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Artikel veröffentlicht am 13.05.2021 um 12:00 Uhr
Kreisliga-Rückkehr?: Scheidender Linhardt sieht Wacker gut aufgestellt
Auch wenn sich die Wege des SV Wacker Nürnberg und Coach Michael Linhardt zur neuen Saison trennen werden, blickt der Trainer-Neuling äußerst positiv auf seine erste Station als Chef an der Seitenlinie zurück. Seinen Jungs traut er auch bei einer möglichen Kreisliga-Rückkehr einiges zu - auch wenn er den einen oder anderen Einwand seitens anderer Vereine durchaus nachvollziehen kann.
Von Michael Watzinger
Steht für die Jungs von der Wacker-Alm eine Rückkehr ins Kreisoberhaus bevor?
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Die letzten Spiele liegen schon über ein halbes Jahr zurück. Welche Erinnerung hat man überhaupt noch an das Geschehen auf dem Sportplatz?

Linhardt:
Erinnerungen habe ich eigentlich nur positive! Zwar verlief unser Start nach toller Vorbereitung mit einer unglücklichen Niederlage gegen den TSV 61 Zirndorf nicht wie gewünscht, allerdings haben wir uns dann schnell gefangen und - mit Ausnahme einer deutlichen Niederlage im Ligapokal - tolle Spiele gezeigt und auch gute Ergebnisse eingefahren. Die Jungs waren motiviert, auch weil sie gemerkt haben, dass für uns in dieser Spielzeit einiges möglich sein kann. Das hat sich dann auch deutlich in der wirklich guten Trainingsbeteiligung widergespiegelt, was das Gesamtbild abrundet. Für uns war es schade, dass der Abbruch vollzogen werden musste, auch wenn er im Rückblick schon alternativlos und zweifellos richtig war.

Welche Trainingsformen mit dem Team gab es seit dem zweiten Lockdown?

Linhardt: 
Wir haben nach dem erneuten Lockdown und der recht strikten Haltung seitens der bayerischen Regierung relativ früh auf geschlossenes Mannschafstraining und Zoom-Einheiten verzichtet, da aus meiner Sicht eine baldige Rückkehr ausgeschlossen schien. Die Jungs haben sich aber größtenteils durchaus eigenständig fit gehalten. Obendrein habe ich versucht den Kontakt zu den Jungs aufrechtzuerhalten, damit der Abstand nicht zu groß wird und die Vorfreude auf den Fußball erhalten bleibt. 

In einer umkämpften Kreisklasse 5 landete ihr mit knappem Vorsprung vor dem TSV Johannis 1883 und dem TSV 61 Zirndorf - wäre ein Aufstieg am Grünen Tisch angesichts noch durchaus möglicher Verschiebungen in den verbleibenden Partien aus Deiner Sicht dennoch verdient?

Linhardt:
Das ist eine wirklich schwierige Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist: Einerseits bin ich von meiner Mannschaft vollauf überzeugt und bin mir deshalb sicher, dass wir bei unserer Qualität auch in die Relegation eingezogen wären. Andererseits kann ich es verstehen, wenn Vereine aufgrund der ausgebliebenen Spiele noch ihre Chance gesehen haben. In diesem Zusammenhang fällt es mir schwer von wirklicher Fairness zu sprechen, weil die Entscheidung eben nicht auf dem Feld herbeigeführt wird. Dennoch bleibt für mich festzuhalten, dass man letztlich den Einzelfall betrachten muss und zur Wahrheit gehört in unserem Fall auch, dass wir schon einige Duelle gegen Topteams absolviert haben und somit - bei allem Respekt für die ausstehenden Gegner - ein lösbares Restprogramm gehabt hätten. Niemand steht komplett unverschuldet an der aktuellen Stelle und auch meine Mannschaft hat sich ihren Platz durchaus verdient.

Kritiker der verlängerten Saison halten außerdem entgegen, dass das dritte Transferfenster im vergangenen Sommer vieles verzerrt habe, was 2019 begonnen wurde. Auch der SV Wacker bekam mit Dir einen neuen Trainer und konnte sich obendrein auch in Sachen Spieler noch einmal Verstärkungen sichern. Ist der Einwand berechtigt?

Linhardt:
Auch hier ist aus meiner Sicht keine Antwort in nur eine Richtung möglich. Durch die Regelungen des Verbandes war eine Ablöse der Spieler frei verhandelbar - somit ist ein Veto seitens der Vereine wie in einer Wintertransfer-Periode ja durchaus möglich gewesen. Andererseits haben in solchen Phasen natürlich finanzstärkere Vereine einen Vorteil. Wir als SV Wacker haben aber sicher nicht mit den Geldscheinen gewedelt, sondern eben versucht uns in unserem Rahmen zu verstärken. Letztlich hat der Verband versucht den Wünschen der Vereine nachzukommen und so die Rahmenbedingungen vorgegeben.

Offensivmann Cihan Kiymaz kam gemeinsam mit Michael Linhardt auf die Wacker-Alm. Der Meinung der Kritiker, die vielen Transferfenster hätten die Saison verzerrt, kann Linhardt allerdings nur teilweise zustimmen.
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Für Dich endet das Kapitel auf der Wacker-Alm bekanntermaßen zur neuen Saison, Du schließt Dich dem TSV Rohr an. Wie zufrieden warst Du mit deinem Wirken und welchen Stellenwert hätte ein Aufstieg am Grünen Tisch für Dich persönlich?

Linhardt:
Zunächst einmal bin ich dem SV Wacker nach wie vor unheimlich dankbar für die Chance mich als Cheftrainer zu beweisen - der Verein geht bei einem Neuling ja auch immer ein gewisses Risiko ein. Andererseits habe ich mein Bestes gegeben, war zuverlässig und es hat schon eine gewisse Euphorie im Verein Einzug gehalten, was man nicht nur auf Spielerseite durch die tolle Trainingsbeteiligung sieht. Insgesamt war es eine richtig schöne Zeit, die ich nicht missen möchte und die aufgrund meines Umzuges ein Ende fand. Ein Aufstieg wäre insgesamt natürlich ein toller Abschluss - nicht nur für mich, sondern auch für meinen Co-Trainer Cihan Kiymaz und auch unserer Vorgänger Ilja Zarkov und Niko Laiker. Wenn man so will, wäre es ein Erfolg im Quartett. Dadurch, dass ich von meiner Mannschaft vollauf überzeugt bin, hätte der Aufstieg auch einen ähnlichen Wert wie auf dem Platz selbst erspielt.

Wo würdest Du den SV Wacker bei einem Aufstieg in die Kreisliga ansiedeln - und welche Rolle traust Du der Mannschaft in einer gegebenenfalls abermaligen Kreisklassen-Spielzeit zu?

Linhardt:
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich meinen Nachfolger, Peter Morawietz, nicht persönlich kenne, ich aber inzwischen sehr viel Positives gehört habe. Auch denke ich, dass es der Mannschaft schon gut tun kann, wenn wieder ein erfahrener Coach an der Seitenlinie ist und nicht erneut ein Spielertrainer. Natürlich muss man abwarten, inwiefern der Kader beisammen gehalten werden kann und wer ihn eventuell auch noch verstärken kann. Insgesamt traue ich der Truppe aber im Kreisoberhaus einen Mittelfeldplatz zu, weil ich von den Typen und auch der Qualität absolut überzeugt bin. Sollte eine abermalige Spielzeit in der Kreisklasse anstehen, wird sie erneut vorne mit dabei sein - gerade wenn die SpVgg Nürnberg, die den Aufstieg vollauf verdient hat, als Meister nach oben rückt.

Seiner Mannschaft stellt der scheidende Coach Michael Linhardt ein gutes Zeugnis aus - nicht umsonst würde er seiner Truppe auch in der Kreisliga eine ordentliche Spielzeit zutrauen.
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Hättest Du Dir bei Deinem Amtsantritt eine derart außergewöhnliche Debüt-Saison als Cheftrainer auf der Alm vorstellen können?

Linhardt:
Dazu muss man sagen, dass die Zusage für das Engagement ja während des ersten Lockdowns erfolgte. Ich dachte, wir spielen die Saison bis Mitte 2021 zu Ende - insofern ist es schade, dass ich an der Seitenlinie nicht noch mehr Erfahrungen sammeln konnte. Andererseits hatte ich in meiner Spielerlaufbahn unter anderem mit Joe Zinnbauer und auch Helmut Rahner einige gute Trainer, von denen ich sehr viel mitnehmen konnte. Dass ich nun in meiner ersten Station als Cheftrainer eine derart verrückte Saison erwischt habe, zeigt mir letztlich wieviel Aufwand und Mühen auf den Trainer, aber auch den gesamten Verein - Stichwort Hygiene-Vorschriften - zukommen können. Unabhängig davon bin ich einfach glücklich über die Chance, die ich bekommen habe und wünsche dem Verein und den Jungs die Rückkehr in die Kreisliga, sie hätten es definitiv verdient und gehören dort auch hin!

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45:42
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