von fc-memmingen.de
So richtig erklären konnte sich am Montagabend nach dem Schlusspfiff niemand, was gerade in der Memminger Fußball-Arena passiert war. Im ersten Punktspiel nach der Winterpause hatte Regionalligist FC Memmingen zur Pause noch 2: 0 gegen den abstiegsbedrohten TSV 1860 Rosenheim geführt – doch letztlich prangte nur ein 2: 2 auf der Anzeigetafel. In der zweiten Minute der Nachspielzeit hatte Gäste-Toptorjäger Markus Einsiedler den Ausgleich erzielt und bei den Hausherren für lange Gesichter gesorgt. Auch FCM-Trainer Stephan Baierl wirkte ratlos ob des verschenkten Sieges: „Ich weiß auch nicht, ich hatte eigentlich nie das Gefühl, dass wir diese Partie noch hergeben könnten. Wir hätten als Sieger vom Platz gehen müssen.“
In der Tat sah es lange so aus, als könnten die Maustädter bei böigem Wind und Regen drei Punkte einfahren. Die Allgäuer starteten druckvoll in die Begegnung. Just als Rosenheim besser ins Spiel fand, gelang dem FCM ein Doppelschlag: Innerhalb von nur rund 100 Sekunden trafen Mario Jokic (27. Minute) und Furkan Kircicek (29.) zur 2: 0-Führung. Beide Tore bereitete Winter-Neuzugang Nicholas Helmbrecht vor, der in der Offensive eine gute Leistung zeigte. Baierl lobte seinen neuen Schützling: „Er hat angedeutet, was er drauf hat. Dafür haben wir ihn geholt.“ Sein Vorgänger, der im Winter zum FC Bayern München II abgewanderte Jannik Rochelt, war unter den 512 Zuschauern auf der Tribüne und fieberte mit den Ex-Kollegen mit. Nach dem Spiel sagte er: „Eigentlich hatten wir das Spiel die meiste Zeit im Griff. Die zweite Halbzeit war aber nicht gut; in der ersten Hälfte waren wir wesentlich besser drin. Trotzdem war es ziemlich unglücklich, das Rosenheim noch zum Ausgleich gekommen ist.“
Rochelt hatte gesehen, wie seine Ex-Kollegen nach den Toren zwar weiter das Spiel bestimmten, aber einen Gang zurückschalteten. Die beste Chance vor der Pause hatte Rosenheim: Linor Shabani setzte sich an der Strafraumgrenze durch und passte auf Danijel Majdancevic. FCM-Keeper Martin Gruber musste sein ganzes Können aufbieten, um dessen Schlenzer aus elf Metern noch aus dem Winkel zu kratzen. Mit 2: 0 ging es in die Kabinen.
Nach dem Seitenwechsel bekamen die Zuschauer fußballerische Magerkost geboten, die Partie plätscherte vor sich hin. Die Memminger konzentrierten sich auf Konter, die aber teils kläglich vergeben wurden. Sie präsentierten sich schwach, gewannen kaum Zweikämpfe, taten wenig für das Spiel und verloren zu schnell den Ball. Rosenheim indes schaffte es nicht, daraus Kapital zu schlagen und gefährlich in die Nähe von Grubers Tor zu kommen.
Erst in der Schlussphase nahm die Partie wieder Fahrt auf: Ein Rosenheimer Schuss zappelte im Netz, doch Schiedsrichter Patrick Hanslbauer hatte zuvor wegen eines Stürmerfouls abgepfiffen (82.). Nur eine Zeigerumdrehung schlug es dann aber doch im FCM-Gehäuse ein: Ein TSV-Freistoß wurde zwei Mal per Kopf verlängert und landete bei Majdancevic, der das 1: 2 markierte (83.). Nun ging es Schlag auf Schlag. Rosenheim warf alles nach vorne, Memmingen hatte Platz zum Kontern. Zwei vielversprechende Angriffe ließen die Gastgeber ungenutzt: Zunächst passte Kircicek zu ungenau auf den eingewechselten Natsuhiko Watanabe, dann ging ein Kircicek-Schuss am Tor vorbei. Die Quittung folgte in der Nachspielzeit: Bei einem Konter rückte der FCM zu weit auf, Rosenheim spielte schnell über die rechte Seite, Pius Krätschmer flankte und Einsiedler köpfte zum 2: 2 ein (90. +2).
Die Ernüchterung im FCM-Lager war spürbar. „Wir haben in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr so gespielt, wie wir es uns vorgenommen haben. Das war einfach schlecht“, resümierte Baierl später. Rosenheim habe „im ganzen Spiel nur drei gefährliche Situationen gehabt. Wir müssen uns schon vorwerfen lassen, dass wir den Sack nicht zugemacht haben“, sagte Baierl. Sein Gegenüber, TSV-Coach Thomas Kasparetti, sah das ganz ähnlich: „Memmingen hätte das Spiel entscheiden können. Aber wir sind unserem Plan treu geblieben und immer besser ins Spiel gekommen – der Ausgleich war verdient.“
Ein Thema am Rande der Partie (und für viele Zuschauer offensichtlich interessanter als der Kick auf dem Rasen) waren die Montagsspiele in den diversen Fußballklassen. „Montag = Scheiße“ war während des zweiten Durchgangs zu lesen. Fans des Zweitligisten Dresden hatten ein Banner ob der Liveübertragung auf Sport 1 (siehe TV-Kritik) am Rande des Spielfelds befestigt, um gegen die Partien am Montag zu protestieren, die beispielsweise in Spanien vor wenigen Tagen wieder abgeschafft wurden.
Spielbericht eingestellt am 09.03.2019 10:45 Uhr