Für die Altstädter stand gegen den Tabellennachbarn aus Oberbayern viel auf dem Spiel: Die Gelb-Schwarzen wollten nach fünf Pleiten in Serie, endlich ihre Negativserie beenden, die sie innerhalb von ein paar Wochen vom Löwenjäger zum Relegationskandidaten gemacht hat. Noch eine Pleite gegen einen direkten Konkurrenten und der Tabellenkeller würde noch ein Stück näher rücken. Zuletzt hatte Marc Reinhardt eine Verunsicherung bei seiner Elf ausgemacht: "Keiner will Fehler machen." So war auch in Burghausen nichts zu holen, nachdem man sich hinten anfällig und vorne ideenlos präsentierte. Aber gerade vor dem Tor musste man sich gegen die zweitbeste Abwehr der Liga etwas einfallen lassen. Denn Buchbach hat nach den Löwen die wenigsten Gegentore kassiert. Dazu kamen die Gäste mit fünf Punkten aus den letzten drei Spielen im Gepäck in die Wagnerstadt. Damit wollte sich TSV-Coach Anton Bobenstetter aber lange noch nicht zufrieden geben: "Wir haben erst 19 von 46 notwendigen Punkten. Das reicht noch nicht!" Nachdem Bayreuth zuletzt ein gutes Pflaster für die Oberbayern war, hatte er auch dieses Mal nichts gegen einen weiteren Dreier einzuwenden. Mit einem Zähler hätte der Buchbacher aber auch schon gut leben. "In einem Spiel auf Augenhöhe werden wohl zwei, drei Szenen die Schlüsselmomente sein", war er sich dabei sicher. Auf seine Defensive konnte sich der Buchbacher dabei verlassen: "Letztes Jahr waren wir noch die Schießbude der Liga. Das konnten wir heuer ändern!" In der Defensive setzte er dabei wieder auf Verteidiger Thomas Leberfinger, der für Moritz Sassmann in die Startelf rutschte. Bei den Altstädtern stand dagegen Rotsünder Patrick Weimar erstmals wieder in die Startelf. Dafür saß Stürmer Tobias Ulbricht erst einmal nur auf der Bank. Neben Yannick Fuhrmann nahm mit Lukas Beszczynski zudem ein weiterer Spieler aus der Reserve auf der Bank Platz. Im Tor stand nach dem Ausfall von Stammkeeper Jonas Hempfling weiterhin Alexander Skowronek.
Ivan Knezevic (gelb) geht gegen Moritz Moser ins Dribbling.
Thomas Nietner
Und der Altstädter Keeper musste gleich zwei Mal die Bälle aus dem Tornetz holen, ehe er sich ein einziges Mal hätte auszeichnen können. Dabei waren es die Gelb-Schwarzen, die gut aus der Kabine kamen und durch Kristian Böhnlein schon nach drei Spielminuten das 1:0 auf dem Fuß hatten. "Eine Tausendprozentige", sah auch Gästecoach Anton Bobenstetter den Ball schon fast im Tor. Aber irgendwie war die vergebene Möglichkeit symptomatisch für die aktuelle Situation. Denn während die Heimelf ihre Chancen nicht nutzte, schlugen die Gäste nach einer Ecke das erste Mal eiskalt zu. Das wurmte Marc Reinhardt, der zuvor noch extra auf die Standards der Gäste hingewiesen hatte. Maximilian Hain kam am kurzen Pfosten zum Kopfball und brachte die Oberbayern in Front. "Das war der Dosenöffner! Wenn wir mal vorne sind, dann wird es für den Gegner schwer", lag Gästecoach Anton Bobenstetter mit der Aussage nicht falsch. War es gegen die defensivstarken Buchbacher sowieso schon nicht leicht, sollte es nach dem Rückstand für die Wagnerstädter nicht leichter werden. Der zweite Gegentreffer war damit fast schon der Genickbruch. Dieses Mal war es mit Laurin Michaelis sogar der eigene Mann, der das Leder vor dem einschussbereiten Thomas Breu ins eigene Tornetz beförderte. Die Gäste nutzten damit die kurze Verunsicherung der Heimelf nach dem 0:1 eiskalt aus. Jetzt wurde es schwer für die Reinhardt-Elf, auch wenn sich die Gelb-Schwarzen in der Folgezeit schnell fangen konnten und die Partie nun wieder dominierten. Aber am Strafraum war meist erst einmal Schluss für die Altstädter. Denn gegen zwei geschickt agierende Vierketten waren die Gelb-Schwarzen schnell mit ihrem Latein am Ende. Letztendlich fehlte dazu noch das nötige Quäntchen Glück und die letzten Entschlossenheit im Torabschluss. Erst ab Mitte der zweiten Hälfte kamen die Bayreuther dann auch endlich mal gefährlich vor das Buchbacher Tor. Erst verzog Patrick Weimar knapp, dann parierte Gästekeeper Daniel Maus einen Böhnlein-Schlenzer sehenswert. "Nach dem Rückstand waren wir dann wieder da, haben die Chancen weiter liegen gelassen", traf es Marc Reinhardt richtig. Denn trotz des Rückstands waren die Gelb-Schwarzen keineswegs die schlechtere Elf im ersten Durchgang. Nur: Die Gäste waren eben kaltschnäuziger vor dem Tor. Zwei Chancen reichten den Oberbayern zur bereits vorentscheidenden Führung. " Ein 1:0 ist oft ganz entscheidend", wusste Anton Bobenstetter: "Bayreuth war aber engagiert und hat trotz des Rückstands viel richtig gemacht." Nur verpassten die Altstädter es eben ihre Dominanz in eigene Tore umzuwandeln. Vom Ballbesitz konnten sich die Gelb-Schwarzen nichts kaufen. Aber die ersten 45 Spielminuten zeigten eindrucksvoll, warum die Buchbacher nicht mehr die Schießbude der Liga sind. Trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von Verteidiger Thomas Leberfinger, der bereits nach sechs Minuten vom Feld gestützt werden musste, stand die TSV-Defensive weiter sicher.
Was nun? Marc Reinhardt kassierte mit seiner Elf die sechste Pleite in Folge.
Thomas Nietner
Das sollte sich nach dem Seitenwechsel aber schnell ändern: Ivan Knezevic knackte just mit der ersten Möglichkeit endlich die Gästeabwehr und verkürzte nach Flanke von Johannes Golla auf 1:2. "Danach sind wir ins Schwimmer geraten", so der Buchbacher Aleksandro Petrovic. Denn nun hatten die Gelb-Schwarzen Blut geleckt und rochen ihre Chance zum Ausgleich. Insbesondere als Gästespieler Merphi Kwatu mit der gelb-roten Karten vorzeitig vom Platz musste. Jetzt schien sich das Blatt, tatsächlich wieder in Richtung Altstadt zu wenden. Der Ausgleich lag regelrecht in der Luft. "Nach dem 1:2 hat es noch einmal richtig gebrannt. Da war mir schon Angst und Bange", gab Gästecoach Anton Bobenstetter zu. Letztendlich wurde es aber für die Gelb-Schwarzen nicht leichter, weil Buchbach nun noch tiefer stand. Patrick Hobsch und Kristian Böhnlein hatten aber dennoch den Ausgleich auf dem Fuß. "Bayreuth war engagiert und hat viel richtig gemacht", lobte der TSV-Coach den Gegner, der sich dann aber doch noch einen folgenschweren Schnitzer leistete. Aleksandro Petrovic beförderte unbedrängt eine Büch-Flanke ins gelb-schwarze Tornetz: Der Altstädter Genickbruch. Denn nun stand die sechste Niederlage der Gelb-Schwarzen fest. Drei Tore erschienen gegen die Defensivkünstler aus Oberbayern in den verbleibenden 25 Spielminuten eher unwahrscheinlich. Zwar versuchten es die Altstädter, die schon vor der Pause von Vierer- auf Dreierkette umgestellt hatten, nun mit der Brechstange, aber das war nicht von Erfolg gekrönt. Der Ball wollte einfach nicht ein zweites Mal in das Buchbacher Tor. Die vielbeinige Abwehr bekam immer wieder ein Bein dazwischen, auch weil die Gelb-Schwarzen auf engsten Raum die Überzahl nicht ausspielen konnten.
Johannes Golla (li.) im Duell mit Christian Brucia.
Thomas Nietner
So bezahlten die Buchbacher den 3:1-Erfolg mit der Verletzung von Verteidiger Thomas Leberfinger und der Ampelkarte für Merphi Kwatu zwar teuer, dennoch überwog bei Anton Bobenstetter die Freude über den erneuten Sieg in Bayreuth. Es bleibt dabei: Für die Oberbayern ist die Wagnerstadt ein gutes Pflaster. Erneut nahm die TSV-Elf - dieses Mal aber wohl eher glücklich - drei Punkte mit. Nicht zuletzt da die Altstädter gleich zwei Mal ins eigene Netz trafen und vorne weiter glücklos agierten. Trotz des eigentlich engagierten Auftritts musste sich Trainer Marc Reinhardt dann in den Schlussminuten "Trainer-Raus"-Rufe anhören. Ob diese bei der Vorstandschaft auf offene Ohren stoßen, wird sich wohl in den nächsten Tagen zeigen. Denn nach sechs Pleiten in Folge scheint, ein Trainerwechsel auf der Jakobshöhe nach den Gesetzen des Fußballgeschäfts nicht ausgeschlossen. "Klar, der Trainer ist das schwächste Glied in der Kette", macht sich auch der SpVgg-Coach da nichts vor. Dennoch hofft er, dass er in der nächsten Woche gegen Rosenheim mit seiner Elf den Bock nun endlich umstoßen kann: "Wir werden weiter gemeinsam an einem Strang ziehen."
Spielbericht eingestellt am 14.10.2017 20:49 Uhr