Nach dem Sieg im Kreispokalfinale gegen Kasendorf erwarteten die Saaser einen echten Hochkaräter im heimischen Waldstadion. Denn Viktoria Aschaffenburg kämpfte noch vor wenigen Wochen den Aufstieg in die 3. Liga und gilt als einer der Geheimfavoriten in der Regionalliga, auch wenn der Start in die neue Serie etwas durchwachsen verlaufen ist. Bei den zwei Spielklassen Differenz waren die Saaser im Landespokal nur krasser Außenseiter, auch wenn die Lerchenbühler zuletzt durchaus zu Gefallen wussten. Mit drei Siegen und einem Remis ist die Mannschaft von Adrian Grötsch bestens aus den Startlöchern gekommen und die elf Treffer in den vier Partien sprechen für viel Qualität in den vorderen Reihen. Ob die Gastgeber überhaupt mithalten können, war die eine Frage, ob ein Weiterkommen im Bereich des Möglichen ist, die andere. Vielleicht haben sie sich aber die Altstädter zum Vorbild genommen, die gegen Bielefeld fast das Unmögliche möglich gemacht haben. Allerdings musste Trainer Adrian Grötsch auf sieben Mann verzichten. Aber auch die weit angereisten Gäste waren nicht sorgenfrei und vertrauten zunächst ihrer "Schüler- und Studentenauswahl", nachdem die Berufstätigen nachgereist waren.
Erste Hürde genommen: Tim Littmann (re.) lässt Nick D`Addona hinter sich.
Hans-Jürgen Wunder
Gästetrainer Seitz forderte seine Schützlinge vor der Partie, auf die Bälle aktiv zu fordern und aktiv zu sein. Seins Echützlinge beherzten das und legten gleich stürmisch los. Der Bezirksligist kam in der ersten Viertelstunde fast nicht aus seiner Hälfte und es war eine völlig einseitige Begegnung zu befürchten. Allerdings gab es vorläufig nur die Kopfballchance durch Viktoria-Sechser Tom Schulz, der aber den Kasten um einen Meter verfehlte. In der Folgezeit besaßen die Gäste zwar die Lufthohheit, was BSC-Trainer Adrian Grötsch durchaus etwas erzürnte. Denn Mittelstürmer Nicolas Hebisch hätte den Gast in Führung bringen könen, als er zunächst knapp drüber köpfte und dann eine Hundertprozentige nicht nutzen konnte - als Veit Klement von der Grundlinie präzise zurückpasste. Der Regionalliga-Stürmer sollte an diesem Abend der tragische Held für den Favoriten werden. Denn anschließend lösten sich die Lerchenbühler etwas aus der Umklammerung und Hannes Greef gab einen Warnschuss ab. Umso überraschender dann die Viktoria-Führung, bei der der Referee wohl daneben lag. Denn dem Eckball der Aschaffenburger ging ein klares Handspiel voraus. Doch der Ball landete beim verwaisten Daniel Cheron, das Leder humorlos zum 0:1 (22.) im linken, oberen Eck versenkte. Jetzt wurde die Heimelf noch mutiger und Niklas Rausch marschierte alleine auf das Gästetor, aber ein zurückgeeilter Abwehrmann und Torwart entschärften in einer Gemeinschaftsaktion die Situation. Wenig später dann aber doch der Ausgleich. Hannes Greef stiebitze Elmir Muhir den Ball, steuerte alleine auf den Viktoria-Kasten zu und wurde schon etwas abgedrängt. Dann aber packte er so einen Hammer zum 1:1 (34.) aus, dass selbst der Regionalligatorhüter zu Statisten degradiert wurde. Der Gästecoach stöhnte: "Mit unserer Chancenverwertung und Fehlern haben wir den Gegner richtig aufgebaut, der dann immer mutiger wurde."
Spielentscheidende Männer: Florian Dörfler (li.) und Nicolas Hebisch.
Hans-Jürgen Wunder
Nach der Pause drängte Aschaffenburg auf die schnelle Entscheidung. Die Lerchenbühler wurden nun massiv in die eigene Hälfte gedrängt und an Entlastung war zunächst nicht zu denken. Freilich dauerte es fast eine Viertelstunde, bis Klement Veit aus 20 Metern volley abzog und seinen Meister in Torwart Tim Tscheuner fand. In der Folgezeit baute die Seitz-Elf einen regelrechten Belagerungsring in der BSC-Hälfte auf. Aber die Lerchenbühler kämpften verbissen und ließen trotz Dauerdruck relativ wenig zu. Das Pokalspiel lief immer mehr auf ein Privatduell zwischen Viktoria-Stürmer Nicolas Hebisch und BSC-Keeper Tim Tscheuschner hinaus - mit klaren Vorteilen für den Bayreuther. Erst entschärfte er einen Flachschuss (75.) und dann pflückte er einen halbhohen Ball, als sei das eine seiner leichtesten Übungen (90.). Dazwischen versuchte es der eingewechselte Elias Niesigk mit einem Gewaltschuss von der halbrechten Seite, machte aber ähnliche Erfahrungen wie sein Mitspieler. Die Heimelf kam im zweiten Abschnitt eigentlich nur einmal richtig vor den gegnerischen Kasten, da aber hochkarätig. Marco Weber leitete mit starkem Einsatz einen Konter über die rechte Seite ein und nach Flachpass scheiteterte der bienenfleißige, aber glücklose Niklas Rausch (81.) nur um Haaresbreite am Sensationstreffer. Also musste das Elfmeterschießen entscheiden.
Der Held des Abends: Tim Tscheuschner parierte zwei Dinger.
Hans-Jürgen Wunder
"Wir konnten eigentlich nur gewinnen", drückte BSC-Verteidiger Florian Dörfler die Stimmung der Saaser vor der Nervenschlacht aus. Während die Gäste ihren ersten Schuss sicher verwandelten, hatte Hannes Greef die nötige Portion Glück. Aber nun entwickelte sich Torwart Tim Tscheuschner zum Elfmeterkiller und parierte gleich zweimal. Nick D`Àddona machte es mit seinem Fehlschuss zwar noch einmal spannend, aber Florian Dörfler kannte aus bekannten Gründen keine Nerven. Jetzt haben die Saaser die Sensation geschafft und hoffen auf den Wunschgegner - der befindet sich gleich wenige Meter unterhalb des BSC-Geländes.
Spielbericht eingestellt am 10.08.2021 23:48 Uhr