Im Vergleich zum Pokal-Triumph über die SpVgg Weiden, war die Bamberger Elf auf zwei Positionen verändert. Johannes Bechmann stand für Thomas Dotterweich auf dem Platz, während Nicolas Görtler die Position von Alexander Deptalla einnahm. Deptalla war schon angeschlagen nach Wiesbaden angereist und signalisierte seinem Coach erst kurz vor Spielbeginn, dass er nicht spielen könnte. Und so kam Görtler zu seinem nächsten Regionalliga-Einsatz.
Tobias Dalke wird von Bastian Pilger (li.) und Christopher Hübner in die Zange genommen.
Andreas Meßmer
Auf dem Platz präsentierte sich der 1. FCE Bamberg von Beginn an als selbstbewusste Mannschaft. Nach den ersten Angriffsbemühungen der Gastgeber, kamen die Gäste immer besser ins Spiel und hatten mit Peter Heyer (13.) und Nicolas Görtler (15.) zwei sehr gute Möglichkeiten, um in Führung zu gehen. Immer wieder angetrieben vom agilen Tobias Dalke, starteten die Bamberger viele Angriffe über die linke Seite und setzten die Hessen unter Druck. Die beste Chance zur Führung vergab Oliver Gorgiev in der 17. Spielminute, als er nach einer schönen Heyer-Görtler-Kombination frei zum Schuss kam. Allerdings brachte er den Ball nicht unter Kontrolle, so dass Torwart Stefan Marinovic in letzter Sekunde klären konnte. Auch Peter Heyer mit einem Kopfball und Tobias Dalke mit einem Geschoss aus der zweiten Reihe sorgten für Gefahr. Aber statt des überfälligen Tores für die Oberfranken fiel der erste Treffer auf der anderen Seite. Michael Krämer hatte in der Vorwärtsbewegung den Ball verloren, und die Wiesbadener starteten einen schnellen Gegenangriff über die linke Seite. Die präzise Flanke von Sebastian Szimayer fand in Dominik Stroh-Engel den passenden Abnehmer und dessen Kopfball schlug unter der Latte zum 1:0 ein. Aber trotz dieses völlig unerwarteten Rückstandes machten die Bamberger weiterhin Druck und spielten munter weiter. Dies wurde knapp zehn Minuten auch mit dem Ausgleich durch Youngster Nicolas Görtler belohnt. Das 20-jährige Nachwuchstalent war über den rechten Flügel in den Strafraum eingedrungen und hatte dort einen langen Diagonalball von Sebastian Müller aufgenommen. Mit einem eleganten Lupfer über Torwart Marinovic egalisierte Görtler mit seinem dritten Saisontreffer den Spielstand. Bis zum Halbzeitpfiff drückten die Bamberger weiter nach vorne und hatten noch zwei nennenswerte Aktionen. Neben einer Ecke von Dalke, die Keeper Marinovic nicht festhalten konnte, wurde Kapitän Peter Heyer im Strafraum elfmeterreif zu Fall gebracht. Allerdings drückte der Schiedsrichter beide Augen zu und ließ weiterspielen.
Die große Chance zur Führung: Peter Heyer dringt in den Strafraum ein. Albert Philip (re.) kann nicht mehr eingreifen, doch der Bamberger Kapitän verzieht überhastet.
Andreas Meßmer
Die Leistung der ersten Hälfte ließ die wenigen mitgereisten Bamberger Fans auf eine ereignisreiche zweite Halbzeit hoffen. Allerdings wurde daraus nichts, denn Wehen Wiesbaden spielt nicht mit. Die Gastgeber zogen sich zurück und überließen den Bambergern Raum und Spielgeschehen. Gleichzeitig versuchte die Drittliga-Reserve mit einzelnen Kontern zum Erfolg zu kommen. In dieser Phase des Spiels, das spürten Spieler und Zuschauer, würde der nächste Fehler das Spiel entscheiden – und damit möglicherweise auch den Abstiegskampf in der Regionalliga. Und so kam es dann auch. Einen der wenigen Wiesbadener Angriffe stoppte André Laurito regelwidrig – fünfte Gelbe Karte für Bambergs Innenverteidiger, der nun am Mittwoch gegen Weiden fehlen wird, und außerdem Freistoß aus 20 Metern Entfernung für die Gastgeber. Diese Chance ließ sich Sebastian Gajda nicht nehmen und setzte seinen Schuss ins rechte untere Eck. Torwart Stephan Essig blieb ohne Chance. Und nur acht Minuten später dann die endgültige Entscheidung durch den Treffer von Torge Hollmann, der eine lange Freistoßflanke von der rechten Seite verwerten konnte. Damit war das Spiel gelaufen und die Bamberger quälten sich nun mehr oder weniger über das Feld. Nach vorne ging nichts mehr, die Zuspiele wurden ungenauer, die Konzentration war weg. So fiel der nächste Treffer für die Gastgeber fast zwangsläufig, wenn auch in der Entstehung völlig überraschend. Den Stolperer eines Wiesbadener Angreifers über die eigenen Füße wertete Schiedsrichter Rohde als Foul und entschied zur Überraschung aller 80 (!) Zuschauer, auch der aus Wiesbaden, auf Strafstoß. Dominik Stroh-Engel versetzte Stephan Essig mit einem Rechtsschuss und vollendete mit seinem zweiten Treffer zum 4:1-Endstand.
Nach dem Spiel lagen die Bamberger Spieler noch lange Zeit auf dem Rasen in der Wiesbadener Brita-Arena. Ausgepumpt, abgekämpft, enttäuscht. Sie hatten sich zu keiner Zeit dieser Saison und auch zu keiner Zeit dieses Spiels hängen lassen, aber nun ist neben dem drohenden finanziellen Aus des Vereins auch das sportliche Ziel, nämlich der Klassenerhalt, in weite Ferne gerückt.
Spielbericht eingestellt am 09.05.2010 19:23 Uhr