Hans-Jürgen Rett - Nahaufnahme: Sechs Tore von Lothar Matthäus kassiert - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 14.04.2020 um 06:00 Uhr
Hans-Jürgen Rett - Nahaufnahme: Sechs Tore von Lothar Matthäus kassiert
MAGAZIN Die Leidenschaft für den Fußballsport verfolgte Jürgen Rett durch seine gesamte Laufbahn. In mehreren Vereinen des Pegnitzgrunds war er bereits aktiv und führte in den letzten Jahren viele Torhüter zu ihren ersten Schritten im Herrenbereich. Selbst hatte er ebenfalls Ambitionen, auch wenn Lothar Matthäus eine Nummer zu groß war.
Von Uwe Kellner

Zu seinem allerersten Training kam der junge Hans-Jürgen Rett mit Turnschuhen, Geld für Fußballschuhe war zu jener Zeit erstmal noch nicht übrig. Ein Nachbarsjunge von nebenan hatte ihn mit nach Heuchling genommen, so dass es letztlich dem Zufall geschuldet war, dass der Heimatverein des Dreikäsehoch der SK Heuchling wurde. "Ich habe als 'rechter Läufer' angefangen. Die Position gibt es heute ja gar nicht mehr. Damals hat man noch sehr personenbezogen gespielt. Auf meiner Position war ich als kleiner Nisser für den gegnerischen Mittelstürmer zuständig", erinnert sich Jürgen Rett. Er fing in der dritten Schülermannschaft an, wenn man gut war, stieg man in die zweite Schülermannschaft auf usw. Durch einen Zufall änderte sich schon bald die Stammposition des aufstrebenden Talents. "Der Torwart der ersten Schülermannschaft kam mit dem Klapprad zum Training, hatte einen Sturz und riss sich den kompletten Oberschenkel auf, sodass er ins Krankenhaus musste." Ein Ersatzmann war nicht da und aus der Not heraus stand auf einmal Jürgen Rett zwischen den Pfosten. "Da muss ich wohl eine ganz gute Figur gemacht haben, denn fortan sollte ich ins Tor."

Mit steigender Erfahrung, aber immer noch als Jugenspieler sah sich Jürgen Rett zu etwas Höherem berufen und wechselte zum SK Lauf, der gerade erstmals in die Bayernliga aufgestiegen war. "Das müsste so um 1974 gewesen sein." Allerdings hatte Jürgen Rett mit Peter Leonhard, dem späteren Vorstand des SKL, einen starken Konkurrenten. "Ich war damals ja nur so 1,72 Meter und der Peter war größer und stärker als ich, deswegen habe ich nur wenig gespielt." Dennoch profitierte Jürgen Rett durch das Training von Adi Huber, ehe er wieder zum SK Heuchling in die Bezirksliga-Jugend zurückkehrte.

In der damaligen Junioren-Bezirksliga spielte unter anderem der 1. FC Herzogenaurach - und hatte einen später über die Landesgrenzen hinaus bekannten Fußballer in seinen Reihen. Heuchling verlor mit 0:8. "Sechs von diesen acht Toren hat mir damals der Lothar Matthäus reingehauen. Wenn er den Ball 20 Meter vor dem Tor bekommen hat, wurde es brandgefährlich", erinnert sich Jürgen Rett. Klar konnte der Torwart damals noch nicht absehen, dass er mehrmals von einem späteren Weltmeister vernascht wurde, aber das Talent des Gegenübers war dennoch offensichtlich.

Bevor er beim SK Lauf als Torwarttrainer landete, machte Hans-Jürgen Rett mehrere andere Stationen als Torhüter und Spielertrainer durch.
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Auf ins Trainergeschäft

Nach seiner Zeit in Heuchling wechselte Jürgen Rett seiner Freundin zuliebe zum SV Hohenstadt. Als nächstes folgte der Schritt zum SC Engelthal, mit dem er von der damaligen C- in die B-Klasse aufstieg. Aufgrund eines Umzugs nach Nürnberg war die nächste Station der Sportbund Morgenrot-Mögeldorf, dort erlebte er einen Durchmarsch von der C- in die A-Klasse.

Seine erste Trainerstation übernahm Jürgen Rett, der wieder in den Pegnitzgrund zurückgekehrt war, beim SC Eschenbach. "Sie hatten zwar eine sehr gute Jugendarbeit, standen aber auf dem letzten Platz der C-Klasse, bevor ich hingekommen bin", erzählt Jürgen Rett. Für alle überraschend schaffte der Coach mit seinen Jungs den Sprung in die Relegation und hatte ein Ausscheidungsspiel gegen den ASV Herpersdorf im Jahr 1984. "Ausgerechnet in diesem entscheidenden Spiel musste ich meine Stürmer Helmut Haushahn und Christian Kempe noch in der ersten Halbzeit verletzt auswechseln. Die beiden waren damals die stärksten Stürmer in der C-Klasse." Eschenbach verlor die Partie mit 0:1. "Trotzdem konnten wir erhobenen Hauptes den Platz verlassen." Nach dreieinhalb Saisons gab er seinen Trainerposten ab, blieb aber die letzte Saisonhälfte noch als Spieler. Zwischenzeitlich hatte er während der langen Zeit sogar seinen angestammten Posten im Tor verlassen und spielte außen auf dem Feld mit. Jürgen Rett war für alles zu haben und sich für nichts zu schade.

Nach dieser ersten Erfahrung als Coach folgten für Jürgen Rett weitere. Er wechselte zum SV Vorra und zum SV Hohenstadt. In der Winterpause der Saison 2002/03 wurde er Trainer des FC Schnaittach 2 und stieg in der darauffolgenden Runde in die Kreisklasse auf. Danach ging es zum TSV Velden und erneut zum SC Eschenbach. Erst nach dieser letzten Station reduzierte er die Zeit, die er für den Fußball aufwendete und schraubte ein wenig zurück.

Jürgen Rett (Mi.) war nie der größte Torhüter, wusste aber immer, worauf es ankommt.
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Leidenschaft Torwarttrainer

Fortan begann eine weitere Leidenschaft von Jürgen Rett. Er wurde Torwarttrainer beim SK Lauf. Zunächst war er ab der D-Jugend für die Schlussmänner zuständig, danach von der C-Jugend bis zur Ersten Mannschaft. "Zehn Jahre lang habe ich mich um das Training zahlreicher Torhüter gekümmert. Das war eine sehr schöne Zeit", erinnert sich Jürgen Rett. Viele gute Torhüter, die später nicht nur für den SK Lauf spielten, sondern mittlerweile im ganzen Landkreis verteilt sind, hatte er unter seinen Fittichen und brachte sie voran. "Ich habe das immer mit einer Leidenschaft betrieben. Bei mir gab es nie Training nach einem Zettel, sondern aus dem Bauch heraus. Ich habe mir zuerst meine Torhüter angeschaut, wie sie zum Training kommen, ob sie geschafft von der Arbeit waren oder ähnliches und habe danach mein Training gestaltet." Acht von den zehn Jahren war er in dieser Funktion an der Seite von SKL-Coach Frank Ulbricht, der ihn am längsten begleitete.

Beim SK Lauf 2 stand Jürgen Rett sogar noch mit 52 Jahren selbst im Tor. Das fiel im Oktober 2010 auch dem damaligen anpfiff-Reporter Ralph Strobl auf, der prompt ein Interview mit dem Oldie führte.  Erst nach einem späteren Trainer-Hick-Hack bei der Ersten des SK Lauf habe er dann sein Amt in Lauf niedergelegt.

Nach einem halben Jahr Pause kam der FC Schnaittach auf Jürgen Rett zu und somit begann er bei Trainer Arne Schmidt, sich um die Torhüter zu kümmern. Auch auf der Sandplatte hatte er mit seinen Schützlingen sehr viel Freude. "Es war mir immer wichtig, mit meinen Jungs auch auf menschlicher Basis ein gutes Verhältnis zu haben. Ich denke, dass ich das geschafft habe." Das gilt für alle seine Torhüter, egal in welchem Verein. Noch heute steht er mit seinen Lehrlingen in Kontakt, freut sich, wenn sich seine Jungs bei ihm melden, oder wenn er in den Spielberichten von guten Leistungen seiner ehemaligen Schützlinge liest. "Ich bin mir sicher, wenn ich zu meinen Jungs gesagt hätte: ihr könnt über Scherben laufen, dann hätten sie auch das gemacht", lacht er.

Jürgen Rett hat nie einen Torwart links liegen lassen, auch wenn dieser auf den ersten Blick nicht das größte Talent besaß. Er erinnert sich sehr gerne an die Zeit mit den jungen Leuten zurück, beendete seine Laufbahn in Schnaittach jedoch solidarisch mit Trainer Jörg Kemmitzer. "Um ehrlich zu sein, irgendwann sind die Fußballschuhe einfach zu klein. Klar könnte ich weiterhin Torhütern sagen, was sie falsch machen, aber in meinem Alter kann ich den Jungs nichts mehr vormachen. Das ist vor allem für junge Torhüter wichtig. Deswegen denke ich, dass ich meine Schuhe an den Nagel hängen werde", bedauert Jürgen Rett. Bedanken möchte er sich bei jedem, der ihm seine fußballerische Laufbahn unvergesslich gemacht hat.

Jürgen Rett (re.) als Teil des Teams des SK Lauf im Jahr 2008. Mittlerweile hat er den fußballerischen Ruhestand eingeläutet.
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Steckbrief Hans-Jürgen Rett

Hans-Jürgen Rett
Alter
66
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Eschenbach
Nation
Deutschland
Größe
169 cm
Starker Fuß
Beidfüßig
Lieb.-Position
Torwart


Hintergründe & Fakten


Saisonbilanz Hans-Jürgen Rett

 
10/11
7
0
0
2
R
0
0
Gesamt
7
0
0
2
0
0
0

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