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Artikel veröffentlicht am 20.04.2020 um 13:17 Uhr

Umfrage bei den Funktionären: Mehrheit der Landesliga Nordost sagt Abbruch

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat am Freitag seinen Vereinen vorgeschlagen die Saison 2019/20 wegen der Corona-Krise weiter zu unterbrechen und zwar bis Ende August. Dann soll ab September nach Möglichkeit der Spielbetrieb wieder aufgenommen und die Spielzeit noch zu Ende geführt werden. Wir haben bei den 18 Landesligisten im Nordosten nachgefragt, wie sie sich entschieden haben.

Von Dirk Meier

Ziel ist eine Fortsetzung, weil der BFV bei einem Abbruch eine Klagewelle der Vereine befürchtet. Jeder Klub konnte bis Sonntagabend 18 Uhr darüber abstimmen. Andere Länder wie England, Belgien und Österreich haben ihre Amateure bereits in die Sommerpause geschickt und die Spielzeit 2019/20 beendet. Wir haben bei den 18 Landesligisten nachgefragt, wie sie sich entschieden haben. Zehn Klubs sind für einen Abbruch, acht für eine Fortsetzung der Saison. Aller Voraussicht nach wird der BFV-Vorstand am kommenden Mittwoch tagen und auch vor dem Hintergrund der der üfr heute angekündigten Ergebnisse zum Meinungsbild der Vereine eine Entscheidung treffen. Für den Fall, dass der Vorschlag des BFV-Vorstands keine Mehrheit erhält, würde das sehr wahrscheinlich einen Außerordentlichen Verbandstag zur Konsequenz haben.

+ vor dem Namen bedeutet weitermachen
- vor dem Namen bedeutet Abbruch

+Bernd Nürnberger (1. Vorsitzender FC Vorwärts Röslau): “Ich bin hin und hergerissen, wie man entscheiden soll. Ein Abbruch wäre wohl die konsequente Lösung. Es stellt sich natürlich die Frage, was ab September passiert. Kann die Saison dann zu Ende gespielt werden? Die Relegation müsste dann im November stattfinden, wo es auch schon Minustemperaturen haben könnte. Und was passiert dann mit der nächsten Saison? Der BFV macht sich da viele Gedanken und das Thema Haftung bei einem Saisonabbruch ist sicher nicht zu vernachlässigen. Unter Abwägung aller Argumente haben wir für Fortsetzung der Saison gestimmt, denn sonst sind ja unter Umständen zwei Spielzeiten kaputt.”

Manfred Kreuzer

fussballn.de

+Manfred Kreuzer (Manager 1. SC Feucht): “Wir plädieren ganz klar für eine Fortsetzung der Saison, egal wann. Wir haben ja sieben Punkte Vorsprung und da wäre es dumm für Abbruch zu plädieren. Ein Abbruch bringt nichts, denn man weiß ja mit Blick auf die nächste Saison gar nicht, wann die dann beginnen kann. Eine Fortführung der laufenden Saison, wann auch immer, ist aus meiner Sicht die gerechteste Lösung.”

+Joachim Schempp (Vorstand Sport FSV Stadeln): “Wir haben uns für eine Fortsetzung der Saison entschieden. Abbruch ist uns zu kurz gedacht. Es soll doch eine sportliche Lösung geben, weil das für alle Beteiligten am fairsten ist. Wir haben zum Beispiel auch eine dritte Herren-Mannschaft im Spielbetrieb, die ihre Tabelle mit großem Vorsprung anführt und der wir das Aufstiegsrecht bei Abbruch nicht nehmen wollen. Wir wissen auch, dass der BFV noch keine Komplettlösung anbieten kann. Über die Modalitäten bei Fortführung der Saison müsste noch gesprochen werden. So fänden wir es gut, wenn es ein weiteres Transferfenster geben würde.”

+Jakob Schleicher (Sportlicher Leiter Kickers Selb): “Aus BFV-Sicht ist es verständlich, dass die Saison fortgesetzt werden soll. Die Idee finde ich richtig. Denn es ist ja bei einem Abbruch nicht gesichert wann dann die nächste Saison beginnen kann. Wenn man jetzt einen Saisonabbruch vornimmt, dann gibt es keine Garantie, wann denn die nächste Saison beginnt. Geklärt werden muss aber noch wie es mit den Spielerwechseln aussieht. Ich würde Vertragsspielerverträge verlängern und die anderen Spieler regulär im Sommer wechseln lassen.”

Wolfgang Guttropf

Sebastian Baumann

+Wolfgang Guttropf (Abteilungsleiter TuS Feuchtwangen): “Wir sind für eine Fortsetzung der Saison, denn man weiß ja tatsächlich nicht wann es wieder weitergeht. Wenn wir die Saison jetzt abbrechen, dann wissen wir nicht wann die nächste Saison beginnen kann. im schlimmsten Fall wäre dann auch die Spielzeit 2020/21 kaputt, müsste unterbrochen oder verkürzt werden. Wenn wir im September weitermachen haben wir zumindest die Chance die Saison 2019/20 noch zu einem Ende zu bringen, auch wenn sich das nach 2021 hinziehen würde.”

+Jürgen Walthier (Abteilungsleiter ASV Vach): “Es ist ganz schwer zu entscheiden. Ich war zuerst für Abbruch. Aber es ist folgendes Problem: Wir brauchen eine weitere Wechselfrist, denn sonst werden wir keine spielfähige Mannschaft haben. Hinzu kommt, dass wir ja noch die Möglichkeit haben die jetzige Saison zu Ende zu spielen, ob in diesem oder im nächsten Jahr. Auf jeden Fall tut sich der BFV schwer eine Entscheidung zu finden und für uns ist es ebenso schwer. Meine Meinung ist, dass wir weiterspielen sollten.”

+Roland Eckert (Abteilungsleiter SV Mitterteich): “Abbruch wäre sicher die beste Lösung, auch wenn das rechtlich schwierig wird. Sicher würden dann viele Verein um ihren bereits erspielten Lohn gebracht. Es wird sicher schwierig die laufende Saison noch durchzubringen. Denn wir haben zum Beispiel noch 14 Spiele, die wir dann in zehn Wochen durchziehen müssten, was kaum vorstellbar ist und dann soll ja noch eine Relegation folgen. Eine gerechte Lösung gibt es ohnehin nicht. Auch wenn der Abbruch wohl am besten wäre, so würde ich den Weg mit dem BFV mitgehen und eine Saisonfortsetzung mittragen, auch wenn da in Sachen Spielerwechsel noch einiges unklar ist.”

Matthias Leibold

TSV Buch

+Matthias Leibold (Abteilungsleiter TSV Nürnberg-Buch): “Wir sind für den Vorschlag des BFV, wollen die Saison 2019/20 noch zu Ende bringen. Das ist sportlich der beste Weg. Denn wir laufen Gefahr, dass wir bei einem Abbruch dann auch die nächste Saison nicht ordentlich zu Ende bringen können. Dann wären von dieser Krise gleich zwei Spielzeiten kaputt. Denn eines steht fest: Wir wissen ja jetzt noch nicht, ob der Spielbetrieb tatsächlich ab September wieder aufgenommen werden kann. Wenn nicht, dann hätten wir zumindest noch Luft im Frühjahr 2021. Allerdings muss bei einer Fortsetzung geklärt werden wie es mit den Spielerwechseln aussieht.”

-Uli Zeitschel (Sportlicher Leiter 1. FC Herzogenaurach): “Wir halten nichts von dem Vorschlag vom BFV. Es gibt mindestens genauso viele Argumente dagegen wie dafür. Der Saisonabbruch ist unausweichlich, denn es wird zeitlich nicht machbar sein die noch ausstehenden Spiele alle über die Runden zu bringen. Terminlich ist das alles nicht möglich. Daher plädieren wir klar für einen Saisonabbruch.”

-Rainer Nusselt (Abteilungsleiter TSV Kornburg): “Wir im Verein haben alle die gleiche Meinung: Die Saison 2019/20 gehört abgebrochen und annulliert. Das ist die beste Lösung, denn dann haben alle Planungssicherheit. Alles andere ist weder fair noch solidarisch. Was jetzt abläuft ist ein Rumgeeiere. Ab September den Spielbetrieb wieder aufzunehmen ist aus unserer Sicht keine gute Lösung. Denn es ist ja gar nicht klar, ob dann wieder gespielt werden kann. Wir sehen die Fortsetzung auch als Wettbewerbsverzerrung, denn wir wissen heute ja gar nicht, welche Spieler wir dann auf den Platz schicken können. Zudem ist die Frage der Spielerwechsel rechtlich ungeklärt.”

Herbert Heidenreich

fussballn.de / Pesteritz

-Herbert Heidenreich (Sportlicher Berater SC 04 Schwabach): “Die einhellige Meinung im Verein ist Saisonabbruch. Es ist sicher schwierig die Spannung bis zum 1. September hoch zu halten. Daher macht es aus unserer Sicht keinen Sinn die Saison 2019/20 noch weiter zu verfolgen. Ein Neuanfang wäre die beste Lösung, auch wenn wir ja noch die Chance auf Platz zwei und damit auf die Aufstiegs-Relegation haben.”

-Dirk Welter (Abteilungsleiter SC Großschwarzenlohe): “Im Moment ist doch alles sehr vage. Es ist doch jetzt alles ein Leiden mit Anlauf, Weitermachen ist für uns Quatsch und macht keinen Sinn. Eine vernünftige Lösung wäre es jetzt den Deckel draufzumachen und die Saison zu annullieren. Unsere beiden Trainer haben ja diesen Vorschlag in Absprache mit uns schon vor längerer Zeit gemacht. Andere Sportarten haben bereits längst die Reißleine gezogen, das sollte der Fußball nun auch tun.”

-Uwe Schüttinger (Vorstandsmitglied SpVgg Jahn Forchheim): „Ich persönlich bin erschüttert über den Vorschlag des BFV. Die aktuelle Saison ab dem 1. September fortzusetzen ist für mich völlig überzogen. Bevor wir das machen, dann brechen wir die Saison lieber jetzt ab und starten im September mit der neuen Saison. Ich hatte mir schon gewünscht, dass wir im Mai den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen können und die Saison ab Juni/Juli zu Ende spielen können. Die Regierung und der BFV legen in dieser Corona-Krise aber einen anderen Plan an den Tag. Auch wenn ich die aktuelle Situation anders bewerte, muss ich das am Ende natürlich respektieren. Trotzdem hoffe ich, dass die anderen Vereine die Situation ähnlich sehen und dass der aktuelle BFV-Vorschlag keine Mehrheit bekommt.”

-Thorsten Schirmer (Abteilungsleiter TSV Neudrossenfeld): “Wir plädieren für einen Saisonabbruch. Nicht, weil wir nicht mehr spielen wollen. Für uns sind zu viele Frage einfach noch nicht beantwortet wird zum Beispiel die Wechselfrist oder die Saison 2020/21. Wir verstehen auch nicht, warum der BFV nun unbedingt eine Entscheidung will. Das hätte doch durchaus noch vier Wochen Zeit.”

Norbert Hofmann

fussballn.de

-Norbert Hofmann (Sportlicher Leiter FSV Erlangen-Bruck): “Wir sind für einen Saisonabbruch. Denn der weitere Verlauf dieser Saison im September und Oktober ist für uns logistisch nicht darstellbar. Wir haben drei Herren- und acht Nachwuchsmannschaften im Spielbetrieb, das ist nicht machbar in zwei Monaten die Spiele alle durchzuziehen. Daher ist der Abbruch alternativlos. Im Webinar ist alles sehr einseitig dargestellt worden. Bei Für und Wider wären sicher noch weitere Argumente angebracht gewesen.”

-Thomas Wagner (Abteilungsleiter Baiersdorfer SV): “Tendenziell sind wir für Abbruch, das hat aber nichts mit unserer Tabellensituation zu tun. Aber es wäre die einfachste Lösung. Bei einer Fortsetzung wären viele Fragen nicht geklärt wie zum Beispiel die Spielerwechsel. Zudem haben wir jede Jugend-Mannschaft zweifach besetzt und auch da stellt sich ja die Frage wie eine Fortsetzung laufen sollte.”

-Bernd Hufnagel (Abteilungsleiter SV Schwaig): “Wir plädieren klar für einen Saisonabbruch. Denn wir können uns nicht vorstellen, dass wir diese Saison noch zu Ende bringen können. Dafür ist die Zeit ab September einfach zu kurz. Mit der anschließenden Relegation würden wir ja unter Umständen in den Winter reinkommen, daher ist Abbruch der einzig gangbare Weg.”

Thomas Färber

fussballn.de

-Thomas Färber (Sportlicher Leiter SG Quelle Fürth): “Die Argumente die laufende Saison fortzusetzen ist ein nachvollziehbarer Vorschlag des BFV, den wir aber nicht befürworten. Es würde zwar einen genügend großen Puffer geben die Spielzeit auch wirklich zu Ende zu bringen. Aber auch bei diesem Vorschlag bleiben viele Probleme für die Vereine, ich erwähne nur den Aspekt Spielerwechsel. Der Wettbewerb ist nicht mehr der gleiche wie bisher, weil Spieler oder Studenten weggehen. Die Kader der Vereine werden nicht mehr die gleichen sein. Eine Ideallösung wird es nicht geben.”