"Bamberg ist ein spielstarker Bayernligist!", zeigte Aschaffenburgs Trainer Jochen Seitz vor dem Gegner Respekt. "Ihre Stärken liegen ganz klar in der Offensive, der FC Eintracht zählt mit zu den torgefährlichsten Mannschaften der Bayernliga Nord.", ging Seitz beim Blick auf das Torverhältnis auf der anderen Seite aber auch davon aus, dass der Gegner defensiv anfällig ist. Die Gäste, die etwa 175 Kilometer Anreise hinter sich hatten, mussten auf den einen oder anderen beruflich verhinderten Akteur verzichten.
Aber auch Michael Hutzler konnte bei weitem nicht aus dem Vollen schöpfen. Tobias Linz, Marc Reischmann, Pascal Nögel, Nicolas Görtler und weiterhin auch Steffen Müller fehlten aus unterschiedlichen Gründen. Der Bamberger Trainer reagierte auf die Ausfälle und die Stärke des höherklassigen Gegners und ließ seine Elf diesmal im 4-1-4-1 auflaufen. "Wir sind zwar Außenseiter, aber wir werden auch heute wieder versuchen, mutig aufzutreten.", erklärte er.
Durch die Beine von Gegenspieler Benjamin Baier (re.) findet Philipp Pfeiffers Fuß den Weg zum Ball.
Markus Schütz
Die Null gegen den eine Liga höher spielenden Gegner stand auf Bamberger Seite gerade einmal acht Minuten. Nach einem Ballverlust in der gegnerischen Hälfte ging es schnell: Der auffällige Philipp Beinenz überbrückte mit dem Leder am Fuß zügig das Mittelfeld, setze im richtigen Moment über links Daniel Meßner ein - und dessen Querpass drückte Egson Gashi aus kurzer Distanz zum 0:1 über die Linie. "Wenn man sich in einem solchen Spiel etwas nicht wünscht, dann ist es ein frühes Gegentor...!", sagte Michael Hutzler nach der Partie. Ein denkbar schlechter Start für die Gastgeber. Zwar hatte Bamberg im Anschluss die eine oder andere mutige Aktion, aber die guten Ansätze konnte nicht in Torgefahr umgemünzt werden. Anders bei der Viktoria, die ein tolles Tempo - in beide Richtungen - an den Tag legte, bei eigenen Ballverlusten sofort ins Gegenpressing ging oder schnell und geschlossen wieder hinter den Ball kam. So entstand ein Druck auf die Bamberger, mit dem diese so ihre Schwierigkeiten hatten. Glück für den FCE, dass nach knapp einer Viertelstunde dem freigespielten Daniel Meßner die Ballmitnahme missriet, so dass der aufmerksame Fabian Dellermann noch klären konnte. Kurz darauf wieder das Duell Meßner - Dellermann und wieder blieb der Bamberger Keeper im Eins-gegen-Eins Sieger. Ebenso wie gegen den Kopfball von Luca Dähn aus kurzer Distanz nach einer Ecke. Ein weiterer Knackpunkt aus Bamberger Sicht folgte in der 26. Minute, als Robin Renner seine zweite Gelbe Karte in der Partie sah und infolgedessen mit Gelb-Rot runter musste. Eine vertretbare Entscheidung des souveränen Gespannes um Schiedsrichter Potemkin. Jetzt wurde es noch schwerer für den FCE, der bis dahin sowieso schon keinen leichten Stand in diesem Spiel hatte. Aschaffenburg drückte weiter, vor allem Philipp Beinenz gab über rechts viel Gas. Wieder musste Dellermann klären im Eins-gegen-Eins gegen den Aschaffenburger Rechtsoffensiven klären. Nach etwas mehr als einer halben Stunde tat der Bamberger Keeper dies mit unlauteren Mitteln, als er im Strafraum Daniel Meßner zu Fall brachte. Klare Sache. Benjamin Baier verwandelte den fälligen Elfer sicher. Und als Daniel Meßner kurz darauf das 0:3 nachlegte, war die Partie vorentschieden. Meßner wurde dabei über halblinks geschickt, umspielte Fabian Dellermann und schob den Ball ins leere Tor. Noch vor der Pause setzte dann Simon Heinz auf der Gegenseite seinen wuchtigen Abschluss aus 18 Metern knapp vorbei und Patrick Görtler wurde in aussichtsreicher Position gerade noch geblockt.
Mit einem langen Bein klaut Tobias Ulbricht (lila) dem Viktoria-Kapitän Roberto Desch den Ball raus.
Markus Schütz
Im zweiten Durchgang und unter Flutlicht hatte die Heimelf zunächst zwei brenzlige Situationen zu überstehen. Aber Daniel Meßners Abschluss wurde von einem Verteidiger geklärt und beim Kopfball von Luca Dähn schnappte sich Dellermann das Leder. Danach holte sich der FC Eintracht Bamberg zwar mehr Ballbesitz und zeigte einige gefällige Aktionen, so, als Marco Schmitt Simon Heinz bediente und der den Ball aus 20 Metern über das Tor setzte. Oder als der einlaufende Tobias Ulbricht eine Schmittschmitt-Flanke nur knapp verpasste. Die Gastgeber versuchten es zwar immer wieder und legten spielerisch deutlich zu. Aber so richtig in Verlegenheiten konnte der Aschaffenburger Keeper Peter Neuberger nicht mehr gebracht werden. Die Gäste taten eine Zeit lang nur noch das Nötigste, ließen sich bespielen und lauerten auf Konter. Mit fortschreitender Spieldauer wurden die Wege der Bamberger immer weiter und schwerer, schließlich galt es, eine mehr als einstündige Unterzahl zu kompensieren. Der starke Benjamin Baier zog dann das Spiel immer mehr an sich, holte sich viele Bälle und verlagerte das Geschehen wieder mehr in die Bamberger Hälfte. In der 80. Minute krönte er seine gute Leistung mit seinem zweiten Tor, profitierte dabei allerdings von einem Geschenk des ansonsten gut aufgelegten Fabian Dellermann. Ausgangspunkt des Treffers zum 0:5-Endstand war zwei Minuten vor dem Ende dann ein ruhender Ball aus dem Halbfeld. Am langen Fünfereck stand Marc Grünewald, der den Ball zentral vors Tor köpfte, wo ihn aus kurzer Distanz der ebenfalls eingewechselte Lucas Oppermann über die Linie drückte.
Aschaffenburgs Benjamin Baier (re.) lieferte eine starke Leistung ab, hier spielt er den Ball vor dem anstürmenden Tobias Ulbricht.
Markus Schütz
Wenn gegen einen Gegner, der eine Liga höher spielt und favorisiert ist, etwas drin sein soll, dann muss meist viel passen. Einige Umstände bzw. Situationen ließen das Spiel aus Bamberger Sicht dann eine negative Entwicklung nehmen: Nicht in bester Besetzung angetreten kassierten die Gastgeber ein schnelles Gegentor, Jerundow musste früh raus, die Heimelf geriet in Unterzahl und kassierte per Elfmeter dann einen zweiten und kurz vor der Pause auch noch einen dritten Gegentreffer. Zu diesem Zeitpunkt stand fest, dass die Reise im Pokal für den FCE an diesem Dienstagabend enden würde. Vorjahres-Finalist Aschaffenburg erwies sich darüber hinaus als ein konzentriert und gerade in der ersten Halbzeit nach vorne verteidigender Gegner, der in beide Richtungen immer wieder viel Tempo in seinem Spiel hatte - und dazu vor dem Tor effektiv war. Die Viktoria sicherte sich so verdienter Maßen einen klaren Sieg, das Weiterkommen und die 1000 Euro Siegprämie von Lotto Bayern. Für den FCE bleiben unter dem Strich als kleiner Trost, einer von nur zwei Bayernligisten zu sein, der bis ins Achtelfinale gekommen ist - der sich nun voll auf die Liga konzentrieren kann.
Spielbericht eingestellt am 04.09.2019 09:03 Uhr