Ein Lob an einen Unparteiischen in einem Spielbericht auszusprechen, erfolgt, wenn nicht explizit, dann doch meistens dadurch, dass der Leiter des Spiels unauffällig agierte und gerade deshalb keine Erwähnung erfährt. Einen Spielbericht über das Nachholspiel zwischen der SG 83 II und dem TSV Südwest zu verfassen, ohne den Referee zu erwähnen, ist für einen neutralen Beobachter schlichtweg nicht möglich. Auch für den aufmerksamen Zuschauer war es nur schwer erkennbar, warum Karl-Heinz Grollmisch an jenem Abend nicht weniger als neun Verwarnungen und eine Ampelkarte - allesamt gegen Südwest (!) - verhängte. Da mag die eine oder andere Reklamation seitens der Gäste durchaus Anlass gegeben haben, als Unparteiischer einzuschreiten - jedoch mutete die Art der Autoritätsbekundung des Pfeifenmanns in Form von reflexartig gezückten Gelbe Karten an diesem Abend zunehmend skurril an.

Eine bemerkenswert strikte Linie fuhr Referee Karl-Heinz Grollmisch - sehr zum Leidwesen des TSV Südwest. Foto: fussballn.de

Mit dem Pausenpfiff waren bereits sieben Südwester - meist wegen streng ausgelegter Auffassung von Reklamieren oder Protestieren - verwarnt, weitere zwei folgten im zweiten Spielabschnitt, ehe es Markus Gross, nach einem Foulspiel durchaus vertretbar, in der 88. Minute mit Gelb-Roter Karte erwischte. Torhüter Dominik Bär, Safak Cetin und Jan Rupprecht blieben jene drei von zwölf eingesetzten Südwester, die in den 90 Minuten nicht vom Schiri notiert wurden. Die SG-Mannschaft hielt sich sogar ganz heraus und verdiente sich ein besonderes Lob, da sie das Handicap der Gäste nicht etwa nutzte, um Platzverweise zu provozieren. Umgekehrt musste man auch der doch relativ diszipliniert auftretenden Morawietz-Elf zugutehalten, dass sich die Spieler nach dem Seitenwechsel ein ums andere Mal bei "strittigen Szenen" auf die Zunge bissen, um keine vorzeitige Unterzahl zu riskieren. Die verbale Zurückhaltung half, die in manchem Zweikampf gebotene Zurückhaltung hemmte dagegen oftmals.

Diesen indirekten Freistoß, dem eine von neun Gelben Karten gegen Südwest vorausging, setzte Alexander Johnson neben das Tor. Foto: fussballn.de

Und damit zum sportlichen Geschehen: Die erste Offensivaktion gehörte den Hausherren, als nach fünf Minuten der agile Pasieka erstmals TSV-Keeper Bär prüfte. Der erste Abschluss der Gäste durch Sturmführer Heller war keine wirkliche Prüfung für den ehemaligen Südwester Hofmann im SG-Tor (7.). Nach einem Freistoß von Johnson köpfte SG-Abwehrmann Duschl vorbei (23.), dann hatte Azzarelli nach Ablage von Heller das Visier falsch eingestellt (32.). Eine richtig gute Möglichkeit bot sich der SG durch einen Kopfball von Loher, den Bär stark parierte (37.). Rupprechts Freistoß geriet zu zentral, um Hofmann überlisten zu können (39.).

Alexander Johnson (rechts) war steter Antreiber bei der SG 83 II, aber auch Denis Wander spielte ein gute Partie für die Südwester. Foto: fussballn.de

Beide Teams zeigten sich gut organisiert und ließen im gesamten Spiel nur wenig Tormöglichkeiten in einer guten Kreisklassenpartie zu. Der bis dato beste Spielzug lief auf Seiten der Hausherren, als Ortega maßgenau auf Johnson spielte, dieser freistehend aber über das Tor schoss (58.). Fünf Minuten später folgte die beste Offensivaktion der Gäste, in der Sascha Morawietz ein beherztes Solo über die linke Außenbahn startete, sein Abschluss aber knapp am Tor vorbei strich. In der 67. Minute kam nach einem Freistoß der Ball erneut zu Johnson, dessen Flanke beim völlig frei - und mindestens abseitsverdächtig - postierten Duschl landete, der schließlich an der starken Rettungstat von Bär scheiterte. Südwest tat sich schwer, gegen die sicher stehende SG-Defensive sich in Szene zu setzen. Und als dann Heller mal in aussichtsreicher Position an den Ball kam, verzog dieser doch deutlich (70.).

Denis Bach (am Ball) war mit seinem späten Treffer der Matchwinner für die SG 83 II gegen den TSV Südwest um Safak Cetin. Foto: fussballn.de

Spannend blieb die Partie - nicht allein durch die Frage, wann der erste Südwester vom Platz fliegen würde - schließlich ging es für beide Teams um viel. In der 88. Minute war Markus Gross mit der Ampelkarte fällig, den folgenden Freistoß brachte Johnson in den Strafraum, wo Bach wuchtig und unhaltbar zum erlösenden 1:0 der SG 83 II einköpfte.

In dieser Verfassung sollte der Klassenhalt für die Bezirksliga-Reserve absolut machbar sein, der TSV Südwest kann indes hoffen, dass die SG schon am Samstag mit einer ähnlichen Leistung zum Stolperstein für die DJK Oberasbach werden könnte, dann dürfte man weiter von der Relegation träumen - vergessen wird man das Spiel an der Regelsbacher Straße aber so schnell dennoch nicht. Dem Unparteiischen mag man nahelegen, sich die Leitung des Spiels nicht schwerer zu machen als es notwendig gewesen wäre. Ohne Schiri geht's bekanntlich nicht, so geht's aber eben auch nicht!

SG 83 II:
Hofmann, Lennert, Friedrich, Kujevic, Duschl, Meßenzehl, Pasieka, Bach, Jacobi (34. Ortega), Loher (46. H. Rosin), Johnson

Südwest:
Bär, C. Gross, Cetin, Heller, M. Gross, Novotny, Kolleth, Azzarelli, R. Gross, Morawietz, Rupprecht / Wander

Tor: 1:0 Bach (89.)

SR: Karl-Heinz Grollmisch (1. FC Schlicht) / Zuschauer: 100

Gelb-Rote Karte: M. Gross (Südwest) wegen wiederholten Foulspiels (88.).