von Ulrich Engel
Anstelle eines zünftigen Vatertagsausflugs mussten an Himmelfahrt die Spieler des VfL Frohnlach und des 1. FC Bad Kötzting im Willi-Schillig-Stadion um Bayernliga-Punkte spielen. Kötzting stand schon vor der Partie als Absteiger fest, und die Frage war für viele Zuschauer, wie sehr sich die Gäste unter dieser Voraussetzung überhaupt noch ins Zeug legen würden. Doch aus dem Selbstläufer, wie ihn sich vielleicht manche Frohnlacher Optimisten gewünscht hatten, wurde nichts. Kötzting agierte, als würden es noch um den Klassenerhalt spielen, ging mit 2:0 in Führung und machte es dem VfL über 90 Minuten sehr schwer. Dass es am Ende doch noch zu einem 2:2 reichte, sprach für die Moral der Frohnlacher Elf und macht weiterhin Hoffnung auf ein glückliches Saisonende.
Die Partie hätte sicherlich einen anderen Verlauf genommen, wäre René Schubert nach zwei Minuten der Führungstreffer für den VfL gelungen. Doch der glücklose Ex-Friesener verstolperte die Kugel ohne Kötztinger Gegenwehr wenige Meter vor der Torlinie. Ein paar Minuten später verpasste Schubert in zentraler Position erneut, und in der 12. Minute erzielte Sinan Bulat nach Zuspiel von Bastian Renk ein Abseitstor, das natürlich nicht gegeben wurde. Vielleicht hätte es Renk in dieser Situation allein versuchen sollen. Doch so stand es nach einer Viertelstunde immer noch 0:0, und der VfL hatte seine Anfangsnervosität nicht ablegen können. Das Fohnlacher Spiel blieb in der Folgezeit ungeordnet und zerfahren. Die Aktionen wirkten verkrampft, während die Gäste relativ locker ihr Spiel aufzogen und dabei viel Engagement an den Tag legten. Dass in dieser Phase der VfL nicht in Rückstand geriet, lag an Alexander Weber, der gegen Ismail Morina gleich zweimal hintereinander prächtig reagierte und die platziert geschossenen Bälle des 20-jährigen quirligen Angreifers abwehrte. Nach 25 Minuten konnte sich Schubert im gegnerischen Strafraum nochmals in Szene setzen, dann aber blieben die Frohnlacher Angriffe zumeist harmlos und durchschaubar.
Stattdessen boten die Gäste beherztes Offensivspiel, bei dem die Frohnlacher Hintermannschaft nicht immer gut aussah. VfL-Coach Hüttl monierte zurecht die Zuordnung, doch die Fehlerquote seiner Spieler blieb hoch.
Nach einer guten halben Stunde fiel dann das 0:1. Ismail Morina und Jan Kotab hebelten mit einer Gemeinschaftsproduktion die VfL-Abwehr aus, und Weber hatte diesmal keine Abwehrmöglichkeit. Kotab zielte aus 15 Metern überlegt und genau. Der VfL kam einfach nicht zum Zug, so sehr er es auch versuchte. Die Aktionen wirkten oft mehr zufällig als durchdacht. Die Gäste-Führung zur Halbzeit war insoweit nicht unverdient.
VfL-Coach Thomas Hüttl reagierte und ließ den glücklosen Schubert in der Kabine. Für ihn stand nun Thomas Karg auf dem Platz. Der neuen Mann in Sturmzentrum setzte sich auch gleich gut in Szene und prüfte Gäste-Keeper Christoph Bergmann mit einem Kopfball (47.). In der 52. Minute jedoch bekam der VfL einen zweiten Tiefschlag versetzt. Marcin Sokotowski, der für den gesperrten Oliver Riley in der Viererkette stand und eigentlich als solider und konsequenter Abwehrspieler gilt, spielte bei einer Abwehraktion einen absolut leichtsinnigen Rückpass, den Morina dankend annahm und gegen den chancenlosen Weber das 0:2 erzielte (52.). Kötzting spielte befreit und einsatzfreudig auf und machte dabei den Eindruck, den die Frohnlacher Fans eigentlich von der eigenen Mannschaft gerne gehabt hätten. Nach einer Stunde aber kam Bewegung und Leben ins Spiel der Gastgeber. Thomas Karg, der kaum einen Ball verloren gab, setzte bei einem zunächst abgewehrten Ball nach und erzielte den umjubelten Anschlusstreffer (61.). Dieser Torerfolg mobilisierte plötzlich die gesamte Mannschaft. Sinan Bulat bahnte sich seinen Weg über rechts, zog den Ball flach nach innen aufs Torraumeck, wo Frank Fugmann gut postiert war. Doch sein Versuch mit der Hacke wurde abgewehrt. Doch Frohnlach setzte die Gäste in dieser Phase stark unter Druck. Kötzting hatte Mühe mit durchdachter Abwehrarbeit und brachte den Ball nicht weit genug aus der Gefahrenzone. Und drei Minuten nach dem Anschlusstreffer erzielte Tobias Eichhorn überlegt den Ausgleich zum 2:2 (64.).
Plötzlich war wieder alles offen, als Thomas Karg auf dem Weg zum möglichen 3:2 war, wurde er an der Strafraumlinie von Bergmann regelwidrig von den Beinen geholt. Der Kötztinger Bergmann sah völlig zurecht die rote Karte. Ersatzkeeper Michael Riederer stand nun zwischen den Pfosten und Jan Kotab blieb draußen. Frohnlach nun in Überzahl, und es war noch eine halbe Stunde Zeit für den dritten Treffer. Doch der FC Kötzting kompensierte seine Unterzahl mit viel Einsatz und Kampfbereitschaft. Thomas Hüttl brachte mit Christian Brandt für Sokotowski einen zusätzlichen Mann für die Offensive und lief damit sogar Gefahr, in einen Konter zu laufen. Und Martin Oslislo und Thomas Ertl kamen tatsächlich bei einer Aktion über links bedrohlich nahe ans Frohnlacher Tor heran. Doch der Abschlussversuch ging übers Tor. Kurze Zeit davor hatte Torwart Riederer auf der anderen Seite einen guten Kopfball von Karg zur Ecke lenken können, und so langsam rannte dem VfL die Zeit davon. Kötzting stemmt sich gegen die Angriffe der Frohnlacher, hält dagegen und lässt einfach nicht locker. Frohnlach kämpft, sucht die Lücke, doch auch in Überzahl kommt es nicht zu einem letzten finalen Pass; es kommt nicht mehr zum aus Frohnlacher Sicht so wichtigen dritten Treffer.
Kötzting hat über weite Strecken der Partie so gespielt, wie der VfL angesichts seiner brisanten Abstiegsgefahr hätte spielen sollen. Ob der eine Punkte in der Endabrechnung ein entscheidender Punkt sein wird, muss sich noch zeigen.
Und bereits am kommenden Sonntag muss der VfL erneut auf Punktjagd gehen. Die TSG Thannhausen erwarten dann die Oberfranken am drittletzten Spieltag. Thannhausen hat an Himmelfahrt auswärts bei der SpVgg Unterhaching mit 1:3 verloren und hat damit die rechnerisch letzte Chance auf den Klassenerhalt verspielt. Nach Kötzting steht also nun auch TSG Thannhausen als Absteiger fest. Dass dieser Umstand dem VfL hilft, bleibt abzuwarten. Kötzting hat gezeigt, dass sich auch Absteiger vor Saisonende nicht aufgeben. Thomas Hüttl hat für Sonntag die eine oder andere Umstellung angekündigt. Bleibt zu hoffen, dass dieser Plan auch Früchte trägt. Ein Auswärtssieg in Thannhausen würde seine Mannschaft vorerst weiter im Spiel halten. Noch muss man jedenfalls die Bayernliga beim VfL Frohnlach nicht ad Acta legen.
Spielbericht eingestellt am 14.05.2010 08:11 Uhr