Hatte man den vorerst letzten Bundesliga-Auftritt des 1. FC Nürnberg einem Besuch des Landesliga-Spitzenspiels beim FSV Stadeln vorgezogen, so durfte man sich am Samstagabend zu Recht geärgert haben, denn das Derby mit dem TSV Buch bot - trotz anhaltenden Regenwetters - gute Unterhaltung und Werbung für den Amateurfußball. "Die Zuschauer waren der Sieger dieses Spiels", betonte nach der Partie auch FSV-Coach Alexander Rambau, der mit seiner Truppe seinen Teil, wie auch die unter Helmut Rahner zum "Eventfußball" angeleiteten Bucher, zu einem sehenswerten Spiel leisteten.
Überlegt schloss Fabian Botzel (Nr. 12) den Bucher Konter zum 1:2 ab. Foto: fussballn.de
Da hatten die spät angereisten Zuschauer, die einen weiten Fußmarsch entlang der langen Parkplatzkette am Kronacher Wald zu gehen hatten, keine Zeit, sich ein laues Abtasten auf dem bestens präparierten Platz in Stadeln anzusehen. Von Beginn an hielten sich beide Seiten an die versprochene Offensivausrichtung. Tempofußball war angesagt. Besonders schnell schalteten die Stadelner nach einem Freistoß. Die anschließende Flanke brachte Gerhard Strobel in Szene, der in Torjägermanier nach vier Minuten einköpfte und Kosuchowski-Ersatz Matthias Daut im TSV-Tor keine Abwehrchance lies. Ohne Abwehrchance sollte sechs Minuten später FSV-Schlussmann Max Erk bleiben, dafür sorgte aber zu Stadelns Unbill mit Markus Theil ein Akteur aus den eigenen Reihen, der eine Oertel-Flanke vor Hofmann klären wollte, jedoch vom Schienbein aus der Ball im Netz der Gastgeber zappelte.
Bittere Pille für den TSV Buch: Stefan Fleischmann musste nach 20 Minuten verletzt raus - nach dem Spiel wurde ein Mittelfußbruch diagnostiziert. Foto: fussballn.de
Von "Uhren-auf-Null-stellen" war in diesem Spiel nicht lange die Rede. Zunächst rettete Lukas Metz einen Kopfball von Sascha Traut auf der Linie, im Gegenzug veredelte Fabian Botzel einen Konter der Bucher zum 1:2 (14.). Buch war kurz Zeit gefühlt wieder der Chef im Ring, doch Stadeln agierte ohne Scheu. Dabei mussten Stadelns Strobel und Buchs Stefan Fleischmann verletzungsbedingt früh passen - gerade den Bucher erwischte es mit einem Mittelfußbruch heftig - gute Besserung!
Abgezogen und genau getroffen hatte hier Jan Mazanec zum 2:2-Pausenstand. Foto: fussballn.de
Verzogen Dutt nach Laschet-Ablage auf der einen, und Oertel nach einem sauberen Konter auf der anderen Seite, so perfektionierte Stadeln das Konterspiel in der 25. Minute. Nach Ballgewinn wartete Franz Ell am Mittelkreis exakt jenen Moment ab, in dem der agile Jan Mazanec durchgestartet war und dieser fackelte nicht lange und traf maßgenau vom rechten Strafraumeck aus links unten zum 2:2-Pausenstand.
Auch nach dem Seitenwechsel fanden beide Teams den Vorwärtsgang. Udo Brehm schoss aus guter Position am Tor vorbei (47.), Franz Ell traf aus weniger günstiger Position zum 3:2 (50.). Dabei flog die kuriose Bogenlampe aus spitzem Winkel über Daut hinweg und sprang in den Torwinkel, von dort zwar wieder heraus, aber der Linienrichter hatte klar signalisiert, dass der Ball drin gewesen war. Stadeln spielte nun wie aufgedreht. Daut musste in einen Presschlag mit Mazanec gehen, Dutt konnte sein Solo anschließend nicht verwerten (54.). Dann jagte der für Strobel früh in die Partie gekommene Dennis Laschet das Spielgerät nur knapp über den Querbalken (55.), ehe Franz Ell nach einem Theil-Schuss wuchtig unter die Latte abstaubte - 4:2 (56.).
Christian Oertel rannte mit seinen Buchern an, doch der 4:4-Ausgleich sollte nicht mehr gelingen, stattdessen durfte der FSV Stadeln um Jan Mazanec den Derbysieg und vorerst Rang zwei feiern. Foto: fussballn.de
Buch steckte aber keineswegs auf. Für den angeschlagen in der Halbzeit ausgewechselten Michael Hofmann zog nun Daniel Sand die Fäden im Mittelfeld der Gäste. Ein kluges Zuspiel des Ideengebers setzte Oliver Ell neben das Stadelner Gehäuse (66.). Dann setzte Theil zu einem unwiderstehlichen Solo an und zirkelte seinen Linksschuss nur knapp am Ziel vorbei (70.). Spannend wurde es schon zwei Zeigerumdrehungen später. Christian Fleischmann packte eine Bilderbuchflanke auf Oliver Ell aus, der am langen Pfosten mühelos den Anschluss markierte. Buch wollte den Ausgleich, der weiterhin Rang zwei bedeutet hätte. Nach einer Sand-Ecke bugsierte FSV-Abwehrchef Tobias Wölfel die Kugel gerade noch so über das eigene Tor (77.). In der 83. Minute kassierte Buchs Botzel die Ampelkarte, weil Referee Potemkin den Versuch gegen Theil einen Elfmeter provozieren zu wollen als Unsportlichkeit wertete.
Auch in Unterzahl steckte Buch nicht auf: Der angeschlagene Metz mobilisierte die letzten Kräfte, sein Schuss landete aber nur auf dem Tornetz (85.). Nachdem Marciano seinen Unmut über die Leitung des Unparteiischen loswerden wollte, worauf der Potemkin Marciano mit Gelb-Roter Karte loswurde (89.), krönte schließlich Franz Ell mit einem feinen Tanz im Bucher Strafraum und souveränen Abschluss das Stadelner Fußballfest mit seinem dritten Treffer des Tages.
Stadeln:
Erk, Theil, Wölfel, Weber (71. Ferstl), Dutt, F. Ell, Spahn, Strobel (12. Laschet), Meier, Mazanec (80. Abudo), Traut
Buch:
Daut, Marciano, Metz, S. Fleischmann (20. O. Ell), C. Fleischmann, Reichel, Weber (59. Gentes), Brehm, Hofmann (46. Sand), Örtel, Botzel
Tore:
1:0 Strobel (4.), 1:1 Theil (10., Eigentor), 1:2 Botzel (14.), 2:2 Mazanec (25.), 3:2 F. Ell (50.), 4:2 F. Ell (56.), 4:3 O. Ell (72.), 5:3 F. Ell (90.)
SR: Potemkin (Kronach) / Zuschauer: 820
Gelb-Rote Karten: Botzel (Buch, Unsportlichkeit, 83.), Marciano (Buch, Reklamieren, 89.).
Stimmen zum Spiel:
Alexander Rambau (Trainer, FSV Stadeln):
"Ich denke, dass wir das Spiel unterm Strich zwar verdient gewonnen haben, Gewinner waren heute aber vor allem die Zuschauer, die ein tolles Fußballspiel gesehen haben. Wir waren in der Pflicht offensiv zu spielen, die Bucher sind unter Helmut Rahner dafür ja eh bekannt, dass sie offensiv agieren - und so ist es dann auch eingetroffen. Freilich war Franz Ell mit seinen Toren der Matchwinner, aber eigentlich möchte ich keinen extra hervorheben, denn die Mannschaft hat insgesamt ein gutes Spiel gemacht. Nach dem 4:2 hatte ich auch nicht mehr Angst, dass wir das Spiel noch abgeben könnten. Jetzt haben wir uns die Situation so erarbeitet und wollen damit weiter gut umgehen - ohne Druck."
Helmut Rahner (Trainer, TSV Buch):
"Acht Tore sind für den neutralen Zuschauer immer gut. Wir sehen aber, wo es bei uns derzeit hapert. Wir haben jetzt in zwei Wochen 13 Tore kassiert. Nach vorne haben wir sicher immer wieder gute Phasen, aber uns fehlt auch die Disziplin nach hinten. Wir wollen zwar Eventfußball bieten, bekommen dafür Komplimente, aber ich will schon auch, dass die Abwehr steht. Zudem haben wir derzeit auch nicht das nötige Schlachten- und Schiriglück auf unserer Seite. Es ist derzeit eben der Klassiker mit solchen Verletzungen wie Stefan Fleischmann, so etwas kommt dann eben auch noch dazu. 2013 war ein absoluter Höhepunkt für uns, da lief es wie am Schnürchen, jetzt müssen wir auch mit Rückschlägen umgehen. Die Jungs wollen ja, aber teilweise sind wir körperlich nicht auf der Höhe, oder es fehlt die Nervenstärke. Es gefällt mir nicht, wenn wir dann zehn bis fünfzehn Minuten im Spiel haben, wo die Köpfe hängen, da müssen wir konstanter werden. Solche Schwankungen zu vermeiden, gehört zur Entwicklung dazu. Unterm Strich war das ein sauberes Derby, das Verhältnis hier passt, da muss man den Gegner zum Sieg auch gratulieren. Wir haben jetzt noch zwei Partien vor uns, die wir gewinnen wollen, ob es dann noch für die Ausscheidungsspiele reicht, werden wir sehen."