Freilich war es das Spiel des Jahres, wenn nicht ein Spiel für die Geschichtsbücher für den TSV Aubstadt. Vor dem Spiel erinnerte sich der Aubstadter Bürgermeister an die Zeiten bis 2008, als man in der Bezirksliga oder Bezirksoberliga vor unter 100 Zuschauern die Begegnungen ausgetragen hatte. Das war beim Spiel gegen den TSV 1860 München sicherlich anders, denn die NGN-Arena war mit 3000 Zuschauern restlos ausverkauft. Mit dem prominentesten Gegner gastierte die Mannschaft von Michael Köllner in Nord-Unterfranken, nachdem bereits mit Bayer Leverkusen zum zweiten Mal ein (Ex-)Bundesligisten im Grabfeld gastierte. Nun ging es aber um Alles vor einer stattlichen Kulisse und unter Rahmenbedingungen, die man sich nicht besser hätte vorstellen können.
Löwen-Torschütze Marcel Bär bekommt seinen Gegenspieler Joshua Endres (re.) im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu packen.
Alex Grober
Direkt vorneweg spielte die Mannschaft von Victor Kleinhenz frech mit und zeigten eine bissige Zweikampfführung und wenig Respekt vor den Löwen aus München. Diese waren sichtlich beeindruckt in der Anfangsphase von der Herangehensweise der Hausherren, die nichts zu verlieren hatten vor der Rekordkulisse von 3000 Zuschauern in der NGN-Arena. Bereits nach vier Minuten war der erste Torabschluss zu verzeichnen, als Heinze reinlegte zu Joshua Endres, der aber knapp am Pfosten vorbeischob. Man war in der Anfangsphase sicherlich die bessere Mannschaft und die Heimelf konnte sich in der ersten viertel Stunde einige gute Ansätze erarbeiten. Erst nach 22 Minuten gab es für die Löwen den ersten ernstzunehmenden Abschluss durch Merveille Biankadi, der aber bravourös von Lukas Wenzel mit den Fäusten abgewehrt werden konnte. Das war es aber an Torraumszenen weitesgehend in der ersten Halbzeit. Die weitere Phase war von vielen guten Aktionen der Heimelf geprägt, die allerdings dann im letzten Drittel nicht gefährlich genug wurden. Die Mannschaft von Victor Kleinhenz war aber mindestens ebenbürtig, wenn nicht besser - es war kein Klassenunterschied in der NGN-Arena zu erkennen. In der Defensive verteidigte man sehr diszipliniert, sodass kaum Chancen für den Drittligisten aus der Landeshauptstadt herumkamen. Erst kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit erhöhte der TSV 1860 so etwas den Druck, ohne sich allerdings klare Torchancen herauszuarbeiten. Leon Heinze war es dann nach 37 Minuten, der nach einem Steilpass aber zu lange zögerte und sein Schuss zur Ecke abgewehrt werden konnte. Zwei Zeigerumdrehungen später sendeten die Gäste ein Lebenszeichen in der Offensive, als Milos Cocic nach einem Angriff über die linke Seite verzog. Die größte Chance hatte dann Ingo Feser kurz vor der Halbzeitpause, doch sein Freistoß aus 19 Metern wurde vom Gästekeeper Tom Kretzschmar klasse entschärft. Die Aubstadter hatten sicherlich mehr von der ersten Halbzeit, verpassten es aber, eine ihrer guten Ansätze besser auszuspielen und in Führung zu gehen. Man wahrte sich alle Chancen auf den Finaleinzug, der zu diesem Zeitpunkt sicherlich nicht unverdient gewesen wäre.
Löwen-Akteur Merveille Biankadi (re.) zieht gegen den Aubstadter Joshua Endres nach innen.
Alex Grober
Deutlich verbessert zeigte sich die Mannschaft von Michael Köllner nach der Pause, die nun mit mehr Aggressivität und Galligkeit in den Zweikämpfen zu Werke gehen. Man nahm nun den Kampf etwas besser an, was sich auch an den Offensivbemühungen zeigte. Aber auch der TSV Aubstadt zeigte sich nicht untätig, denn man versuchte selbst zum Erfolg zu kommen und sich Chancen zu erarbeiten. Es waren einige Fernschüsse, die die Sechziger abfeuerten, aber es aber keinerlei zwingende Chancen. In der 67. Minute bebte es aber in der NGN-Arena, als Tim Hüttl nach einem Eckball von Joshua Endres das 1:0 für den TSV Aubstadt erzielte. Er stieg am ersten Pfosten nach oben und der großgewachsene Innenverteidiger der Hausherren konnte den Underdog in Führung bringen. Das war auch aufgrund der besseren ersten Halbzeit der Kleinhenz-Elf nicht unverdient, während von den Löwen nicht viel kam. Doch nur drei Minuten später hätte die Köllner-Elf fast zurückgeschlagen, als nach einem Freistoß Stephan Salgner an die Unterkante der Latte köpfte. Von dort aus klatschte das Leder kurz vor der Torlinie auf, woraufhin Aubstadt im Verbund klären konnte. In der zweiten Halbzeit spielte der TSV 1860 München in Richtung ihres Fanblocks, die ihre Mannschaft nach vorne peitschten und auch in der 74. Minute den Ausgleichstreffer bejubeln konnte. Nach einer Flanke von Erik Tallig kam es zu einem folgenschweren Zusammenprall zwischen Christian Köttler und Keeper Lukas Wenzel. Wenzel ließ den Ball fallen, Marcel Bär bedankte sich und staubte zum vielumjubelten 1:1 ab. Die Schlussviertelstunde war von viel Kampf beider Seiten geprägt. Bei Aubstadt schwanden immer mehr die Kräfte, was sich an vielen Behandlungen widerspiegelte. Man warf alles rein gegen die Druckphase der Löwen, die in den letzten 15 Minuten nochmal alles mobilisierten, um noch den Siegtreffer erzielen zu können. Marcel Bär hob in der 78. Minute das Leder über das Tor, als er aber im Abseits stand. Lukas Wenzel hatte noch einige Gelegenheiten sich auszuzeichnen. Er war es am Ende, der sein Team in die Verlängerung rettete - Aubstadt verteidigte im Verbund mit allen Mitteln und erzwang so das Elfmeterschießen gegen die klassenhöheren Löwen.
Umkämpftes Luftduell zwischen dem heimischen Tim Hüttl (rot) und dem Gäste-Torschützen Marcel Bär.
Alex Grober
Mehr Spannung ging nicht in der NGN-Arena, als nach einer kurzen Pause die Entscheidung im Elfmeterschießen getroffen werden musste. Zunächst trat Stephan Salger für die Löwen an, die den ersten Schuss hatten, den er verwandelte. Joshua Endres scheiterte mit dem ersten Aubstadter Versuch aber am Gästekeeper. Lukas Wenzel hielt den zweiten Elfmeter der Löwen, der von Erik Tallig getreten wurde. Christopher Bieber konnte danach ausgleichen zum 2:2. Dem Löwen-Kapitän Stefan Lex versagten im dritten 60-Versuch die Nerven, als erneut Lukas Wenzel die richtige Ecke ahnte. Die weiteren drei Schützen Ingo Feser (Aubstadt), Merveille Biankadi (1860 München) und Steffen Behr (Aubstadt) trafen jeweils, ehe Bär für die Löwen hätte treffen müssen, um sein Team noch im Rennen zu halten. Dies tat er nicht, als Wenzel den dritten Elfmeter parieren konnte und ein Jubelsturm im Grabfeld begann. Es war kein unverdienter Sieg unter dem Strich für den TSV Aubstadt, der damit im Pokalfinale gegen den FV Illertissen steht. Insgesamt kann man den TSV Aubstadt nur beglückwünschen - zum einen für eine klasse mannschaftlich geschlossene Leistung inkl. Finaleinzug. Zum anderen für die hervorragende Organisation - es war wahrlich Werbung für den Aubstadter Fußball. Ein Event, das kaum zu überbieten sein wird in den nächsten Jahren.
Spielbericht eingestellt am 26.03.2022 19:34 Uhr