Der VfL Nürnberg setzte diese Punkte, die Willi Lemke beschreibt, schon vor den meisten anderen Vereinen um. Bereits mit der ersten Flüchtlingswelle im Spätsommer 2015 versuchte der VfL Nürnberg, und hier in erster Linie die Fußballabteilung, jungen und alten sportbegeisterten Menschen zu helfen und zu unterstützen.
Da in unmittelbarer Umgebung des Vereinsgeländes drei Flüchtlingsunterkünfte entstanden, war es für die Verantwortlichen ein Muss, diesen Menschen wieder eine Perspektive und Lebenslust zu geben. Der VfL ermöglichte in Zusammenarbeit mit dem Sportservice der Stadt Nürnberg und dem Sozialamt Trainingsstunden für die Flüchtlinge.
Bereits im September 2015 begann man damit. An jeweils zwei Nachmittagen in der Woche konnten unter der Anleitung von zwei ausgebildeten Trainern jeweils zwei Stunden Trainingseinheiten angeboten werden. Und der Zulauf und die Begeisterung unter den Flüchtlingen und Asylbewerbern waren groß. Bis zu 40 Personen aus Syrien, Iran, Irak oder Afghanistan nahmen pro Trainingseinheit auf dem Kunstrasenplatz des VfL begeistert daran teil.
Aus diesen Angeboten kristallisierten sich auch talentierte junge Fußballer, die sich dem VfL Nürnberg anschlossen. Diese jungen Fußballer wurden in die B- und A- Jugend sowie im Seniorenbereich aufgenommen. Engagierte Trainer und Betreuer sorgten mit großem Einsatz dafür, dass die jungen Männer schnell integriert wurden und das Leben in der für sie neuen Welt begreifbarer machten.
Stellvertretend für all diejenigen, die sich beim VfL engagieren, steht Joelina Donaldson. Die Ehefrau von VfL-Torjäger Mesh Donaldson stellte sich ehrenamtlich zur Verfügung und gab den Spielern aus den Flüchtlingsgebieten jeweils eine Stunde vor Trainingsbeginn Deutschunterricht. So konnten diese Spieler vor allem das "Fußballdeutsch" schnell erlernen.
Ein Problem, das auch Willi Lemke thematisiert, ist das der fehlenden Spielerlaubnis für Flüchtlinge. Hier musste auch der VfL teures Lehrgeld zahlen, als er im vergangenen Jahr zwei Spieler aus Syrien, noch ohne Spielgenehmigung, in einem Vorbereitungsspiel in der Winterpause (mit Genehmigung des Schiedsrichters) einsetzte und dafür im Nachgang vom BFV mit einem Punkteabzug und Geldstrafe belegt wurde.
Lemke, aber auch BFV-Präsident Rainer Koch betonen gleichermaßen die Wichtigkeit, diese Jungs in den Spielbetrieb zu integrieren, damit diese nicht rein Trainingsgäste bleiben und nicht etwa die Lust verlieren. Diese Argumentation hatte man von Seiten des VfL gegenüber dem BFV auch so weitergegeben, aber ohne Erfolg. "Da sollte man sich auf Seiten des Fußballverbandes doch einmal ernstere Gedanken machen als nur auf die Paragraphen hinzuweisen", gibt die Fußballabteilung des VfL Nürnberg zu Protokoll, fügt zugleich aber an: "Der VfL wird weiterhin ein Integrationsverein sein und bleiben und für alle Nationalitäten und Nöte offen sein. Das gebietet schon die Historie unseres Vereins."