Es war der erster großer Auftritt für den Kreispokalsieger Kickers Selb, der sich in der ersten Runde auf Verbandsebene gleich mit den ruhmreichen Hofern messen durfte. Dabei sprach die Heimelf vom Duell "David gegen Goliath", doch eingeweihte Fußballkenner trauten dem Außenseiter durchaus zu, den Saalestädtern ein Bein zu stellen. Allerdings musste und muss Jakob Schleicher auf den Abwehrchef Fernando Redondo verzichten, der sich eine Schultereckgelenkssprengung zugezogen hatte und länger pausieren dürfte. Und auch Jonas Zeidler, der für den kurzfristig abgewanderten Özgür Keles aus Marktleuthen geholt wurde, war wegen der fehlenden Freigabe noch nicht einsetzbar. Bei den Gästen galt es dagegen, nach zuletzt zwei Niederlagen auch noch eine Pokalpleite zu vermeiden. "Wir spielen trotzdem eine gute Saison und wollen aber die Fehler, die zuletzt gemacht wurden, abstellen", hieß es. Dabei ist an Schonung nicht zu denken, lies der Hofer Trainer zudem wissen.
Matej Kyndl (li.) energisch gegen Petr Rehak.
Hans Wunder
Obwohl nicht zu erwarten war, dass die Heimelf im Hurrah-Stil beginnen würde, setzte sie trotzdem gleich ein paar Nadelstiche. Denn der Bezirksligist ging resolut in die Zweikämpfe und kam nach Balleroberungen im Mittelfeld zumindest zu aussichtsreichen Situationen. Kaan Gezer prüfte den Bayern-Keeper von der Sechzehnerlinie, Petr Plevas verpasste mit seinem Kopfball nach Ecke den Kasten deutlich und wer weiss, was passiert wäre, wenn der Pass von Petr Rehak auf Kaan Gezer nicht im letzten Moment von einem Verteidigerbein im Strafraum geklärt worden wäre. Doch mit der Zeit kam der Bayernligist stärker auf. Zwar schienen bei der Spindler-Elf Ballbesitz und Spielkontrolle im Vordergrund zu stehen. Aber der Volleyschuss mit viel Schmackes von Kevin Winter war ein erstes Zeichen und wenig später brannte es lichterloh im Kickersstrafraum. Nach Flankenlauf von Yannick Schuberth kam Matej Kyndl zum Abschluss - dabei wurde die Kugel gerade noch von der Linie gekratzt. Auch wenn die Partie immer wieder ihre Hänger hatte und wenig passierte, sorgen die Gastgeber noch für einen Aufreger. Kurz vor der Pause gelang es Tomas Sturm, nach Ballgewinn eiens Mitspielers hinter die SpVgg-Viererkette zu kommen. Plötzlich steuerte der ehemalige Hofer von der rechten Seite auf das Bayern-Tor und zog mächtig ab - doch sein Schrägschuss ging um Haaresbreite am langen Pfosten vorbei.
Petr Rehak (re.) tackelt erfolgreich gegen Kevin Winter.
Hans Wunder
Beide Mansnchaften hätten wohl weiter eher lauernd und abwartend agiert, wenn die Kickers im zweiten Abschnitt nicht schnell vorgelegt hätten. Bei einem Freistoß aus 22 Metern wurde der Ball so abgefälscht, dass die Kugel vor die Füße des verwaisten Eralp Caliskan prallte. Der hatte dann aus elf Metern keine Mühe, dass Leder ins lange Eck zur Selber Führung zu schicken. Danach war es ein anderes Spiel. "Ich habe der Mannschaft gesagt, sie soll ruhig bleiben, auch wenn sie ein Tor bekommt. Wir kriegen unsere Möglichkeiten", verriet Alexander Spindler. Und so kam es. Jetzt machten die Gäste mächtig Dampf und kreirten nicht nur gute Torchancen, sondern schafften auch den schnellen Ausgleich. Nach einem Eckball hatte Matej Kyndl einfach zuviel Platz und letztlich keine Mühe, aus Mittelposition das Leder über die Linie zu drücken. Freilich hätte der eingewechselte Tom Zitterbart die Kickers nach einem sehenswerten Diagonalball wieder in Front bringen können. Doch dem Youngster versagten, frei vor Torwart David Guyon, aus halbrechter Position die Nerven. Anschließend produzierten die Saalestädter weiter gute Möglichkeiten. Für den an diesem Tag glücklosen Adam Hajek sprang dann erneut Matej Kyndl als Vollstrecker in die Bresche. Als sich der eingewechselte Tolga Karatas in der eigenen Hälfte auf einen Zweikampf einlies, war die Kugel weg. Danach ging alles blitzschnell. SpVgg-Joker Malik McLemore setzte sich auf der rechten Seite durch, flankte präzise und Matej Kyndl war schon wieder zur Stelle - dieses Mal mit dem Kopf. Selb schaffte es nun nicht mehr, das Hofer Tor in Gefahr zu bringen. Dagegen sorgte der Flachschuss von Christian Schraps zum 3:1 für die endgültige Entscheidung.
Und auch Adam Hajek (in gelb) konnte nun nach Belieben schalten und walten.
Hans Wunder
Es war ein sportliches Großereignis, was sowohl an der Zuschauerzahl als auch an der Anwesenheit vieler bekannter Gesichter abzulesen war. Die bekamen ein spannendes Pokalspiel zu sehen. Auch wenn David den Goliath nicht besiege konnte, kann die Schleicher-Elf stolz auf die gute Leistung und gute Präsentation des Vereins sein. Dass man keine weitere Pokalverpflichtung hat, muss in Anbetracht des geschrumpften Kaders nicht unbedingt beklagenswert sein. Die Hofer haben dagegen einen Pflichtsieg gegen einen unangenehmen Underdog eingefahren und Werbung für die Bayernliga-Saison betreiben können.
Spielbericht eingestellt am 09.08.2018 00:36 Uhr