von Rudi Dümpert
Der klar definierte Auftrag von Victor Kleinhenz, Trainer des TSV Aubstadt, an seinen Kader orientierte sich nicht nur an der Partie gegen den TSV Rain/Lech. "Maximal punkten in den nächsten drei Spielen innerhalb von sieben Tagen. Und möglichst ein schnelles Führungstor". Dann könnte es etwas einfacher werden gegen den zu erwartend tief stehenden Gegner, den Tabellenletzten der Fußball-Regionalliga Bayern. Teil 1 des Auftrags war am Samstag erfüllt. Sogar das Detail mit jenem schnellen Tor – es wurden sogar zwei daraus. Am Ende hieß es 4:0 (3:0) für den TSV Aubstadt.
Aubstadt überrumpelt Rain in den ersten Minuten
Rain war ein anständiger und fairer Gegner in einem Spiel, das nach nicht einmal vier Minuten vorentschieden war. Die Aubstädter Startelf schien die wackeren Schwaben überrumpeln, ihre schweren Beine nach der langen Busfahrt ausnutzen und erst gar nicht in Schwung kommen lassen zu wollen. Gebildet wurde sie mit den elf Spielern, die bisher über die längsten Einsatzzeiten verfügten. Also die Stamm-Elf? Eine solche gibt es bei dieser so ausgeglichen starken und großen Auswahl nicht. Auch das vierte Heimspiel war ein Spektakel wie die drei zuvor. Keine 90 Minuten, aber eine Stunde lang, in der die Zuschauer ihren Eintritt bereits vergütet bekommen hatten - mit Klasse-Fußball bei maximalem Tempo und tollen Kombinationen.
Die große elektronische Anzeigetafel lässt die exakte Terminierung zu: Zwei Minuten und 18 Sekunden waren gespielt, da stand es schon 1:0. Joshua Endres hatte auf der linken Seite seinen Wachmann Maximilian Bär so richtig schön vernascht, den Blick ins Zentrum zu Mike Dellinger gerichtet und mit viel Feingefühl und Präzision vors Tor geflankt, dass Dellinger nur noch den Kopf hinhalten musste. Wobei Dellinger einer ist, der auch sonst immer den Kopf hinhält und dorthin geht, wo es weh tut. Beim 2:0, es waren drei Minuten und 34 Sekunden um, machte es Endres selber, weil der Winkel besser passte. Von halblinks an der Strafraumkante zog er ab und ließ Keeper Kevin Schmidt erneut keine Chance.
Aubstadt lässt vor der Pause nicht nach mit seinem Tempofußball
An so einen furiosen Auftakt der Aubstädter konnten sich selbst betagtere Fans nicht erinnern. Die Gäste waren gefühlt noch im klimatisierten Mannschaftsbus, die Gastgeber in der Hitze-Schüssel NGN-Arena wild entschlossen und eiskalt wie eine Hundeschnauze. Besonders herausragend in dieser Anfangsphase die gesamte Offensivabteilung, während die Defensiven in den Vorbereitungsspielen mehr gefordert wurden als hier. Weshalb Timo Pitters 3:0 (29.) längst überfällig war, weil die Kleinhenz-Elf einfach nicht nachlassen wollte mit ihrem Tempo-Fußball. Philipp Harlaß hatte beim Umschalt-Turbo das Auge für Pitters Position und so genau aufgelegt, dass ein technisch blitzsauber ausgeführter Schlenzer über den Keeper hinweg reichte.
Dieser Keeper Schmidt ließ sich nur noch einmal bezwingen. Erneut war es Timo Pitter, erneut nach feiner Flanke von links, von der Endres-Seite zum 4:0. Überhaupt war das der bisher spektakulärste Auftritt des von Rot-Weiss Essen gekommenen Neuzugangs (24) und sechsfachen U-Nationalspielers. "Wichtig waren die schnellen zwei Tore, dann die drei Punkte und dass alle gesund aus dem Spiel heraus gekommen sind", war seine nüchterne Analyse.
Aubstadt beschränkt sich auf die Ergebnisverwaltung
Die Gäste spielten selbst auf Zeit, um keine wesentlich höhere Packung zu bekommen. Und die Gastgeber beließen es - einem Freundschaftsspiel ähnlich - beim Verwalten des Ergebnisses. Niemand mochte es ihnen verdenken. Schließlich gilt es zu haushalten mit den Kräften. Am Dienstag in Fürth und am Freitag in Illertissen stehen Teil 2 und 3 des Kleinhenz-Auftrags an. Und wenn die genauso gut gelingen wie dieser, erst dann darf einmal spekuliert werden, dass dieser TSV Aubstadt 21/22 wahrscheinlich zur oberen Hälfte der Regionalliga gehören wird. Falls er seine Pflicht wie gegen Rain erfüllt und aus mancher Kür gegen die Großen sich auch seinen Lohn mitnimmt.
Kleinhenz selbst zog nach dem Spiel die Euphoriebremse: "Es sind viele Sachen sehr früh im Spiel passiert, die uns in die Karten gespielt haben. Danach haben wir im Ballbesitz schon bessere Spiele gemacht. Da hat mir die Ruhe und Souveränität gefehlt. Bei der Hitze und dem straffen Spielplan war das sicher nicht das attraktivste Spiel für die Zuschauer die letzte halbe Stunde." Dabei zeigten diese sogar noch mehr Verständnis mit viel Applaus beim Schlusspfiff.
Spielbericht eingestellt am 18.10.2021 19:07 Uhr