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Artikel veröffentlicht am 09.12.2019 um 15:30 Uhr
Schiri Rudolf Kreitlein aus Fürth: und die Geschichte der roten Karte
ANZEIGE Heute gehören sie zum Fußball wie der Ball und das Tor selbst: Die rote und gelbe Karte. Doch dies war nicht immer der Fall, denn bevor das Zeigen der Karten eine schnelle und unmissverständliche Art der Kommunikation zwischen Schiri und Spieler wurde, musste man sich noch mit Worten verständigen. Das führte nicht selten zu Auseinandersetzungen und Missverständnissen.
Von KL
fussballn.de / Kögel
Genau inmitten eines solchen Gefechts fand sich der gebürtige Fürther Schiedsrichter Rudolf Kreitlein im Jahr 1966 in England – bevor er die rote und gelbe Karte erfand. Wer hätte das gedacht? Die rote Karte, die sich heute aus dem Fußball nicht mehr wegdenken lässt, wurde von einem in Fürth geborenen Schiedsrichter erfunden. Inzwischen nutzen die Unparteiischen diverse Hilfsmittel und Technologien, die sie beim Leiten der Spiele unterstützen.

Der Schiri, der die rote Karte erfand

Geburtsstunde der roten Karte war das Viertelfinale der Fußballweltmeisterschaft am 23. Juli 1966 im Londoner Wembley-Stadion. Für das wichtige Spiel wurde der renommierte Schiedsrichter Rudolf Kreitlein berufen. Der gebürtige Fürther galt in den 50er und 60er-Jahren als einer der besten Schiris der Welt. Bis zum Jahr 1951 war der gelernte Schneider beim Stuttgarter Sportclub als Spieler auf dem Feld unter Vertrag. Nach einer Meniskusverletzung gab er jedoch 1951 seine Karriere als Spieler auf und hing sich die Schiedsrichterpfeife um den Hals, mit der er sich schnell einen Namen machte. Er leitete 18 Länderspiele und wurde von der FIFA zur WM im Jahr 1966 berufen, was ihn schließlich in die Geschichte eingehen ließ.

WM 1966 im Londoner Wembley-Stadion

Das Viertelfinale zwischen Argentinien und Gastgeberland England ging hitzig her und führte zu lautstarken Auseinandersetzungen. Der in Fürth geborene Schiedsrichter Rudolf Kreitlein hatte Probleme, das Spiel und die Spieler unter Kontrolle zu halten. Schon früh kam es im Spiel zu Verwarnungen, die zu der Zeit noch mündlich übergeben werden mussten. Schon nach nur 35 Minuten fand sich Kreitlein dem argentinischen Kapitän Antonio Rattin gegenüber, der ihn lauthals anbrüllte und sogar einen Dolmetscher auf den Platz rufen ließ, um mit dem deutschen Schiri kommunizieren zu können. Nur mit Mühe und Not und Händen und Füßen schaffte es Kreitlein, den wütenden Argentinier vom Platz zu stellen. Das Spiel ging wie auf DFB zu sehen 1:0 für England aus, Argentinien war ausgeschieden.

Das Ampelsystem für den Fußball


So könne es nicht weitergehen, es müsse eine klare Kommunikationsweise zwischen Schiri und Spieler geben, die sämtliche Missverständnisse ausschließe, so Kreitlein nach dem Spiel zum englischen Schiri-Betreuer Ken Aston. Inspiriert von den vielen Verkehrsampeln in der britischen Hauptstadt dachte sich Kreitlein eine Art Ampelsystem für den Fußball aus - gelbe Karte für die Verwarnung, rote Karte für den Platzverweis. Drei Jahre lang sollte das neue System von der FIFA erst geprüft werden, bevor es schließlich 1970 zur allerersten gelben Karte in der Geschichte des Fußballs kam. Der Mannheimer Schiedsrichter Kurt Tschenscher durfte beim Eröffnungsspiel der WM die allererste gelbe Karte hochhalten.

fussballn.de / Kögel

Schiedsrichten revolutioniert

Seither hat sich der Job der Schiedsrichter stark verändert und weiterentwickelt. Besonders bei internationalen Begegnungen, wie sie aktuell beispielsweise mit der bevorstehenden Fußballeuropameisterschaft auf dem Plan stehen, müssen Missverständnisse und sprachliche Barrieren aus der Welt geschaffen werden. Das Team aus England, das sich bei besagter WM 1966 den Titel ergatterte, steht laut Wettportal Sunmaker mit einer Quote von 5,50 (Stand 09.12.) für die EM 2020 wieder auf Platz eins der Favoritenliste. Zu Auseinandersetzungen wie im Jahr 1966 sollte es hier nicht mehr kommen können – der Erfindung vom Fürther Kreitlein sei Dank. In der Zwischenzeit kamen noch weitere Entwicklungen hinzu, wie der Videobeweis und die Torlinientechnik, die wie die Stuttgarter Zeitung berichtet, 2016 erstmals bei der EM zur Unterstützung der Schiedsrichter zum Einsatz kam und auch 2020 wieder eingesetzt wird. Dank ihr kann mit 100 prozentiger Sicherheit festgestellt werden, ob der Ball die Torlinie überschritten hat oder nicht.

Mit diesen Entwicklungen werden gleich zwei Missgeschicke aus dem Jahr 1966 für die Zukunft umgangen. Auseinandersetzungen wie sie Kreitlein im Viertelfinale erleben musste, werden durch die gelbe und rote Karte verhindert, während die Torlinientechnik eine Wiederholung des berühmten umstrittenen „Wembley-Tors“ unmöglich macht. Dank gilt dem gebürtigen Fürther Schiedsrichter, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.

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