Mit einer Woche Verspätung startet auch die SpVgg Bayreuth in die neue Regionalligasaison. Eine gewisse Portion Ungewissheit begleitet die Gelb-Schwarzen dabei. Denn nachdem zahlreiche Leistungsträger von Bord gingen und eine ganze Reihe von neuen Gesichtern gegen Heimstetten ihre Premiere im SpVgg-Trikot feiern werden, fiel eine Einschätzung der Leistungsstärke schwer. Joe Albersinger mahnte daher vor dem Start zur Geduld: "Es kann sein, dass am Anfang noch nicht alles funktioniert und es vielleicht etwas holprig läuft. Wir wollen versuchen, defensive Stabilität zu erarbeiten." Dass noch nicht alle Rädchen ineinandergreifen können, war angesichts der Aufstellung klar: Die Altstädter starten mit fünfeinhalb Neuzugängen. Kolbe, Schwarz, Schiller, Fenninger und Götzendörfer feierten ihre Premiere im gelb-schwarzen Trikot, während Kevin Coleman bereits in der Rückrunde im Altstädter Kader stand, aber erstmals von Beginn ran durfte. In der Defensive brachte der SpVgg-Coach zudem überraschend Laurin Michaelis. Für Chris Wolf blieb da nur der Platz auf der Bank.
Kevin Coleman (gelb) sucht das direkte Duell.
Thomas Nietner
Schon früh zeichnete sich ab, dass Joe Albersinger Recht behalten sollte. Die Altstädter Fans mussten erst einmal viel Geduld aufbringen. In der Anfangsphase verzeichneten die Gelb-Schwarzen zwar noch viel Ballbesitz, aber eben wenig Raumgewinn. Die Gäste standen dagegen erste einmal kompakt und lauerten auf Konter. "Nach zehn Spielminuten haben wir gemerkt, dass hier was zu holen", witterte die Gästeelf um Daniel Wellmann fortan ihre Chance und wurde mutiger. So hätten Lukas Riglewski und Fabio Sabbagh bereits die Führung erzielen können. Tobias Weber konnte jedoch noch auf der Torlinie klären. "Uns hat in der Phase die Sicherheit gefehlt. Wir waren viel zu nervös. Da hatten wir Glück, dass wir nicht schon zurückliegen", konnte Joe Albersinger mit dem Auftritt in der ersten Hälfte nicht zufrieden sein. Und auch die Zuschauer merkten, dass der jungen Altstädter Elf (22,2 Jahre im Schnitt) ein Leader wie zuletzt Ex-Kapitän Kristian Böhnlein fehlte, der das Heft in die Hand nahm. So fanden die Gelb-Schwarzen erst kurz vor der Pause besser ins Spiel. Bis dahin hatte Benedict Laverty aber bereits gleich zwei Mal die Chance zur Heimstettener Führung. Die Altstädter Elf erwies sich dabei oftmals als wenig stabil und war mit zwei vertikalen Bällen ausgehebelt. Die Führung der Gäste wäre nach einer halben Stunde absolut verdient gewesen. "Aber leider haben wir uns nicht belohnt. Da hätten wir in Führung gehen müssen", haderte Gästecoach Christoph Schmitt mit der Chancenverwertung seiner Elf. Die hätte sich beinahe gerächt. Denn vor der Halbzeit hatten auch die Altstädter etwas überraschend dann doch noch ihre ersten beiden Tormöglichkeiten durch Marcel Schiller und Kevin Coleman. "Bei uns hat vor dem Seitenwechsel oft der letzte Pass gefehlt. Die Abstimmung war noch nicht ganz da", gestand Neuzugang Christoph Fenninger.
Nico Schiller (gelb) versucht, das Tempo auf der linken Außenbahn anzuziehen. Gerade in der ersten Halbzeit blieb es aber oft beim Ansatz.
Thomas Nietner
Nach dem Seitenwechsel schien die Halbzeitansprache von Joe Albersinger nicht direkt zu fruchten: Einen Altstädter Ballverlust nutzten die Gäste in der 49. Spielminute letztendlich zur Führung. Torjäger Orhan Akkurt war es dabei vorbehalten, die achte Torchance der Gäste letztendlich zum Tor zu nutzen - natürlich ganz zum Missfallen des Altstädter Trainers. "Bitter war es, dass wir durch einen verlorenen Zweikampf und ein schlechtes Stellungsspiel das Gegentor kassieren", so Joe Albersinger. Sicherheit gab die Führung dem Aufsteiger aber nur kurz. " Danach zeigt die Bayreuther, dass sie auch kicken können und kommen ebenfalls zu Torchancen", sah Gästeverteidiger Daniel Wellmann seine Farben nun unter Druck. Auf einmal ging es bei der Altstadt. Die Elf konnte ihre Nervosität ablegen und erspielte sich nach einer Stunde Chancen im Minutentakt. Nur das Visier war weder bei Ivan Knezevic noch bei Kevin Coleman und Tobias Weber nicht richtig eingestellt. Heimstetten musste nun hart um den Dreier kämpfen, nachdem die Altstädter in der letzten halben Stunde ein anderes Gesicht zeigten. "Es waren zwei unterschiedliche Halbzeiten. Nach einer Stunde sind wir durcheinander gekommen. Ab dann war es ein Überlebenskampf", bangte Gästecoach Christoph Schmitt auf der Trainerbank um den Sieg, nachdem seiner Elf der entscheidende Konter nicht gelingen wollte. Vielmehr gerieten die Oberbayern zunehmend unter Druck. Den Lucky Punch konnten die Altstädter aber trotz aller Bemühungen in der Schlussphase nicht mehr setzen. Unverdient wäre der Ausgleich nicht gewesen. "Wenn wir Pech haben, geht noch einer rein", atmete Gästeverteidiger Daniel Wellmann nach dem Schlusspfiff durch.
Tobias Weber (gelb) im Zweikampf mit Daniel Wellmann.
Thomas Nietner
"Es ist wichtig, dass wir uns nach der Pause steigern konnten. Da waren wir nah dran. Von daher ist der Frust jetzt nicht so groß", versuchte Joe Albersinger das Positive aus der Partie mitzunehmen. Die drei Punkte hingegen nahm der Aufsteiger mit, der sich diese aufgrund des mutigen Auftritts in den ersten 45 Spielminuten auch verdient hatte. Die neue Altstädter Elf zeigte dagegen erst in der letzten halben Stunde, dass sie auch gefährlich werden kann. Joe Albersinger hat in den kommenden Wochen noch viel Arbeit vor sich. Das betonte er aber schon vor der Partie und durfte sich nach 90 Minuten bestätigt gefühlt haben: "Über 90 Minuten ist es nicht so gelaufen, wie wir uns das ausgemalt haben. Letztendlich ist es aber ärgerlich, dass wir uns am Ende nicht für unseren Aufwand belohnt haben. Bei vier hundertprozentigen Torchancen hätte schon einer reingehen können", wäre für den Bayreuther Coach ein Unentschieden dem Spielverlauf gerecht geworden und bat in dem Zusammenhang weiter um Geduld. Am Dienstag geht es für die Gelb-Schwarzen zum Titelfavoriten nach Schweinfurt. "Da haben wir nicht zu verlieren. Es war klar, dass der Start holprig wird", so der Ex-Ingolstädter.
Spielbericht eingestellt am 20.07.2018 22:57 Uhr