Bertsch-Sportpark gewesen sein. In jedem Fall haben die Nullneuner vor großem Publikum Eigenwerbung für eine Saison betrieben, die noch einige Highlights bieten dürfte.
Spielbericht eingestellt am 23.07.2022 00:51 Uhr