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Artikel veröffentlicht am 08.12.2021 um 07:00 Uhr
Kardiologe Dr. Laser im Interview: Eine Untersuchung schafft Erleichterung!
INTERVIEW Vor der Saison sprachen wir im Interview mit Dr. Martin Laser von der Parcside Kardiologie Nürnberg über Risiken beim Einstieg in den Sport nach der langen Coronapause, nun machen wir zur Winterpause eine neue Bestandsaufnahme im Gespräch mit dem Kardiologen.
Von Manuel Seidel
Dr. med. Martin Laser
Parcside Kardiologie
Herr Dr. Laser, in unserem letzten Interview sprachen wir unter anderem über die möglichen Folgen einer Covid-19-Erkrankung auf das Herz und den Wiedereinstieg in den Sport nach der langen Lockdown-Pause: Wie waren Ihre Erfahrungen in Ihrem Praxisalltag in den letzten Monaten?

Dr. Martin Laser:
Zu unserer Erleichterung wurde der Wiedereinstieg in den Sport nach einer Covid-19-Infektion von vielen Sportlerinnen und Sportlern sehr ernst genommen. Viele haben sich mit einer Kontrolluntersuchung in unserer Praxis Sicherheit verschafft. Größtenteils konnten wir dann auch „grünes Licht“ erteilen und der Rückkehr zum Sport stand nichts mehr im Wege. Ein Punkt, mit dem wir aber immer wieder konfrontiert wurden: Einige fühlten sich nach der überstandenen Krankheit unfit, obwohl von medizinischer Seite aus alles in Ordnung war. Manchmal ist eben auch der Kopf entscheidend – somit war die Abklärung besonders wichtig, um Erleichterung auszulösen und eine gewisse Lockerheit zurück zu gewinnen.

Inwiefern konnten Sie in den letzten Monaten Long-Covid-Symptome bei Ihren Patienten beobachten? Kann man bei einer Covid-19-Infektion präventiv Langzeitbeschwerden vorbeugen?

Dr. Laser:
Das „Long-Covid-Syndrom“ ist noch nicht vollständig verstanden und wird von den Medizinern weltweit gerade aufgearbeitet. Die typischen Symptome, die von der Uniklinik Ulm kürzlich herausgearbeitet wurden, umfassen Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Fatigue – also Abgeschlagenheit – sowie Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme. In der Literatur schwanken die Angaben zur Häufigkeit nach einer Covid-19 Infektion zwischen 3% und 60%. Bei unseren Patienten liegen die Zahlen mehr im Bereich von ca. 10%. Dabei lassen sich bei den meisten keine wirklichen Organschäden feststellen, trotz teils schwerer Symptome. Es wird vermutet, dass neben der Psyche auch der Konditionsverlust durch Aussetzen des Sports und fehlender Bewegung eine wichtige Rolle bei den Long-Covid-Symptomen spielen könnte. Um dem vorzubeugen könnte es tatsächlich vorteilhaft sein, nach überstandenem Infekt nicht zu lange den Sport zu pausieren und bei fehlenden Organschäden wieder mit dem Training zu beginnen, z.B. 2-3 Wochen nach Genesung vom Infekt. Wir haben dafür gute, individuell abgestimmte Trainingsprotokolle, um wieder in den Sport einzusteigen.

Dr. Martin Laser (Kardiologe) bei der Herzultraschalluntersuchung mit Spielern der SG Quelle Fürth.
Parcside Kardiologie

Zu unserer großen Bestürzung verstarb völlig überraschend und viel zu früh Unterferriedens Spielertrainer und langjähriger Spieler des SC Großschwarzenlohe, Benjamin Taft, nach einem Herzinfarkt Ende September. Warum kommt es immer wieder zu solchen Vorfällen, in denen scheinbar gesunde, fitte Sportler plötzlich (vermeintlich tödliche) Zwischenfälle ereilen und wie können wir präventiv entgegenwirken?

Dr. Laser:
Das ist wirklich ein sehr tragischer Fall. Mit 33 Jahren denkt man normalerweise noch nicht an Herzinfarkt-Vorsorge bzw. dass es einen selber erwischen könnte. Statistisch geht die Herzinfarktrate bei Männern ab ca. 45 Jahren hoch, bei Frauen ca. 10 Jahre später. Wir haben in unserem Gesundheitssystem aber nicht einmal für diese Altersgruppe eine Vorsorge, wie z.B. das Herz-CT, um Menschen mit erhöhtem Risiko rechtzeitig zu erkennen und zu schützen. Wenn ein Herzinfarkt so früh eintritt, denkt man zuerst an genetische Ursachen, z.B. bei erblich bedingten, stark erhöhten Cholesterinwerten. Da treten in den Familien teils schon ab 30 Jahren die ersten Herzinfarkte auf. Dieses Risiko ist dann über eine Blutuntersuchung schon im jugendlichen Alter festzustellen. Für die meisten erblichen Faktoren gibt es allerdings leider noch keine Bluttests und auch noch keine Gentests. Die einzige Chance herauszubekommen, ob man eine erbliche Veranlagung zum Herzinfarkt hat, wäre dann tatsächlich das Herz-CT. Dort lassen sich bereits sehr früh erste Gefäßveränderungen, die später einmal zum Herzinfarkt führen, erkennen und dann natürlich auch behandeln. Eine generelle Empfehlung, solche Ereignisse auf dem Sportplatz so weit wie möglich zu verhindern, wäre die regelmäßige Sport-kardiologische Untersuchung. Neben der dabei erhobenen Familienanamnese für erblich bedingten vorzeitigen Herztod können auch erworbene Ursachen, wie Herzmuskelschädigungen oder gefährliche Herzrhythmusstörungen, festgestellt werden.

Wie ist das Verhältnis der Todesfälle durch einen Herzinfarkt im Vergleich zur Sterberate durch Corona?

Dr. Laser:
Am akuten Herzinfarkt (ACS) und dem chronischen Koronarsyndrom (CCS) sterben in Deutschland täglich 330 Menschen seit Jahrzehnten. In Deutschland sind in den letzten 20 Monaten seit Ausbruch der Pandemie ca. 100.000 Menschen an Covid-19 gestorben. In diesen 20 Monaten sind 200.000 Menschen, also doppelt so viele, am Herzinfarkt gestorben. Wenn man die Presse und die Maßnahmen für Covid-19 mit den Maßnahmen gegen Herzinfarkt vergleicht, ist das beschämend und für mich als Kardiologe sehr frustrierend - ohne natürlich die Bedrohlichkeit von Covid-19 schmälern zu wollen!

In Ihrem Praxis-Portfolio werben Sie mit Ihrem Angebot der Herzinfarktvorsorge mit Ihrem Herz-CT: Wie kann sich ein Laie eine solche Vorsorge vorstellen und für wen kommt diese in Frage?

Dr. Laser:
Herzerkrankungen sind nach wie vor die Todesursache Nummer eins in Deutschland. Mit gründlichen und regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen und gegebenenfalls frühzeitiger Behandlung ließen sich ca. 80 % der Herz- und Kreislauferkrankungen, wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, vermeiden. Die Vorsorge von Herz- und Kreislauferkrankungen ist deshalb das oberste Ziel in unserer Praxis. Hierfür bieten wir unseren Patientinnen und Patienten unser hochmodernes Herz-CT an. Die zwei- bis fünfminütige Untersuchung wird mit einer sehr niedrigen Strahlenbelastung durchgeführt und ist die einzige Möglichkeit, die Plaques ohne Herzkatheter in den Herzgefäßen zu erkennen. Es handelt sich hierbei somit um eine schnelle und vor allem sehr schonende Untersuchung. Unsere Herzinfarktvorsorge ist für Menschen ab ca. 40 Jahren sinnvoll.

In der Parcside Kardiologie können Hobbysportler und Mannschaften eine Spiroergometrie durchführen lassen. Die Spieler bekommen im Anschluss einen auf den jeweiligen individuellen Leistungsstand und Pulswerten abgestimmten Laufplan für die Winterpause ausgearbeitet – wie hier mit den Spielern der SG Quelle Fürth.
Parcside Kardiologie

Im Amateurfußball ist nun Winterpause – welchen Rat haben Sie für unsere Amateursportler, um sich über die Wintermonate fit zu halten und gesund zu bleiben?

Dr. Laser:
Das Hauptaugenmerk sollte hierbei auf ein regelmäßiges Aktivitätsniveau und einer gesunden Ernährung liegen, um konditionelle Einbußen vorzubeugen und das Immunsystem, vor allem in den kalten Wintermonaten, zu stärken. Für den Fußball sollte man immer im Hinterkopf behalten, welche Bewegungsmuster auf dem Spielfeld benötigt werden und diese auch in seine Laufpläne während der Pause einfließen lassen. Eine Mischung aus längeren Dauerläufen mit einem niedrigen Puls, um die Grundlagenausdauer nicht zu vernachlässigen und eventuelle Weihnachtspfunde schnell wieder loszuwerden, und Intervallläufe sind hier eine sinnvolle Herangehensweise. Zusätzlich sollte der Aspekt des Kontaktsports nicht außer Acht gelassen werden und mit Krafttraining eine gewisse Robustheit aufrechterhalten werden, um unnötige Verletzungen beim Wiedereinstieg in den Trainingsbetrieb zu vermeiden. 

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Zur Person

Wenn Dr. Martin Laser seine Patienten in seiner Parcside Kardiologie über Vorsorgemaßnahmen aufklärt, weiß er wovon er spricht. Denn regelmäßiger Sport gehörte und gehört zu seinem Leben – von Kindesbeinen an: Leistungsturnen, Fechten, Karate, Leichtathletik und seit 2008 Taekwondo. Im Fechten war er Mitglied der Nationalmannschaft und wurde Militärweltmeister (Mannschaft, 2. Platz Einzelwettbewerb).

Nach dem Medizinstudium an den Universitäten Würzburg, Leiden, Boston, London und Edinburgh begann Dr. Martin Laser seine berufliche Karriere als Kardiologe 1995 am Klinikum Mannheim der Universität Heidelberg. Nach Stationen in Charleston (USA) und der Uni Würzburg machte er 2004 seinen Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Kardiologie, um sich 2005 als Internist – Kardiologe und Belegarzt in Nürnberg niederzulassen.
Parallel setzt sich Dr. Laser in Lehre und Forschung ein (seit 2008 Gastprofessur in China), veröffentlicht in diversen medizinischen Fachzeitschriften und erhielt mehrere Preise. Seit 2006 medizinische Leitung des Vorsorgeprogramms „Talkingeyes“, 2010 übernahm der Vollblutmediziner die medizinische Leitung von “relax do” Deutschland (Medizinisches Stressmanagement, HRV-Biofeedback). 2012 folgte die Gründung des Vorsorge-Netzwerkes “Parcside Prävention” Nürnberg. Sein wegweisendes Engagement schließt auch Beiträge in medizinischen Fachzeitschriften ein und wurde bereits durch verschiedene Preise und Auszeichnungen, wie beispielsweise 2005 mit dem Rudolf-Thauer Preis der Dt. Gesellschaft für Kardiologie und 2013 im Wettbewerb des Bayerischen Gesundheitsministeriums für innovative Medizin, gewürdigt.

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