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Artikel veröffentlicht am 13.07.2018 um 10:03 Uhr
Max Kruse: Fußballer, Pokerspieler und…einfach ein Typ.
„Er ist ein Typ“. Das sagt man im Fußball beispielsweise dann, wenn jemand bisweilen aus der Reihe tanzt, vielleicht nicht immer alle Anweisungen des Trainers befolgt, manchmal nachts tanzt, statt zu schlafen, obwohl der Schlaf wichtig wäre. 
Von SPM
Man kann sicherlich kontrovers diskutieren, was Trainer solch einem Spieler durchgehen lassen sollten und was nicht. Aber die Fußballwelt braucht auch sie. Solche Typen. Fußball ist Sport. Und Unterhaltung. Wichtig ist beides. Max Kruse ist ein Typ. Ein guter Fußballer. Vielleicht ein sehr guter. Darüber hinaus ist er Gründer eines Motorsport-Teams und nicht zuletzt ein Pokerspieler. Als Fußballer trat er 2013 erstmals für die deutsche A-Nationalmannschaft an, der er aktuell nicht mehr angehört. Bei Werder Bremen setzt er aber weiterhin viele Akzente. Und als Pokerspieler war Kruse schon mehrfach bei der World Series of Poker (WSOP) dabei. Das sind ziemlich viele Aktivitäten für eine einzige Person. Bekommt er das alles geregelt? Irgendwie schon!

Eine Karriere mit Höhen und Tiefen
Wichtige Tore eines Spielers zu benennen, ist immer eine subjektive Entscheidung. Bei Max Kruse könnte eins der wichtigsten Tore der Siegtreffer im Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Georgien gewesen sein. Am 11. Oktober 2015 war das. Kruse schoss in der 79. Minute des Spiels - nur drei Minuten nach seiner Einwechslung - das 2:1 von Deutschland gegen Georgien. Sein Tor in einem insgesamt eher bescheidenen Spiel bedeutete den Gruppensieg der Deutschen in der Qualifikation für die Fußball-Europameisterschaft. An der EM in Frankreich nahm Kruse, der im Mai 2013 erstmals für die deutsche A-Nationalmannschaft angetreten war, allerdings nicht teil. Auch bei der WM 2014, die die Deutschen als Weltmeister abschlossen, war Kruse nicht dabei. Und so fehlt die Teilnahme an den ganz großen Turnieren in seinem Lebenslauf.

Kruses Fußballkarriere war kein kontinuierlicher Aufstieg. Es gab Höhen und Tiefen. Der erste deutschlandweit bekannte Club, in dem der 1988 geborene Reinbeker spielte, war Werder Bremen. Es folgten Sankt Pauli, der SC Freiburg, Borussia Mönchengladbach und der VfL Wolfsburg, bevor Kruse 2016 erneut zu Werder Bremen wechselte. Dort schaffte er im April 2017 beim 4:2 der Bremer gegen den FC Ingolstadt 04 sowie beim 4:0 gegen Hannover 96 im November 2017 einen Hattrick. Für Bremen ist Kruse wichtig.

Max Kruse - der Pokerspieler
Seit 2014 ist Max Kruse Pokerspieler und hat auch hier durchaus Erfolg. Bisher konnte er knapp 121.000 US-Dollar an Preisgeld gewinnen. Seit 2014 ist er jedes Jahr bei der World Series of Poker (WSOP) dabei. Das Turnier in Las Vegas gilt als die Weltmeisterschaft im Pokern. Neben den Profi-Spieler*innen nehmen hier immer wieder Prominente wie Max Kruse sowie völlig unbekannte Spieler*innen teil, die ihre Teilnahme auf Onlinepoker-Plattformen wie 888 poker gewinnen.

Kruse spielte 2018 im Rahmen der WSOP beim $1,500 Razz mit, dem 50. von insgesamt 78 Turnieren. Er erreichte den vierzehnten Platz und gewann etwa 5.000 US-Dollar. Beim $1,500 Limit 2-7 Lowball Triple Draw Turnier der WSOP 2017 lief es noch besser für ihn: Hier gewann er über 28.500 US-Dollar, den höchsten bisher von ihm gewonnenen Betrag während eines einzelnen Turniers.

Poker und Fußball: Es gibt durchaus Parallelen
Beim Fußball muss man laufen, während man beim Poker sitzt. Man kann also nicht unbedingt behaupten, dass Pokern und Fußball sich in allen Bereichen sehr ähneln. Das bedeutet nicht, dass keinerlei Parallelen existieren. Es gibt durchaus Eigenschaften eines Menschen, die sowohl beim Fußball wie beim Pokern wertvoll sind. Beim Pokern benötigt man eine Menge Strategie und man lernt viel über seine Mitspieler, sagte Max Kruse selbst einmal bei einem Interview und verwies darauf, dass man sich auf ein Pokerspiel ebenso vorbereiten muss wie auf ein Fußballspiel.

Max Kruse bereitet sich vor. Und er beweist beim Pokern wie beim Fußball Instinkt.  „Ich kann mich sehr gut darauf verlassen, dass er Situationen erkennt …", sagte beispielsweise Trainer Florian Kohfeldt, Trainer von Werder Bremen, über Max Kruse nach der 2:4 Niederlage gegen Bayern München im Januar 2018. Obwohl es am Ende nicht zum Sieg reichte, bewies Werder Bremen Stärke und Willenskraft.

„Der Angreifer lebt die Siegermentalität vor, die es im Abstiegskampf braucht“, urteilte Bundesliga.com damals über Max Kruse. Umsicht, die Fähigkeit, Situationen schnell zu analysieren, und Siegermentalität: All das sind Eigenschaften, die auch beim Pokern Siegeschancen steigern. Gut für Max Kruse.

Zeitlich ist es natürlich nicht immer ganz einfach, Poker und Fußball unter einen Hut zu bringen. Schließlich beansprucht beides seine Zeit. Und natürlich kann man darüber spekulieren, wie die Fußballkarriere Kruses ganz ohne Pokern verlaufen wäre. Bisweilen verursachten die Karten Probleme für den Fußballer Max Kruse: so etwa im Oktober 2015.

Damals spielte Kruse für den VfL Wolfsburg und verlor eines frühen Morgens etwa 75.000 Euro in einem Taxi in Berlin. Angeblich stammte das Geld aus einem Pokerspiel. Der VfL brummte ihm später eine Strafe für diese Sache auf. Vielleicht wäre also etwas mehr Fußball und etwas weniger Poker für Max Kruse gut gewesen? Vielleicht. Andererseits wäre Max Kruse dann wohl nicht Max Kruse und das wäre irgendwie schade.

Zeitlich scheint am Ende ja dann doch alles zu funktionieren. Fußballerisch läuft es aktuell gut für Kruse bei Werder Bremen. Am Pokertisch feiert er ebenfalls Erfolge. Und 2018 fand Max Kruse darüber hinaus noch Zeit, das „Max Kruse Racing“ Team zu gründen. Der Rennstall startet bei der „ADAC TCR Germany". Max Kruse fährt hier nicht selbst, hat aber mit seinem Team einen Fuß im Rennsportgeschäft. Kruse ist ein Tausendsassa, keine Frage.

Die Ligen brauchen Typen
Max Kruse ist jemand, der sich bisweilen Eskapaden geleistet hat. Das hat etwa der Focus 2016 in einem Artikel dokumentiert. Aber braucht man nicht auch in großen Ligen wie der Bundesliga solche Typen, die bisweilen verrückte, bizarre, spannende Geschichten abseits des Spielfelds produzieren? Wären alle Spieler solche Typen, wäre das möglicherweise hochproblematisch. Sind es jedoch nur einige, wirken sie wie herausragende Farbtupfer. Reizvoll. Interessant. Max Kruse ist Fußballer. Pokerspieler. Rennstall-Besitzer. Und er ist jemand, der sich bisweilen Eskapaden geleistet hat. Und das alles ist sehr unterhaltsam.

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