Gleich fünf Spieler fehlten dem Reichmannsdorfer Coach Hans-Jürgen Heidenreich im Duell David gegen Goliath. Für die Reichmannsdorfer ging es in erster Linie darum, sich so gut wie möglich gegen einen Kontrahenten, der Fußball als Beruf betreibt, zu wehren.
Gästetrainer Christian Gmünder nahm sich vor, nicht zuletzt im Offensivbereich, das eine oder andere auszuprobieren. Zu Beginn starteten die Gäste mit zwei Stürmern. Ansonsten ging es darum, möglichst vielen Akteuren möglichst viel Spielzeit zu verschaffen und verletzungsfrei durchzukommen.
Der Schweinfurter Tim Kraus (re.) zieht Stanislaw Nikiforow am Arm, gleich gibt es Freistoß für den SCR.
Markus Schütz
Von Beginn an machten die Gäste aus Schweinfurt viel Tempo und liefen immer wieder in die Kette der Reichmannsdorfer ein. Die hatten früh - wie erwartet - Probleme, mit dem Druck fertig zu werden. So hätte nach wenigen Minuten schon der in der Anfangsphase auffällige Malik Mc Lemore von einem Fehler profitiert, setzte den Ball aber im Fallen und aus spitzem Winkel über das Tor. Kurze Zeit später traf er dann aber. Nach einem Pass durch die Schnittstelle lief er alleine auf Fabian Wazanini zu und vollendete sicher. Nach einer Viertelstunde erhöhte Alexander Bazdrigiannis auf 2:0 für den Regionalligisten, als er einen Querpass von Malik Mc Lemore aus kurzer Distanz nur noch über die Linie drücken musste. So hatten die Schweinfurter früh das erste Ziel des Spiels aus ihrer Sicht erreicht: Keine Zweifel aufkommen lassen. Im Anschluss daran verzeichneten die Reichmannsdorfer zwei, drei Offensivaktionen, die dann für lange Zeit die letzten sein sollten. Nach einem schnellen Umschalten über die rechte Seite suchte Sven Wenzel den im Zentrum mitgelaufenen Stanislaw Nikiforow, aber ein Schweinfurter Verteidiger klärte die scharfe Hereingabe gerade noch zur Ecke. Und kurz darauf kam der aufgerückte Tom Hümmer nach einem Freistoß aus dem Halbfeld erstaunlich frei zum Kopfball - aber er konnte den Ball nicht mehr drücken. Der dritte Treffer des momentanen Regionalliga-Fünften entstand wieder aus hohem Anlaufen: Ballgewinn durch Malik Mc Lemore, Querpass auf Kapitän Kevin Fery und der musste nur noch einschieben. Den vierten Treffer steuerte Kevin Moll bei. Nach einer Flanke und der Ablage von Georgios Spanoudakis. Die Reichmannsdorfer hatten bis dahin ziemliche Probleme, die Räume eng zu machen und in die Zweikämpfe zu kommen. Und hatten Glück, dass Kapitän Kevin Fery mit seinem Schlenzer nur das Lattenkreuz traf und Spanoudakis vorbei lupfte. Die letzte Aktion gehörte dann mal wieder den Reichmannsdorfern und zwar Stanislaw Nikiforow, der vom Körper, von seiner Schnelligkeit und Dynamik am Besten dagegen halten konnte. Sein Schuss im Fallen wurde gerade noch zur Ecke geblockt.
Der ballführende Reichmannsdorfer Jonas Zwillich (li.) wird von Julius Landeck attackiert.
Markus Schütz
Freilich war die Partie damit schon zur Pause entschieden. Am Gesamtbild änderte sich nicht viel. Früh konnten die Schweinfurter dann auch gleich erhöhen. Nach einer Ecke zog Tim Kraus aus 22 Metern ab - der in der Schussbahn stehende Dominic Schmidt lenkte bewusst und entscheidend ab, indem er das Füßchen hin hielt. In der Folgezeit wurden die Reichmannsdorfer stabiler, verschoben in der Defensive effektiver und kamen vor allem auch viel besser in die Zweikämpfe. Zudem konnte sich auch Keeper Fabian Wazanini nun endlich einmal auszeichnen, so, als er stark gegen Bazdrigiannis klärte, kurze Zeit später gegen den eingewechselten Lukas Aigner. Nach vorne ging allerdings auch im zweiten Durchgang nicht viel beim SCR, auch, wenn vor allem Stanislaw Nikiforow zu ein paar dynamischen Läufen ansetzte. Eine Viertelstunde vor dem Ende machte dann Kevin Fery mit einem 20-Meter-Flachschuss das halbe Dutzend voll. Den Endstand besorgte schließlich Lennart Wöhner. Das war wieder einer der Treffer an diesem Tag, die das Prädikat "zu leicht" trugen: In die Kette einlaufend reichte ein Chipball und er stand alleine vor dem Tor. Pünktlich pfiff der sichere Schiedsrichter Daniel Reich dann die Partie ab.
Deutlich zu sehen: Der Schweinfurter Julius Landeck spielt gegen Robin Bätz den Ball.
Markus Schütz
Es war klar, dass die Reichmannsdorfer an diesem Tag bereit sein mussten, viel ohne Ball zu laufen. Das waren sie auch. Vor allem im ersten Durchgang hatten sie dennoch Schwierigkeiten, die Räume gegen den überlegenen Gegner eng zu bekommen, obwohl sie immer wieder schnell hinter den Ball kamen. Mancher Treffer wirkte zwar "zu einfach", war aber natürlich Ausdruck des Druckes, den die Schweinfurter ausübten, ihres phasenweise hohen Tempos, ihres variablen Spiels mit und ohne Ball und ihrer Genauigkeit. Mit ein wenig mehr Konsequenz hätten die Gäste noch das eine oder andere Tor mehr machen können. Dennoch schafften es die Reichmannsdorfer, in Durchgang zwei besser in die Zweikämpfe zu kommen. Insgesamt war es wie erwartet ein deutlicher und verdienter Sieg für den Regionalligisten, der den einen oder anderen Fehler aufdeckte - und so war es schlussendlich eine gute Einheit für beide Mannschaften.
Spielbericht eingestellt am 27.07.2022 00:30 Uhr