von Reinhard Peter (Würzburger FV)
Mit dem 4:5 gegen den FSV Erlangen-Bruck muss der WFV erstmals in dieser Saison eine Heimniederlage einstecken.
So ist das im Fußball: Wenn Du einen Gegentreffer bekommst, steckt meist ein Fehler in den eigenen Reihen dahinter. Wenn Du dann vier Gegentreffer in einer Halbzeit kassierst, muss diese erste Hälfte wohl übersät gewesen sein von Fehlgriffen. Und das war sie auch, beim WFV. Bevor die altbekannte Angriffsstärke sich überhaupt entwickeln konnte, rannten die Blauen schon einem Rückstand hinterher. Denn bereits nach zehn Minuten traf Mehmet Ok mit einem stramm getretenen indirekten Freistoß aus 20 Metern halblinker Position. Vorangegangen war ein vollkommen unnötiges Foul. Und die Führung war gerecht, denn nur 60 Sekunden zuvor wurde Erlangens Peter Heyer wohl unfreiwillig im Strafraum von den Beinen geholt, doch der vermeintliche Pfiff blieb aus. Hätte, wenn und aber mag sich vielleicht mancher fragen, wenn er die Szene aus Minute achtzehn betrachtet. Da setzte Gästekapitän Roland Graf einen so spektakulären Heber auf seinen Keeper zurück, dass dieser den per Kopf (Handspiel wäre Rückpass gewesen) nicht aufnehmen konnte, aber beim Zurückrennen diesen noch von der Linie grätschte. Anders machten es die Gäste , die nach einer knappen halben Stunde Peter Heyer im Strafraum - allerdings abseitsverdächtig - freispielten und auf 2:0 erhöhen konnten. Doch nach 35 Minuten erwachte das WFV-Kämpferherz ein erstes Mal, als Christian Steinmetz nach einer Ecke per Kopf zum Anschlusstreffer zur Stelle war. Die Moral war vermeintlich schnell gebrochen, denn nur 80 Sekunden später konterten Arpad Backens und Felix Günther die zu weit aufgerückten Würzburger sehenswert aus - es stand 1:3. Und als wäre das der Demütigung in den ersten 45 Minuten nicht schon genug gewesen, setzte erneut Günther mit dem Pausenpfiff noch einen drauf, als er einen Freistoß von Kilger aus 30 Metern von der rechten Seitenauslinie wohl noch touchierte und damit ins Netz verlängerte.
Dennoch war an diesem Abend in der Sepp-Endres-Sportanlage noch nicht vollkommene Resignation auszumachen, denn manch spektakuläre Halbzeit erlebte man schon in der Mainaustraße. Und die gut 500 Zuschauer ahnten wohl richtig: Nach dem Kabinengang erlebten sie eine der besten Halbzeiten der Blauen in dieser Saison. Angetrieben durch die eingewechselten Pascal Rausch und Steffen Krautschneider rollte ein Angriff nach dem anderen auf das Gästetor. Der Erfolg sollte sich schnell einstellen, denn nach einer knappen Stunde verkürzte der freigespielte Benny Schömig und weitere 20 Minuten danach war Tobi Riedner per Kopf zur Stelle. Man war unmittelbar am Ausgleich dran, doch wieder gab es einen Nackenschlag. Peter Heyer hatte sich auf der Mittellinie - allerdings diskussionswürdig - das Leder erkämpft, zog auf und umkurvte Keeper Grunz, es stand 3:5. Der Wille der Würzburger war aber immer noch nicht gebrochen und Marcello Asta markierte per Kopf erneut den direkten Anschluss. Der Ausgleich lag förmlich in der Luft, aber alles Anrennen half nicht mehr. Mit der kleinen Randverwunderung, dass Schiri Hoffmann überhaupt nur zwei Minuten Nachspielzeit anzeigte, dann aber sogar nach lediglich 40 Sekunden abpfiff.
"Ein Unentschieden oder gar ein knapper Würzburger Sieg wären vielleicht gerechter gewesen" resümierte Gästetrainer Gerd Klaus etwas überraschend, was angesichts von drei Punkten in der eigenen Tasche natürlich einem leichter über die Lippen geht. "Mit diesen Fehlern der ersten Halbzeit kannst Du in der Bayernliga nicht bestehen", konstatierte Michael Hochrein seine Einschätzung, "doch an die Leistung der zweiten Halbzeit müssen wir am kommenden Samstag in Rosenheim anknüpfen". Es war ein verrückter Abend ohne Happy-End, aber das schien dieses Mal den Zuschauer wenig auszumachen, verabschiedeten sie die Blauen doch mit Standing Ovations ob ihrer Moral in der zweiten Hälfte.
Bemerkung:
Bericht eingestellt von Stefan Marxer
Spielbericht eingestellt am 23.09.2010 14:23 Uhr