Wenn die Hofer Bayern auf die Altstädter aus Bayreuth treffen, dann geht es um mehr als nur eine Runde weiter zu kommen. Ein echter Pokalkracher eben. Vor Spielbeginn konnte jedoch kaum einer erahnen, was auf die Besucher auf der Grünen Au zukommen sollte. Schließlich bekleckerten sich die Gäste zuletzt nicht mit Ruhm. In der Liga warten die Altstädter immer noch auf das erste Tor und den ersten Zähler. Ob der Termin für die Wagnerstädter dabei günstig kam, darüber lässt sich streiten. Denn die Gelb-Schwarzen hatten nach dem Fehlstart mit sieben sieglosen Partien eigentlich ganz andere Sorgen. Aber das Weiterkommen im Pokal war vor der Saison klare Zielvorgage der Verantwortlichen. Das machte sich auch in der Aufstellung bemerkbar: Trainer Joe Albersinger schickte seine stärkste Elf ins Rennen - mit Neuzugang Shpetim Sulejmani in der Startelf. Die Hofer Bayern mussten dagegen auf den zuletzt formstarken Adam Hajek verzichten. Aber nach den letzten beiden Partien zeigte die Formkurve bei den Saalestädtern insgesamt nach oben. Da blieben die Hofer Bayern jeweils ohne Gegentreffer und zeigten, dass sie die Null halten können. Sollten die bislang in der Offensive harm- und glücklosen Altstädter hierauf die passende Antwort finden?
Tom Feulner (gelb) stoppt Anton Makarenko bereits frühzeitig im Spielaufbau.
Thomas Nietner
In der Anfangsphase schien das eher nicht der Fall zu sein. Die Altstädter machten da weiter, wo sie in der Liga aufgehört hatten. Dabei hatten die Bayreuther Anhänger Hoffnungen geheckt, dass die Elf gestärkt aus dem spielfreien Wochenende kommen würde. "Das lag aber auch am starken Gegner", betonte der Altstädter Trainer Joe Albersinger. Der Hofer Coach Alexander Spindler hatte seine Elf gut auf die Gäste vorbereitet: "In der ersten Halbzeit haben wir das perfekt gegen den Ball gemacht und haben dem Gegner keine Räume gelassen. Wir haben bei Ballgewinn schnell umgeschalten. Da hatte Bayreuth Probleme." So hatten die Bayreuther in der Anfangsviertelstunde zwar ein optisches Übergewicht, aber eben nur bis ins letzte Spielfelddrittel. Ab da war die Hofer Hintermannschaft nicht zu überwinden. Ganz so sattelfest erwies sich die Gästeabwehr nicht, als Malik McLemore zum Gegenzug ausholte. Mario Götzendörfer blieb da nur das Foul im Strafraum. "Das hat den Hofern in die Karten gespielt", haderte Joe Albersinger, nachdem Schlussmann Sebastian Kolbe den Elfmeter von Christian Schraps zwar halten konnte, aber im Nachschuss machtlos war. Das machte dem Altstädter Konzept endgültig einen Strich durch die Rechnung. Von einem Klassenunterschied war nichts zu sehen. "Wir sind nicht ins Spiel gekommen. Wir wollten griffig sein und Hof keine Räume geben. Das ist uns nicht gelungen", gab der Altstädter Coach zu. Vielmehr legten die Hausherren noch einen weiteren Treffer nach. Andreas Knoll und Kevin Winter kombinierten sich nach einer halben Stunde durch die Gästeabwehr, ehe der Ex-Selbitzer Winter zum 2:0 einschob. Die Grüne Au stand erneut Kopf und Bayreuth war geschockt. Noch vor dem Seitenwechsel hatte Malik McLemore sogar den dritten Hofer Treffer auf dem Fuß. SpVgg-Keeper Sebastian Kolbe hielt die Gäste jedoch mit einer starken Parade im Spiel.
Mikel Seiter (gelb) klärt vor Ivan Knezevic.
Thomas Nietner
"Wir wussten, dass die Altstädter noch einmal alles in die Waagschale reinwerfen werden. Aber ich habe nie daran gezweifelt, dass wir als Sieger vom Platz gehen", stellte sich Alexander Spindler auf das Anrennen der Altstädter in der zweiten Hälfte ein. Und so kam es auch. "Nach fünf Minuten war unser Konzept quasi dahin", lag Kevin Winter nicht falsch, nachdem den Altstädtern prompt der Anschlusstreffer durch Ivan Knezevic gelang. David Guyon und Ondrej Chocholousek waren sich zuvor nicht einig. Die Altstädter schöpften wieder Hoffnung. Nun lieferten auch die Gäste ihren Teil zu einem packenden Pokalfight. Die nächste Chance gehörte dann aber wieder den Hofern: Matej Kyndel fehlten aber erst noch Zentimeter. Wenig später hatte der Angreifer das Glück auf seiner Seite: Von der Unterkante der Querlatte sprang der Ball ins Tor. Drin oder nicht drin? Der Schiedsrichter gab den Treffer. Die Zuschauer waren völlig aus dem Häuschen, ohne zu jenem Zeitpunkt zu wissen, dass das noch lange nicht alles war. Denn jetzt wurde die Partie immer besser. Ivan Knezevic verkürzte fast im Gegenzug erneut. "Wir haben nie aufgegeben", rechnete Joe Albersinger dies seiner Elf an. Aber das Drehbuch hatte lange noch nicht seine Höhepunkt erreicht, auch wenn viele Zuschauer die Hofer Bayern nach dem Treffer von Malik McLemore schon auf der Siegerstraße sahen. Der Hofer köpfte eine Freistoßflanke zum 4:2 ein. War es das? "Nach dem 2:4 waren wir zu passiv und sind nicht mehr in die Zweikämpfe gekommen", stellte der Hofer Spielmacher Kevin Winter fest. Dies nutzten die Gäste tatsächlich zum nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich: Neuzugang Shpetim Sulejmani - der bis dahin kaum eine Szene hatte - schlug zwei Mal eiskalt in der Schlussphase zu. Die Zeichen schienen auf Elfmeterschießen zu stehen. Matej Kyndl hatte aber offenbar etwas gegen einen Hitchcook-Krimi zum Abschluss. In der Schlussminute erledigte der Hofer mit dem Treffer zum 5:4 die Wagnerstädter, ehe das Elfmeterglück die Partie entschieden hätte. Jetzt kannte die Grüne Au aber kein Halten mehr. Fast eine halbe Stadionrunde benötigten seine Teamkollegen, um den jubelnden Torschützen einzufangen.
Yannick Schuberth (gelb) bremst Anton Makarenko aus.
Thomas Nietner
"Auf dem Weg ins Elfmeterschießen hatte ich den Eindruck, dass wir sogar noch das 5:4 machen können. Schade, dass wir uns für den Aufwand nicht belohnen konnten in der zweiten Halbzeit", musste Joe Albersinger erneut eine bittere Pille schlucken. Wieder war es nichts mit dem erhofften Erfolgserlebnis für die Wagnerstädter. Kevin Winter sah das natürlich ganz anders: "Nach so einem Treffer freut man sich fast noch mehr über den Sieg!" Auch der Hofer Coach Alexander Spindler suchte nach dem Pokalwahnsinn nach Worten: "Das war mehr als eine Achterbahnfahrt!" Am Ausgang der Partie hatte er aber selbst nie gezweifelt. Dafür sprach für ihn vor allem der größere Wille seiner Elf. "Da war aber auch jeder Ball genau drin. Bei Hof hat alles geklappt", musste letztendlich auch Joe Albersinger eingestehen. Der Bayernligist wirft nach einem irren Fight mit einem offenen Schlagabtausch in der Schlussphase den fehlgestarteten Regionalligisten aus dem Pokalwettbewerb - der nächste Nackenschlag für die Altstädter. Götterdämmerung in Bayreuth? "Wir werden uns in den nächsten Spielen herauskämpfen!", versprach Joe Albersinger. Die Pokalpleite dürfte den Altstädter Coach aber auch selbst weiteren Kredit gekostet haben. In der Vorsaison war für seine Farben erst im Finale gegen die Münchener Löwen Endstation gewesen.
Spielbericht eingestellt am 21.08.2018 22:57 Uhr