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Artikel veröffentlicht am 12.05.2022 um 10:45 Uhr

Sieg weg am Grünen Tisch: Turnerschaft verliert Punkte aus Stein-Spiel

Am 25. Spieltag hatte die Turnerschaft Fürth bei Schlusslicht FC Stein einen standesgemäßen 4:1-Auswärtssieg eingefahren. Zwei Wochen später sind jene Punkte des Tabellenzweiten aber wohl weg: Die SGV Nürnberg-Fürth 1883 wollte einen unzulässigen Spielereinsatz erkannt haben und bekam dies durch ein Urteil des Kreissportgericht bestätigt. Das Urteil zieht nun ordentlich Bewegung an der Tabellenspitze nach sich.

Von Michael Watzinger

Das Sportgericht hat dem Einspruch der SGV 1883 gegen die Spielwertung der Partie FC Stein gegen Turnerschaft Fürth stattgegeben.

anpfiff.info

Bislang schien die Ausgangslage an der Tabellenspitze im Nürnberger Kreisoberhaus recht eindeutig: Spitzenreiter SC Germania blickte bei fünf Punkten Vorsprung auf Verfolger Turnerschaft zielsicher der Meisterschaft entgegen, während die Fürther wiederum angesichts eines Puffers von vier Zählern auf die SGV Nürnberg-Fürth 1883 die Relegation in greifbarer Nähe wähnten.

Die Ausgangslage hat sich inzwischen allerdings deutlich verändert, erfuhr die Mesek-Elf doch am gestrigen Donnerstag eine Niederlage am Grünen Tisch: Konkurrent SGV Nürnberg-Fürth 1883 hatte gegen die Wertung des 4:1-Auswärtssieges der Fürther in Stein Einspruch eingelegt, sah den Tatbestand eines unzulässigen Spielereinsatzes als erfüllt an.

Kurzfristiger Torwart-Wechsel vor dem Gastspiel in Stein

Die Verantwortlichen der Turnerschaft teilten dem BFV derweil zwischenzeitlich ihre Sicht der Dinge mit, wie Trainer Adrian Mesek erklärt: "Der Einspruch der SGV 1883 bezog sich auf den Einsatz unseres Torhüters Jan Niedermeier gegen den FC Stein. Dort war eigentlich unser Ersatztorhüter Ulas Ersoy von Beginn an zwischen den Pfosten geplant. Allerdings teilte mir dieser während des Aufwärmens mit, nicht spielfit zu sein. Daraufhin machte sich Jan fertig, den wir ursprünglich nur als Zuschauer dabei hatten, und wir teilten die Änderung dem Schiedsrichter-Assistenten mit. Das haben wir gegenüber dem BFV auch so mitgeteilt. Wir haben uns in diesem Fall nichts vorzuwerfen, Jan war spielberechtigt - natürlich kommt es aber auch auf die Aussagen des Schiedsrichter-Gespanns an."

Diese Darstellung der Turnerschaft wird auch im Urteilstext des Kreissportgerichts (KSG) festgehalten, wonach der Mannschaftsbetreuer vor dem Spiel den Schiri-Assistenten (SRA1) über den Torwartwechsel informiert hatte. Kurioserweise spielt in der Begründung dabei auch die Kabinensituation beim FC Stein eine Rolle. "Dies bestätigte auch der SRA1 gegenüber dem KSG, er sei vor dem Spiel auf dem Weg zum Auto, wo er seine Wertsachen wegschließen wollte von einem Vertreter der Turnerschaft über einen Torwartwechsel informiert worden. Der Spieler Niedermeier war hierbei nicht zugegen. Aufgrund der chaotischen Umkleidesituation (SR und SRA´s haben sich in unterschiedlichen Kabinen umgezogen) habe er vergessen dies dem SR mitzuteilen. Der SR hat gegenüber dem KSG auch bestätigt, dass er über den Wechsel nicht in Kenntnis gesetzt wurde." Somit erfolgte, bis heute, kein Eintrag von Stammkeeper Jan Niedermeier im offiziellen Elektronischen Spielbericht (ESB).

Das Urteil fiel nun zu Ungunsten der Turnerschaft aus, gibt beim Sachverhalt aber wie folgt wieder: "Aus Sicht des KSG ist hier §33 Nr. 7 der SpO analog anzuwenden. Demnach ist folgendes Vorgehen bei einer Nichtauflistung eines Spielers im ESB angezeigt. Der Mannschaftsverantwortliche und der betroffene Spieler müssen sich zusammen, persönlich beim SR vorstellen, der Mannschaftsverantwortliche hat gegenüber dem SR die Identität und die Spielberechtigung des Spielers zu bestätigen. Danach ist es Aufgabe des SR, den Spieler im ESB zu ergänzen. Gegen diese Vorgaben wurde durch das Vorgehen der Turnerschaft Fürth zweifach verstoßen. Zuerst war der Spieler bei der Meldung des Mannschaftsbetreuers nicht anwesend und des weiteren erfolgte die Meldung nicht gegenüber dem SR wie vorgeschrieben, sondern gegenüber dem SRA1. Somit wurde dem SR die Möglichkeit genommen die Spielberechtigung des Spielers zu überprüfen, dies hat einen unzulässigen Spielereinsatz zur Folge."

"Besondere Umstände" - keine Geldstrafe

Dass es ein Urteil ist, das nicht nur aus sportlicher Sicht nicht ohne Bauchschmerzen gesprochen wurde, unterstreicht eine abschließende Anmerkung im Urteilstext: "Aufgrund der besonderen Umstände wurde auf eine Geldstrafe verzichtet." Dies erscheint reichlich ungewöhnlich, wenn man im Ergebnis von einem unzulässigen Spielereinsatz ausgeht. Die Kosten des Verfahrens in Höhe von 21,68 Euro wären für die Turnerschaft freilich auch leichter zu verschmerzen als der Verlust der auf dem Rasen erspielten drei Punkte. Dass die Turnerschaft Fürth das Urteil des Kreissportgerichts per Berufung innerhalb einer Woche in weiterer Instanz prüfen lassen wird, ist wahrscheinlich. Die Tabelle wird durch den Kreisspielleiter Thomas Raßbach auch erst angepasst, sobald das Urteil rechtskräftig ist.

Bleibt das Urteil bestehen, hätte das jedoch in doppelter Hinsicht Folgen: Durch die Niederlage am Grünen Tisch weist das Punktekonto der Turnerschaft dann nur noch 53 Zähler auf. Der SC Germania könnte dadurch angesichts von nun acht Punkten Vorsprung bereits die Sektflaschen für die Meisterschaft kaltstellen. Gleichzeitig wackelt die sicher geglaubte Relegation der Mesek-Truppe gehörig - die SGV 1883 (am Sonntag bei der Germania) würde bis auf einen Punkt an die Fürther heranrücken.