Die Freude in Bayreuth war groß, als man mit den Münchener Löwen das große Pokallos zog – zumindest rein aus finanzieller Sicht. Denn die Löwen versprachen eine tolle Kulisse im Hans-Walter-Wild-Stadion und damit auch den einen oder anderen zusätzlichen Euro. Dass die Partie letztendlich zwei Mal verschoben wurde, erwies sich im Nachhinein als Glücksgriff. Denn beim Kaiserwetter fanden über 7.000 Zuschauer den Weg in das weite Rund und versprühten damit einen Hauch von Zweitligaatmosphäre. Rein sportliche hätte die Messlatte für die Altstädter jedenfalls gegen den Tabellenführer aber kaum höher liegen können. Der Spitzenreiter war dabei trotz kräftiger Rotation von Trainer Daniel Bierofka klarer Favorit, zumal man auch in der Vorrunde beim 0:3 im Grünwalder Stadion leer ausging. Im Rückspiel fehlten aber mit Mauersberger und Mölders die großen Namen bei den Gästen und auch Torjäger Ziereis saß nur auf der Bank. Warum? Als Tabellenführer und damit bestes "Amateurteam" haben die Löwen die Qualifikation für den DFB-Pokal sowieso fast schon sicher in der Tasche. Gewinnen wollte Daniel Bierofka die Partie dennoch um jeden Fall: „Wenn es etwas zu gewinnen gibt, dann will ich das auch gewinnen! Wir werden das Spiel auf keinen Fall abschenken. Wir fahren nach Bayreuth, um eine Runde weiterzukommen.“ Das wollten aber auch die Altstädter - unabhängig vom Abstiegskampf in der Liga. Christian Stadler schickte daher seine stärkste Elf ins Rennen, in der nach dem 0:5 auch Chris Wolf und Tobias Ulbricht von Beginn an standen. Chris Wolf sollte dabei zusammen mit Dominik Schmitt Spielmacher Kristian Böhnlein den Rücken freihalten, während Tobias Ulbricht für die nötige Torgefahr sorgen sollte.
Im Notfall auch zu zweit: Dominik Schmitt (Nr. 9) und Julian Kolbeck stoppen Gästestürmer Felix Bachschmid mit vereinten Kräften.
Thomas Nietner
Wie dann letztendlich die ersten 45 Spielminuten verliefen, fasste Gästecoach Daniel Bierofka in der Pressekonferenz vielsagend zusammen: "Über die erste Halbzeit hüllen wir am liebsten den Mantel des Schweigens. Von beiden Seiten war das nichts." Dass der Gästecoach dabei nicht mit dem Auftritt seiner Elf zufrieden sein konnte, überraschte nicht. Denn die neuformierten Löwen erwiesen sich als ideen- und zahnlos. "Wir haben von der ersten Minute an gemerkt, dass da heute etwas geht", bestärkte dies nicht nur Chris Wolf, der vor der Abwehr zusammen mit Dominik Schmitt etliche Angriffe schon im Vorfeld zunichte machte. Den Löwen fehlte es dabei am Tempo, um der sicheren Altstädter Defensive gefährlich werden zu können. Abwehrchef Julian Kolbeck und seine beiden Verteidiger Thore Dengler und Tobias Weber machten von Beginn an einen sicheren Eindruck und gestatteten den Münchenern kaum einen Torschuss. Auf der Gegenseite deuteten die Altstädter zwar das eine oder andere Mal nach schnellem Umschalten ihre Torgefahr an, so richtig brenzlig wurde es vor dem Löwen-Tor aber auch nicht. Lediglich als Tobias Ulbricht aussichtsreich von Ivan Knezevic in Position gebracht wurde, ging ein kurzes Raunen durch das Stadion. Das Zuspiel kam letztendlich aber zu ungenau. Viel mehr kam unterm Strich auch nicht auf das Tor von Löwen-Keeper Hendrik Bonmann. Warum dem so war, erklärte Christian Stadler: "In der ersten Halbzeit war es sehr schwer. Beide Mannschaften agierten aus der Defensive heraus, so dass wenige Torchancen zustande kamen. Wir wollten gut stehen und umschalten." Aber eines wurde dennoch deutlich: Die Löwen waren an diesem Tag schlagbar.
Entschlossener: Dominik Schmitt ist vor Löwen-Kapitän Lukas Aigner am Ball.
Thomas Nietner
"In der Halbzeit haben wir gesagt, dass wir mutiger werden. Wir haben gemerkt, dass die Löwen zu bezwingen waren", sah auch der Altstädter Coach den Moment gekommen, mehr zu wagen. Ehe das Spiel dann aber richtig Fahrt aufnahm, bedurfte es erst der Münchener Führung. Lucas Genkinger hatte dabei am Ostermontag mit einem Sonntagsschuss aus gut 30 Metern das Glück auf seiner Seite: Sein Schuss schlug unhaltbar für Keeper Alexander Skowronek im Tordreieck ein. Sollte die Partie nun den erwarteten Ausgang nehmen? Ehe sich die Zuschauer darauf eine Antwort machen konnten, glichen die Gelb-Schwarzen schon wieder aus. Nachdem Darius Held im Strafraum zu Fall gebracht wurde, verwandelte der eingewechselte Patrick Hobsch den fälligen Strafstoß mit etwas Glück zum 1:1-Ausgleich. Gästekeeper Hendrik Bonmann hatte das Eck dabei gerochen, konnte den Ball aber letztendlich nicht entschärfen. Verdient war der Ausgleich aber allemal, denn die Altstädter hatten sich bis dahin auf Augenhöhe präsentiert. "Das Gegentor passte zu unserer gesamten Situation. Aber wir haben gut reagiert und den Elfmeter herausgeholt", atmete Christian Stadler durch. Nun wollten die Bayreuther mehr. Das rechnete der Ex-Weidener seiner Elf auch hoch an: "Wir wollten nicht auf halten spielen und uns nicht in das Elfmeterschießen retten." Die Torchancen wurden nun auch klarer: Alleine Kristian Böhnlein hätte nur kurz nach dem Ausgleich frei vor dem Löwen-Tor das 2:1 erzielen müssen. Julian Kolbeck fehlten dann bei einem Lattenaufsetzer nur Zentimeter zum Torerfolg. So oblag es letztendlich Patrick Hobsch, für den Sieg der Heimelf zu sorgen. Wie schon zuvor Kristian Böhnlein benötigte er dabei aber auch den Nachschuss. Egal: Drin ist drin und Bayreuth eine Runde weiter! "Mit Patrick Hobsch hatten wir ein glückliches Händchen", freute sich Christian Stadler über den Doppelpack des Jokers.
Avancierte mit zwei Treffern zum Matchwinner: Patrick Hobsch. Hier konnte ihn Nicolas Andermatt aber gerade noch stoppen.
Thomas Nietner
Das Hans-Walter-Wild-Stadion stand Kopf: Die Altstädter kegelten wirklich die Löwen aus dem Pokal. Da fehlten auch Chris Wolf die Worte: "Wenn mir das einer vor zwei Tagen erzählt hätte, hätte ich das natürlich sofort unterschrieben. Es ist einfach grandios gelaufen!" Nun muss sich der Verband im Laufe der Woche den Kopf zerbrechen, wann die Partie gegen Rosenheim stattfinden soll. Denn am kommenden Dienstag steht bereits das Punktspiel gegen Garching auf dem Programm. Jetzt heißt es abwägen: Liga oder Pokal? Das war nach dem Spiel aber erst einmal Nebensache: Die Freude über den Einzug in das Halbfinale des Toto-Pokals musste raus. "Für das Halbfinale haben wir eigentlich gar keine Zeit. Ich weiß gar nicht, wann wir das spielen wollen", so Christian Stadler, der sich von dem Sieg nun auch einen Schub für die Liga erhofft. Am Wochenende gastiert der kleine Club im Hans-Walter-Wild-Stadion. In sechs Wochen können sich die Münchener Löwen dann an gleicher Stelle für das Pokalaus revanchieren. "Hoffen wir, dass es dann für beide um nichts mehr geht", so Christian Stadler, der mit seiner Elf bis dahin den Klassenerhalt in trockenen Tüchern haben will.
Spielbericht eingestellt am 02.04.2018 22:31 Uhr