Die Vorzeichen auf Schweinfurter Seite waren klar vor dem Duell mit dem Erzrivalen vom Würzburger Dallenberg. Nachdem ein möglicher Drittligaaufstieg bereits früh in der Saison ad acta gelegt werden musste, peilten die Nullfünfer nun den Sieg des Totopokals und damit die DFB-Pokalteilnahme in der kommenden Saison an. Dafür schickte Coach Tobias Strobl seine beste Elf aufs Feld. Im Vergleich zum enttäuschenden 2:2 im Regionalligaauswärtsspiel gegen den SV Heimstetten am vergangenen Samstag, veränderte der 34-Jährige seine Anfangself gleich auf fünf Positionen. Für Pfarr, Cekic, McLemore, Zietsch und Pieper durften Haas, Thomann, Jabiri, Kraus und Billick von Beginn an ran. Auch Strobls Pendant, Kickers Cheftrainer Ralf Santelli, wechselte munter durch im Vergleich zum 1:0-Auswärtssieg am letzten Drittligaspieltag gegen den SV Wehen Wiesbaden. Torhüter Bonmann und der Mittelfeld-Sechser Perdedaj traten die Reise nach Schweinfurt erst gar nicht mit an. Der Österreicher Hausjell und Toptorschütze Pourié mussten zunächst auf der Ersatzbank Platz nehmen. Von Anfang brachte Santelli dafür Stefaniak, den etatmäßigen Ersatztorhüter Richter, Waidner und Sané.
Mit viel Einsatz verschafft sich Thomas Haas (vorn) gegen Alexander Lungwitz Platz.
Felix Maier
Die Abtastphase vor der stimmungsvollen Derby-Kulisse übersprang die Heimelf. Die Strobl-Elf legte los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Bereits nach nicht einmal einer vollendeten Spielminute gab Schweinfurts Linksaußen Martin Thomann einen gefährlichen Distanzschuss in Richtung Gäste-Tor ab. Kurz darauf, die Gäste wirkten immer noch nicht richtig bereit für den Pokalabend, durften die FC 05-Fans das erste Mal jubeln. Nach einem weiteren wuchtigen Angriff zog Ex-Löwe Kristian Bohnmann im Strafraum aus spitzem Winkel ab, Kickers-Schlussmann Marc Richter rutschte der Ball durch die Hosenträger zum 1:0 ins Tor. Auch nach der frühen Führung hielten die „Schnüdel“ den Druck auf den überforderten Drittligisten, mit schnörkellosen Angriffen, meist über die linke Seite, hoch, verpassten es jedoch Kapital aus ihren vielen Torchancen zu schlagen. Der im ersten Abschnitt furios aufspielende Thomann (10.), Böhlein (25., 26.), Fery (33.) und Jabiri (45.) hatten ließen die Gelegenheiten die deutliche Überlegenheit in weitere Torerfolge umzumünzen ungenutzt. Die Kickers dagegen blieben 45 Minuten erschreckend harmlos und ließen dabei alles vermissen. Nicht ohne Grund quittierten die Kickers-Fans ihr Team mit „Wir wollen euch kämpfen sehen“-Gesängen nach dem Pausenpfiff.
War die ersten 45 Minuten kaum vom Ball zu trennen: Adam Jabiri (li.) – hier schneller als Daniel Hägele.
Felix Maier
Nach dem Seitenwechsel sahen die über 3000 Zuschauer, darunter rund 900 Würzburger Fans, einen völlig anderen FC Würzburger Kickers. Nach der Pause verstärkte Santelli durch die Hereinnahme von Marvin Pourié seine Offensive. Was auch immer der Ex-Co-Trainer von Ralf Rangnick seiner Elf in der Kabine mit auf den Weg gab, es fruchtete. Die Kickers zeigten sich nun entschlossen, das Derby doch noch an sich zu reißen. Die erste Chance der zweiten Hälfte hatte aber dennoch der FC 05. Der ansonsten eher blaß wirkende Meris Skenderovic schoss auf spitzem Winkel in der 53. Minute nur knapp am Kickers-Tor vorbei. Fünf Minuten später folgte großer Jubel im gutgefüllten Gästeblock. Kickers-Rechtsverteidiger Leon Schneider staubte nach einem Kopfball von Abwehrkollege Tobias Kraulich, nach einer Stefaniak-Ecke, zum 1:1-Ausgleich ab.
Schweinfurt wirkte völlig ausgepowert, nach der kräftezehrenden ersten Hälfte, und hatte den Würzburgern mit zunehmender Spieldauer kaum noch etwas entgegenzusetzen. In der 66. Minute vergab FWK-Stürmer Saliou Sané die Chance auf die Führung. Drei Minuten später machte es der 29-Jährige besser. Nach einer präzisen Flanke von Stefaniak köpfte Sané das 1:2. Den Nullfünfern blieb anschließend nur noch der Mute der Verzweiflung. Die Durchschlagskraft aus der ersten Hälfte war jedoch verschwunden. So fing sich die Heimelf noch zwei Treffer. Das 1:3 erzielte Daniel Hägele auf Vorlage von Schneider, neuerlich nach einer Standardsituation, in der 86. Minute. In der sechsten Minute der Nachspielzeit markierte Sané mit seinem zweiten Treffer, nach einem Konter, den 1:4-Endstand.
In der Luft wurde sich nichts geschenkt: Saliou Sané im Kopfballduell.
Felix Maier
Auch wenn das Ergebnis letztzlich ein, zwei Tore zu hoch ausfiel, kam der klassenhöhere FC Würzburger Kickers letztlich verdient eine Runde weiter. Schweinfurt powerte sich in den ersten 45 Minuten völlig aus und hatte im zweiten Abschnitt nichts mehr hinzuzusetzen. Die Strobl-Elf verpasste somit das zweite Ziel der Saison. Die Kickers dagegen dürfen noch vom Klassenerhalt in der 3. Liga und dem Sieg des Totopokals träumen.
Spielbericht eingestellt am 09.03.2022 11:32 Uhr