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Artikel veröffentlicht am 11.02.2023 um 07:00 Uhr

SVG Steinachgrund U23: Trotz Durststrecke ein würdiger Tabellenführer

Absurd, spektakulär, unberechenbar und äußerst attraktiv: Die Kreisklasse 3 schrieb in ihren etwas mehr als drei Monaten der Saison 2022/23 schon einige verrückte Geschichten. Der Blick auf die Tabelle lässt zur Winterpause bestenfalls Tendenzen erkennen. Im Prinzip ist es eine Liga der unbegrenzten Möglichkeiten! In einer kleinen Serie beleuchten wir daraus einige Kuriositäten. Heute mit der SVG Steinachgrund U23.

Von Marco Galuska

Die SV Gutenstetten/Steinachgrund U23 überwintert an der Tabellenspitze der Kreisklasse 3.

fussballn.de / Oßwald

All die Kuriositäten, welche die 13 Mannschaften im ersten Abschnitt der Saison 2022/23 in der Kreisklasse 3 schon produziert haben, lassen sich gewiss nicht vollständig darstellen. Einige Bilanzen haben wir aber schon in einer kleinen Serie hervorgehoben - und setzten diese noch einmal fort, mit dem Tabellenführer, der eine Durststrecke zu meistern hatte und diese auf unkonventionelle Art beenden konnte.

Sorgen beim Neustart waren schnell verflogen

Es hatte nicht viel gefehlt und die U23 des SVG Steinachgrund wäre in der verkorksten "Corona-Saison" 2019/21 per Quotientenregel in die A-Klasse abgestiegen. Dementsprechend folgerichtig war die Vorgabe "Klassenerhalt" für die Saison 2021/22 in Gutenstetten formuliert. Im vergangenen Spieljahr wiederum hatte auch nur ganz wenig gefehlt und die Truppe von Dietmar Gahm wäre in der Relegation zur Kreisliga gelandet. Trotz Tabellenplatz drei war der Trainer aber vor dem laufenden Spieljahr nicht ganz so sicher, welche Rolle seine junge Truppe in der stark besetzten Kreisklasse 3 spielen würde: "Wir haben ja einige Leistungsträger an unsere 1. Mannschaft abgegeben. Es war schon ein Stück Neuanfang - natürlich aber auch kein Vergleich mehr zur vorletzten Saison, von der - wenn man so will - mit mir nur noch drei Spieler übrig geblieben sind."

Dietmar Gahm (links) und seine U23 des SVG Steinachgrund führen die Liga zur Winterpause an - auch wenn es eine Durststrecke zu überstehen gab.

Manfred Durlak

Dass man sich nicht zu den vielen Mannschaften der Liga einreihen musste, die während der laufenden Saison mit dem Abstiegskampf schon in Kontakt kamen, lag an einem hervorragenden Start. Aus den ersten neun Spielen holte die SVG U23 stolze acht Siege und musste nur beim 0:0 gegen den SV Hagenbüchach die Punkte teilen. Eine verhältnismäßig kleine Kuriosität war die Tatsache, dass der SVH in jenem Spiel seinen bis dato ersten Punkt einfahren konnte.

Auswärts ist mehr Spektakel geboten

Blickt man auf die zur Winterpause eingefrorene Tabelle der Kreisklasse 3, so steht der SVG Steinachgrund mit seiner U23 mit knappem Vorsprung auf dem Spitzenrang. Nur 14 Gegentreffer, die mit Abstand beste Defensive, darf als die berühmte Basis für den Gewinn einer Meisterschaft herangezogen werden. Auffällig ist indes auch, dass die Gahm-Truppe vor allem auswärts die deutlich beste Bilanz der Liga vorzuweisen hat. Aber nicht nur erfolgreich, sondern auch spektakulär liest sich die Torbilanz in der Fremde mit 22:8-Treffern, während 9:6-Tore daheim (und damit exakt halb so viele Netzbewegungen wie auswärts) bieder erscheinen. Bei der Suche nach einer Erklärung findet der SVG-Übungsleiter einen plausiblen Ansatz: "Viele kommen eher defensiv eingestellt zu uns. Daheim treten die Gegner schon mutiger auf, was uns entgegenkommt, wenn wir spielen können."

Von Mitte Oktober bis Ende November ging der Tabellenführer leer aus.

Manfred Durlak

Im bisherigen Saisonverlauf hatte der Ligaprimus aber auch schon eine mehrwöchige Durststrecke zu überstehen. Denn nach dem 4:2-Sieg in Obermichelbach am 9. Oktober 2022 blieben Tore und Punkte bis unmittelbar vor der Winterpause aus. Vier Niederlagen in Serie ließen den komfortabel erscheinenden Vorsprung dahinschmelzen. Einzig das 0:2 beim ASV Weinzierlein würde Gahm im Rückblick als "verdiente Niederlage" abhaken, "weil der Gegner einfach griffiger war." Die drei 0:1-Pleiten in Langenzenn ("ein typisches 0:0 eigentlich"), in Laubendorf ("ein sehr gutes Spiel beider Teams") und gegen Neuhof/Zenn ("nichts getroffen gegen einen clever spielenden Gegner") führt der Coach vor allem auf mangelnde Effektivität zurück, wobei er seine Truppe nicht zwingend unterlegen sah.

Trainer gibt den Dosenöffner

Dass der natürliche Reflex nach den plötzlich ausbleibenden Ergebnissen zum Grübeln führt, ließ Gahm jedoch in besagten Wochen nicht zu: "Ich habe ganz klar gesagt, dass wir so weiter spielen werden, um uns das Erfolgserlebnis wieder zu erarbeiten. Dass das dann noch vor dem Winter kam, war extrem wichtig!" Absurd genug erscheint die Episode freilich, wie dann der berühmte Knoten beim Auswärtsspiel in Oberndorf unmittelbar vor der Winterpause platzen sollte. Weil der eigentlich vorgesehene Tobias Kauf zum Nachholspiel an jenem Donnerstagabend erst verspätet erscheinen konnte, stellte sich Dietmar Gahm für die Anfangsminuten selbst ins Sturmzentrum - und traf in Minute 7 zur 1:0-Führung der Gäste. Schon zur Pause war der 5:0-Sieg hergestellt. "Ich wollte keinen anderen Spieler nur kurz einsetzen und nach ein paar Minuten wieder auswechseln", erklärte der "Spielertrainer" seine Maßnahme und ergänzt: "Ich weiß, dass ich mit meinen 47 Jahren körperlich nicht in der Verfassung bin, ein ganzes Spiel zu spielen, aber mir geht es darum, die Leidenschaft zu vermitteln, die ich immer noch mitbringe - auch wenn einige sagen, dass ich doch verrückt bin!"

Kantersieg zum Start der Vorbereitung

Leon Pauly ist mit elf Treffern der beste Torschütze der SVG U23 und erzielte im ersten Testspiel 2023 gleich vier Tore.

Leah Coker

Der Plan ging auf. Die U23 des SVG Steinachgrund überwintert an der Spitze. "Das ist freilich schön, wenn man über mehrere Monate oben steht", freut sich Gahm und hofft, dass er im weiteren Saisonverlauf mit einem möglichst breiten Kader auftreten kann. "Natürlich wollen wir am liebsten bis zum Schluss da vorne mitmischen!" Der ein oder andere Langzeitverletzte kehrt zurück, personelle Veränderungen gab es sonst aber kaum.

Dass das erste Testspiel der Vorbereitung einen 8:0-Sieg gegen den Kreisligisten TSV Markt Erlbach brachte, überraschte den Trainer selbst: "Es war ein sehr guter Auftritt, mit dem ich so nicht gerechnet hatte, zumal wir davor nur einmal die Woche trainiert hatten. Die Jungs waren erstaunlich fit und willig!" Wenn die Stettener U23 nun auch noch zu Hause dermaßen in Torlaune geraten sollte, wäre das freilich eine Ansage im Titelrennen. Und Dietmar Gahm müsste sich dann auch nicht mehr selbst als Dosenöffner versuchen.