Gerhard Pech hört als BSO auf: "Man hat mir jegliche Motivation genommen" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 28.02.2018 um 12:30 Uhr
Gerhard Pech hört als BSO auf: "Man hat mir jegliche Motivation genommen"
42 Jahre war Gerhard Pech ohne Unterbrechung in verschiedenen Rollen als Schiedsrichter-Funktionär aktiv. Nach zuletzt neun Jahren als Bezirksschiedsrichterobmann (BSO) stellt sich der Fürther bei der SR-Hauptversammlung am Samstag nicht mehr zur Wahl und findet zum Abschied klare Worte.
Von Marco Galuska
Gerhard Pech findet zum Abschied deutliche Worte.
Sebastian Baumann
Am Samstagvormittag wird Gerhard Pech noch einmal als Bezirks-Schiedsrichterobmann tätig. Auf der SR-Hauptversammlung des Bezirkes Mittelfranken in Röthenbach bei St. Wolfgang wird er mit seinen Mitstreitern im Bezirksschiedsrichterausschuss Rechenschaft ablegen über die zurückliegende Amtsperiode. Für Pech wird nach neun Jahren an der Spitze der mittelfränkischen Schiris und über 42-jähriger Funktionärstätigkeit dann Schluss sein.

Pech: Kritik ist im Verband nicht mehr erwünscht 

Der 68-Jährige hatte zwar schon vor vier Jahren angekündigt, dass dies vermutlich seine letzte Amtsperiode sein würde. Zwischenzeitlich wurde er immer wieder auch bestärkt, in dem man Pech bescheinigte, dass er doch einer sei, der "sich eben auch etwas sagen traut, und nicht alles runterschluckt."

In den letzten zwei Jahre habe er aber den Spaß an der Tätigkeit verloren, sagt Pech ohne Umschweife: "Man darf nicht mehr kritisch sein, dass ist nicht gewünscht und für mich schon frustrierend, wenn einem intern jegliche Motivation genommen wird. Ich fühle mich demontiert! 40 von 42 Jahre waren in Ordnung, aber zuletzt wurden mir intern neue Brocken vor die Füße geworfen."

Seit 1976 Schiri-Funktionär

Dabei sagt Gerhard Pech im Rückblick, dass er die vielen Jahre gerne die ehrenamtliche Arbeit bei den Schiedsrichtern gemacht habe. 1973 hat er mit dem Pfeifen begonnen, weil bei seinem Heimatverein DJK Fürth, wo er viele Jahre selbst Fußball gespielt hat, dringend ein Schiri gemeldet werden sollte. "Ich hab mal die AH, mal die Jugend gepfiffen und dann hat unser Abteilungsleiter gejammert, dass der Verein doch wenigstens einen Schiri braucht. Dann hab ich mich eben gemeldet."

Aber nicht nur als aktiver Schiedsrichter bis zur Landesliga, damals immerhin die vierthöchste Spielklasse, war Pech im Einsatz. Von 1976 bis 1994 war er Lehrwart der Gruppe Fürth, dessen Obmann er später für insgesamt elf Jahre gewesen ist. Von 1990 bis 2006 war der später für Tuspo Fürth und nach Verschmelzung bei der SpVgg Greuther Fürth tätige Referee Mitglied im Verbands-Lehrstab des BFV und zudem 13 Jahre lang Beisitzer im Kreisschiedsrichterausschuss.

Gerhard Pech (links) verabschiedete 2014 als BSO mit seinen Beisitzern Thomas Schrimpff (rechts) und seinem designierten Nachfolger Siegmar Seiferlein (2.v.r.) gemeinsam mit Aloys Klieber die langjährige Leiterin der BFV-Bezirksgeschäftsstelle Carmen Dietrich.
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Pionierarbeit in der EDV-Einführung

Insbesondere konnte der beruflich in der IT-Branche für die Quelle tätige Pech sein Know-how für den Verband in die EDV-Einführung für die Einteilung der Schiedsrichter einbringen. "Tag und Nacht" habe er an den Grundlagen für eine automatische Einteilung gearbeitet, noch ehe das Internetzeitalter begonnen hatte. Bitter klingt es, wenn Pech heute erzählt, dass von der Pionierarbeit, die er in diesem Feld - in mehreren Landesverbänden - vor gut rund 30 Jahren geleistet hatte, "viel abgekupfert" wurde, "ohne selbst ein Dankeschön" dafür erhalten zu haben.

"Bin froh, dass ich aufhöre!"

Aber dies sei freilich heute nicht der Grund, wenn Pech ganz offen spricht, dass er nun froh sei, dass er aufhört: "Die Aufgaben und Anforderungen, die uns Ehrenamtlichen aufgebürdet werden, nehmen stetig zu", sagt der scheidende Funktionär einerseits und äußert sich in seinem Bericht im Hinblick auf den Bezirkstag (am 10. März in Herzogenaurach) weiter über "die Tatsache, dass auf vielen Ebenen der Respekt gegenüber den Schiedsrichtern und Schiedsrichterfunktionären zu wünschen übrig lässt. Auch deshalb werde ich mich für die kommende Legislaturperiode nicht mehr als Bezirksschiedsrichterobmann zur Verfügung stellen. Allen Vereinen wünsche ich erfolgreiche weitere vier Jahre und alles Gute für die Zukunft!"

Im Gespräch mit fussballn.de wird Pech noch deutlicher und macht seinem Ärger, den er speziell auf die vergangenen zwei Jahr taxiert, Luft: "Ich habe mich immer für die Vereine eingesetzt, kenne als jemand, der aus einem kleinen Verein kommt und dort auch Kassier war, die Nöte der Basis. Da war mir immer wichtig, dass kostengünstig eingeteilt wurde. Aber auch die Schiedsrichtergruppen finanzieren sich mittlerweile zum Großteil selbst. Es gibt immer weniger Zuschüsse vom BFV - wenn ich dann sehe, was auf der anderen Seite ausgegeben wird, dann ist das einfach nur frustrierend!"

Klare Worte - dafür war Gerhard Pech bekannt und machte sich dabei nicht nur Freunde. Beim Verbandstag 2014 stimmte er als einer von Dreien gegen BFV-Präsident Koch.
Sebastian Baumann

Höhere Schiri-Spesen in Österreich und den neuen Bundesländern 

Um das Pfeifen attraktiver zu machen, einen größeren Anreiz zu schaffen, sieht Pech hingegen die Notwendigkeit, dass die Spesen vor allem in den unteren Klassen angehoben werden. "In Österreich bekommen Schiris 50 Euro für ein A-Jugend-Spiel bei uns 15 Euro. Da ist es dann nicht verwunderlich, dass die über die Grenze zum Pfeifen fahren. Auch aus Nürnberg gab es schon eine Fahrgemeinschaft in die neuen Bundesländer, wo mehr bezahlt wird", legt Pech den Finger in die Wunde.

Wenn aus Talenten Spitzenschiris werden

Man müsse gerade den Einstieg für Schiris interessanter gestalten. Gerne erinnert sich Pech an die Arbeit mit jungen Schiedsrichtern und frühere Lehrgänge in Oberhaching. "Das waren Highlights, da konnte man gezielt arbeiten. Leider wurde das mit Abschaffung der BOL eingestellt, so dass die Lehrgänge nun in der Region stattfinden und einen Tag kürzer sind."

Besonders erfreulich sei es rückblickend freilich, wenn aus den einstigen Talenten heutige Spitzenschiedsrichter wurden, wie beispielsweise Benjamin Cortus, der als Zwölfjähriger in die Gruppe Fürth kam, oder Marco Achmüller, den Pech bei den ersten Schritten in Wachendorf, aber auch in der Bayernliga begleitet hat. Mit Aushängeschild FIFA-Schiri Deniz Aytekin oder Florian Badstübner, die auch als Referenten bei den Lehrgängen eingesetzt werden, kann man in Mittelfranken stolz auf die Topleute an der Pfeife sein. Aber wichtig sei eben nach wie vor, dass die Basis stimmt.

Das Feld ist bestellt - ein kritsicher Geist verabschiedet sich

Personell ist das Feld nach Pechs Abschied im Bezirksschiedsrichterausschuss bestellt. Der bisherige Beisitzer Siegmar Seigerlein soll Pechs Nachfolger werden, Thomas Schrimpff bleibt in gleicher Funktion erhalten und Holger Hofmann kommt als neuer Beisitzer hinzu.

Es bleibt zu wünschen, dass der kritische Geist, den Pech vertritt ("Ich sag eben auch, wenn mir etwas nicht passt, aber ich kann jeden Morgen noch in den Spiegel schauen."), zum Wohle der Schiedsrichter weiter erhalten bleibt. Der Bezirksschiedsrichterausschuss jedenfalls dankte seinem scheidenden „Chef“ Gerhard Pech recht herzlich: "Lieber Gerhard, Du hast in all den Jahren als BSO und Funktionär sehr viel für den BFV geleistet und mit uns 9 Jahre bestens zusammengearbeitet. Bleibe bitte auch weiterhin mit Rat und Tat an unserer Seite."

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