Michael Green im Interview: Vom verrückten Gedanken zur reizvollen Aufgabe - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 19.01.2022 um 07:00 Uhr
Michael Green im Interview: Vom verrückten Gedanken zur reizvollen Aufgabe
INTERVIEW Gut vier Wochen ist es inzwischen her, als Vatanspor Nürnberg mit Michael Green seinen neuen Trainer und damit den Nachfolger von Ahmet Dönmez präsentierte. Der 41-Jährige war zuletzt in Uehlfeld tätig und kehrt aus dem Erlanger Kreis nach Nürnberg zurück. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der erfahrene Coach über die ungewöhnlich anmutende Konstellation mit Vatan sowie die ersten Wochen im neuen Verein.
Von Michael Watzinger
Michael Green ist nach einigen Stationen im Raum Erlangen/Pegnitzgrund zurück in Nürnberg. Bei Vatanspor erwartet ihn eine interessante wie anspruchsvolle Aufgabe.
Sebastian Baumann
Hallo Michael, die Zeit um Weihnachten und den Jahreswechsel herum ist für viele Menschen eine Zeit der Besinnlichkeit und Ruhe. Du hast kurz vor den Weihnachtsfeiertagen aber die Dönmez-Nachfolge bei Vatanspor angetreten - besonders viel Ruhe dürftest Du in den vergangenen vier Wochen also eher nicht gehabt haben, oder?

Michael Green (41):
Eine neue Stelle als Trainer anzutreten ist natürlich immer mit einem gewissen Kennenlernprozess verbunden. Mir ist es wichtig, die vorhandenen Strukturen möglichst schnell und detailliert kennenzulernen, mit denen ich es dann zu tun haben werde. Ich habe dabei eine äußerst positive Grundstimmung und eine fußballverrückte Vorstandschaft vorgefunden und von meinem Spielleiter Özgür Keles einen hervorragenden ersten Eindruck. Natürlich gab es aufgrund des Winter-Transferfensters einiges zu tun - langweilig war uns in den letzten Wochen ganz sicher nicht. (lacht)

Wie kam es zu Deinem Engagement bei Vatanspor?

Green: Özgür hat zu mir Kontakt aufgenommen und mich über das Interesse von Vereinsseite informiert. Am Anfang war ich etwas überrascht und hielt es für eine ziemlich verrückte Idee. Er blieb dann aber hartnäckig und Vatanspor hat sich anschließend wirklich sehr um mich bemüht, was ein tolles Zeichen der Wertschätzung war. Mit jedem weiteren Gespräch nahm die Zusammenarbeit dann letztlich immer weiter Formen an. Nach meinen ersten Wochen kann ich ein durchaus positives Fazit ziehen, ich habe unheimlich engagierte und begeisterte Verantwortliche kennengelernt.

Was reizt Dich an der neuen Aufgabe besonders?

Der Verein wollte gerade in Sachen Strukturen noch professioneller werden und sah in mir einen geeigneten Kandidaten, um dieses Vorhaben weiter voranzutreiben. Im Nürnberger Raum habe ich mein bestes Netzwerk und möchte so ganzheitliche Verbesserungen innerhalb des Vereins herbeiführen. Unser Ziel ist es, in Zukunft eine positive Außendarstellung zu erzeugen und für viele Talente unterschiedlichster Herkunft eine attraktive Adresse zu sein. Außerdem denke ich, dass gerade die gegensätzlich anmutende Art - durchstrukturierter und zielorientierter Coach und emotionaler beziehungsweise fußballverrückter Verein - eine interessante und erfolgsversprechende Verbindung darstellen kann.

Auch wenn Vatanspor neben Enes Arici (in rosa) im Winter noch einige weitere Abgänge von Leistungsträgern verkraften musste, verspürt der neue Trainer Michael Green einen besonderen Reiz an der neuen Aufgabe.  
fussballn.de / Strauch

Du hast das aus Vatanspor-Sicht durchaus arbeitsreiche Transferfenster bereits angedeutet. Was hat sich bei Euch auf der Abgangsseite getan?

Green: Man muss schon festhalten, dass uns einige Leistungsträger in der Winterpause verlassen haben: Neben meinem Vorgänger Ahmet Dönmez und seinem spielenden Co-Trainer Daniele Ballatore gingen mit Pascal Tischler (Turnerschaft Fürth), Enes Saleem (Türkspor Nürnberg), Enes Arici (ASV Vach), Edgar Lopez (FC Bayern Kickers) und Moumen Amneh (TSV Ammerndorf) insgesamt sieben Spieler, die zum Stammpersonal der Mannschaft gehörten. Das hat uns natürlich schon weh getan - gerade auch, weil der Kader an sich auch nicht übermäßig breit aufgestellt war.

Das liest sich schon nach einem ziemlich großen Aderlass...

Green: Wir waren auf der anderen Seite selbstverständlich auch nicht untätig und haben versucht, geeigneten Ersatz heranzuschaffen. Mit Engin Kalender kommt von Türkspor ein alter Bekannter zurück, der über reichlich Qualität und Erfahrung verfügt. Mit Leo Lugbunari (FC Bayern Kickers) will es ein weiterer Rückkehrer noch einmal wissen und wird ebenso zum Team stoßen wie Davide Capasso, der zuletzt pausiert hatte. Volkan Akbulut kenne ich aus unserer gemeinsamen Zeit beim SV 73 Nürnberg-Süd - er ist ein super Kerl, der die Truppe ebenfalls weiterbringen wird. Hinzu kommen noch Ögün Özdemir, der aus dem Erlanger Raum zu uns gestoßen ist und bei Türkspor bereits Landesliga-Luft schnuppern konnte. Kaan Bozkiroglu und Sundeep Singh-Rai wurden beide bei der SG Quelle Fürth ausgebildet und runden die Neuzugänge gemeinsam mit Michel Mongue sowie Philipp Baumann (DJK BFC) ab. Auf dem Papier ergibt sich somit im Moment sogar ein kleiner Zuwachs in Sachen Spieler. Zudem gibt es bei dem einen oder anderen Spieler bereits eine mündliche Vereinbarung und wir hoffen, diese ebenfalls bald in unseren Reihen begrüßen zu dürfen.

Wird auch Necati Güler bald das Vatan-Trikot tragen?

Green: Necati ist zweifelsohne ein charakterlich einwandfreier Spieler mit herausragenden spielerischen Fähigkeiten und wohl jedes Team wäre froh, ihn in den eigenen Reihen zu haben. Vatanspor als Verein und ich als Trainer würden uns dementsprechend wahnsinnig darüber freuen, Necati bei uns begrüßen zu dürfen. Er selbst möchte umgekehrt auch gerne zu uns kommen, wir sind uns mit dem Spieler einig. Ob es letztlich zu einem Wechsel kommen wird, kann ich derzeit allerdings nicht sagen. Es wird davon abhängen, ob sich die beiden Vereine einigen können.

Worauf lag der Fokus bei den Neuzugängen?

Green:
Aus meiner Sicht ist eine gewisse Nachhaltigkeit von enormer Bedeutung! Auch wenn wir in diesem Transferfenster eine ordentliche Fluktuation hatten, ist es schon unser Ziel, im Sommer weniger Männleinlaufen zu haben. Mir ist dabei schon bewusst, dass diesmal auch einige Jungs dabei sind, die vielleicht keine fünf bis sieben Jahre mehr Fußball spielen - trotzdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass eine erfahrene Achse, die der Mannschaft Stabilität verleiht, von Bedeutung ist. Außerdem war unser Motto schon ein Stück weit 'Charakter schlägt Qualität': Es haben sich ein paar Jungs angeboten, die uns sportlich sicherlich gut zu Gesicht gestanden hätten, die allerdings auch eine gewisse Unruhe hineingetragen hätten. Darauf haben wir bewusst verzichtet. Ich sehe uns in Sachen Zuverlässigkeit, fußballerischer Qualität und Führungsstärke durchaus gut aufgestellt!

Routinier Engin Kalender (am Ball) kehrt vom Landesligisten Türkspor zu Vatanspor zurück und soll mit seiner fußballerischen Qualität für Stabilität sorgen.
fussballn.de / Schlirf

Aktuell überwintert Vatanspor auf dem sechsten Tabellenplatz. Die Aufstiegsrelegation ist derzeit acht Zähler entfernt, der ASV Fürth auf dem Schleudersitz in Richtung Kreisklasse ist andererseits lediglich vier Punkte weg. Wo würdest Du Dein Team derzeit innerhalb der Kreisliga ansiedeln?

Green:
Das ist eine schwierige Frage, da wir uns als Mannschaft erst einmal zusammenfinden müssen und zudem ein neuer Trainer am Werk ist. Für uns wird daher eine gewisse Stabilität genauso wichtig sein wie ein guter Start - alleine schon, um die gute Stimmung und den derzeitigen Schwung weiter aufrechterhalten zu können. Insgesamt haben wir nach der Winterpause elf Ligaspiele Zeit, um den gemeinsamen Weg zu verinnerlichen. Wir wollen im Optimalfall einen guten Start hinlegen, uns möglichst schnell von der Abstiegszone weg katapultierten und gerne weiter im Verfolgerfeld dabei bleiben. Im Hinblick auf die kommende Saison wollen wir einige Automatismen verinnerlichen und die eigene Entwicklung weiter vorantreiben.

Du selbst hast trotz Deines noch recht jungen Traineralters inzwischen schon einige Erfahrungen sammeln können. Was bringst Du in die neue Verbindung mit ein und wie hast Du Dich im Laufe der Jahre als Trainer verändert?

Green:
Ich habe bereits mit 23 Jahren erste Erfahrungswerte als Trainer sammeln dürfen und durch meine Stationen und Hospitanzen viele verschiedene Einblicke bekommen. Während man zu Beginn oftmals zu großen Teilen den sportlichen Aspekt im Auge behält, lernt man mit der Zeit die Vereine in ihrer Gesamtheit zu begreifen und versucht auf diesem Weg nachhaltige Veränderungen zu schaffen, die - im besten Fall - auch nach dem Ende des eigenen Engagements noch Bestand haben. Im Laufe der Jahre entwickelt man außerdem einen eigenen Stil als Trainer. Für mich macht einen guten Trainer sowohl der Inhalt der sportlichen Arbeit, als auch ein gewisses Feingefühl im Umgang mit den Spielern aus. Im besten Fall gelingt es, gemeinsam mit dem Verein und der Mannschaft zu wachsen und Strukturen zu schaffen.

Michael Green kann inzwischen auf einige Erfahrungswerte als Trainer zurückblicken. Unter anderem war der heute 41-Jährige bei der SpVgg Heßdorf an der Seitenlinie.
Matthias Hofmann

Du selbst warst zuletzt vermehrt im Raum Erlangen/Pegnitzgrund tätig. Welche Unterschiede hast Du im Vergleich zum Nürnberger Spielkreis ausgemacht?

Green:
Zunächst einmal fällt schon auf, dass in ländlicheren Bereichen das Vereinsleben noch einen deutlich höheren Stellenwert genießt als das in der Stadt der Fall ist. Auch das Zuschaueraufkommen ist größer, was sicher auch daran liegt, dass die Vereinsdichte nicht so gegeben ist wie in Ballungsgebieten. Wenn man die Frage auf das Fußballerische beziehen möchte, würde ich den Nürnberger Kreis als technisch versierter und taktisch etwas ausgereifter ansehen und die Ligen sind in der Breite wohl ausgeglichener besetzt.

War der Wechsel zurück in den Nürnberger Raum von Deiner Seite aus also ein bewusst gewählter Schritt?

Green:
In gewisser Weise schon! Nach einer tollen Anfangszeit inklusive eines Doppelaufstieges hat uns die lange Corona-Pause in Uehlfeld ziemlich den Wind aus den Segeln genommen. Nach der Trennung richtete sich mein Blick nach schönen Jahren im Erlanger Raum wieder verstärkt nach Nürnberg. Mit Vatanspor habe ich nun eine spannende Aufgabe gefunden, die ich mit vollem Tatendrang angehe! Es hat einfach alles gepasst.

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