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Artikel veröffentlicht am 16.11.2022 um 07:00 Uhr
Jasmin Halilic im Interview: Jeder Punkt von uns ist hart erarbeitet!
INTERVIEW Seit Saisonbeginn ist Jasmin Halilic zurück auf der Trainerbank des FC Bayern Kickers - mit Erfolg. Bislang mischen die Kickers im vorderen Drittel des Nürnberger Kreisoberhauses mit. Im fussballn.de-Interview der Woche zieht der 51-jährige Trainerfuchs ein erstes Zwischenfazit, blickt auf anfängliche Probleme zurück und zukünftigen Herausforderungen entgegen und ordnet die Lage in Kleinreuth ein.
Von Michael Watzinger
Jasmin Halilic kehrte nach vier Jahren Abwesenheit zum FC Bayern Kickers zurück und befindet sich mit seinem Team in der Verfolgergruppe der Kreisliga Nürnberg.
fussballn.de / Oßwald
Hallo Jasmin, nach vierjähriger Abwesenheit bist du seit Saisonbeginn zurück auf der Trainerbank des FC Bayern Kickers. Wie sind die bisherigen Eindrücke und was hat sich seit deinem ersten Engagement in Kleinreuth verändert?

Jasmin Halilic (51):
Meine Eindrücke seit der Rückkehr sind absolut positiv. Ich habe aber auch ein Stück weit das bekommen, was ich erwartet habe: Ich bin auf viele bekannte Gesichter getroffen, darunter eine tolle Vorstandschaft und einige fleißige Helfer, und habe das gleiche familiäre Umfeld vorgefunden wie zu meiner ersten Amtszeit. Gleichzeitig hat sich der Verein aber gerade strukturell noch einmal weiterentwickelt und bietet noch bessere Bedingungen als damals.

Worauf lag zu Beginn dein Fokus?

Halilic:
Ganz klar, auf der Mannschaft! Man muss schon festhalten, dass bei uns auch nach der letzten Spielzeit wieder ein Umbruch stattfand und uns wichtige und gestandene Akteure verlassen hatten: Aslan Guguk war mit 18 Toren unser bester Torschütze, Andy Andiryous hatte letzte Saison alle 30 Spiele gemacht und war ebenso absoluter Stammspieler wie Ozan Yildirim. Zudem hat mit Christoph Krappmann eine absolute BaKi-Legende seine Laufbahn beendet und stand daher ebenso nicht mehr zur Verfügung wie Jonnhy Crespo, der sich derzeit auf Weltreise befindet. Das waren schon erstmal alles Spieler, welche es zu ersetzen galt...

Trotz der Abgänge verlief der Findungsprozess der Mannschaft zu Beginn aber recht ordentlich...

Halilic:
Wir haben unter unseren Neuzugängen mit Kenan Ramic, Luca Morawetz, meinem jüngeren Sohn Selim und Tahir Doman gute Jungs im entwicklungsfähigen Alter hinzubekommen. Dazu kamen mit Yusuf Duman und Ruben De la Gandara zwei erfahrene Spieler, was zu einer insgesamt guten Mischung geführt hat.

Kenan Ramic (am Ball) gehört zu den BaKi-Neuzugängen mit reichlich Entwicklungspotential. Bislang konnte der Umbruch zu Saisonbeginn so recht gut bewerkstelligt werden. 
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Insgesamt waren wir schon eine Wundertüte - die Expertenmeinungen gingen bei uns ja auch sehr weit auseinander: Von Abstiegskandidat bis Spitzenteam habe ich alles gehört. In der Vorbereitung gab es dann einen Aufschwung mit dem Höhepunkt des Sieges beim Knoblauchsland-Cup! Wie bei vielen anderen Teams auch hatten wir dann mit der Urlaubs- und Verletzungsthematik zu kämpfen: Im Laufe der Hinrunde sind uns allein vier Mann mit Bänderrissen langfristig ausgefallen, hinzu kam mit Ahmet Ermis ein ganz wichtiger Mann fürs Mittelfeld, der einen Kreuzbandriss davontrug. Die Truppe musste also auch schon einige Rückschläge verkraften, hat das bislang aber als Einheit wirklich alles sehr gut aufgefangen.

Seit Saisonbeginn spielt nun also auch dein jüngerer Filius Selim bei Bayern Kickers, wodurch dein großer Traum, deine beiden Söhne Mirza und Selim gleichzeitig als Spieler zu betreuen, Wirklichkeit wurde. Wie fühlt sich das Ganze bislang für dich an? Und ist seitdem der Diskussionsbedarf am Essenstisch noch einmal größer geworden?

Halilic:
Diskutieren tun wir sowieso immer! (lacht) Spaß beiseite: Selim hatte das Pech, dass er sich gleich beim ersten Punktspiel nach nur fünf gespielten Minuten komplizierter verletzt hat und deshalb hatte ich bislang noch nicht so richtig das Gefühl, meine beiden Söhne als Spieler unter mir zu haben. Trotzdem war diese Thematik natürlich auch ein ganz wesentlicher Entscheidungsfaktor bei meiner Rückkehr zu BaKi.

Familienzusammenführung in blau-weiß: Jasmin Halilic (m.) trainiert seit Saisonbeginn seine beiden Söhne Selim (l.) und Mirza (r.) bei den Kickers.
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Mit 33 Punkten aus 16 absolvierten Partien mischt ihr aktuell vorne mit und befindet euch derzeit im Verfolgerfeld der Nürnberger Kreisliga. Wie schätzt du die derzeitige Lage ein?

Halilic:
Teams wie Gutenstetten oder auch Vatanspor haben sicher verglichen mit uns eine andere individuelle Qualität in Sachen Einzelspielern. Wir müssen dafür andere Dinge in die Waagschale werfen. Jeder Punkt von uns ist hart erarbeitet! Unsere Matchpläne müssen aufgehen und wir müssen als Einheit an unser Limit gehen. Bislang haben die Jungs das wirklich überragend umgesetzt und deshalb konnten wir größtenteils an unserer oberen Leistungsgrenze spielen. Unsere Entwicklung geht auf jeden Fall in die richtige Richtung und wir gehören schon zu den Mannschaften, gegen die man nicht sonderlich gerne spielt.

Klare Siege sind in dieser Spielzeit dennoch eher die Ausnahme: Lediglich drei eurer zehn Erfolge wurden mit einer Differenz von drei Toren Unterschied oder mehr eingefahren...

Halilic:
Knapp zu gewinnen heißt aber nicht, dass man unverdient gewonnen hat! Das jüngste Beispiel hierfür war unser 2:1-Auswärtssieg am vergangenen Sonntag in Veitsbronn. Das Ergebnis liest sich knapp, aber es war ein absolut verdienter Erfolg, weil wir an diesem Tag vieles besser gemacht haben als unser Gegner. Das hat nach dem Spiel auch ASV-Coach Abutovic bei unserem Gespräch so gesehen. Wenn wir schon beim Thema Statistik sind: Zur ganzen Wahrheit gehört dann schon auch, dass wir im Moment mit 20 Gegentoren die zweitbeste Defensive der Liga stellen. Das ist aber sicher nicht nur der Verdienst der Hintermannschaft, sondern ist auch nur möglich, weil meine Offensivspieler gut nach hinten arbeiten und das Team unterstützen - ein wesentlicher Entwicklungsschritt für uns als Mannschaft!

Der FC Bayern Kickers (in blau) war dem ASV Veitsbronn-Siegelsdorf am Sonntag meist einen Schritt voraus und siegte knapp, aber verdient mit 2:1.
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Apropos Entwicklung: Bereits während deiner ersten Amtszeit warst du der zentrale Architekt des BaKi-Aufschwungs, als man zwischenzeitlich gar an die Türe zur Landesliga klopfte. Siehst du Parallelen zu damals oder verbieten sich derartige Vergleiche?


Halilic: Es sind schon andere Voraussetzungen. Damals war gerade ein Schwung des starken 87er-Jahrgangs aus der Jugend herausgekommen, den ich übernehmen konnte. Jetzt sieht es so aus, dass unser Nachwuchs wieder gute Schritte nach vorne macht - nicht zuletzt die A- und B-Junioren machen einen guten Eindruck - allerdings muss ich ein wenig warten. Ich bin mir aber sicher, dass uns der eine oder andere Spieler durchaus gut tun wird! Insgesamt wird es darum gehen, wieder eine gute Perspektive zu bieten, damit sich Spieler, Mannschaft und Verein gemeinsam entwickeln können. Was das betrifft, gibt es im Vergleich zu meiner ersten Amtszeit schon eine gewisse Parallele.

Hältst du eine Wiederholung der vergangenen Erfolgsgeschichte für möglich?


Halilic: Letztlich kommt es dabei auf uns selbst an. Wir als Verein können uns kein Team aus Individualisten zusammenstellen, vielmehr muss etwas zusammenwachsen. Wir haben jetzt wieder eine gute Basis geschaffen und eine gute Mischung beisammen, sowohl was die Altersstruktur, als auch was das Klima innerhalb der Truppe angeht. Es muss eine Entwicklung erkennbar sein und das Team muss zusammenbleiben - nur so haben wir eine Chance oben dabei zu sein und irgendwann an alte Erfolge anzuknüpfen.

Die Mischung macht's: Der FC Bayern Kickers um Yusuf Duman (l.), Anton Gansen (r.) und Andriy Siriy (hinten) haben in dieser Spielzeit häufig Grund zur Freude.
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Welche Herausforderungen siehst du bei diesem Prozess besonders auf dich zukommen?


Halilic: Die große Herausforderung wird sein, den Jungs klarzumachen, dass sie bei BaKi gut aufgehoben sind und ihnen dabei zu helfen, eine emotionale Bindung aufzubauen. BaKi soll nicht als reine Durchgangsstation angesehen werden, sondern vielmehr ein Wohlfühlbecken sein! Auch bei uns gibt es natürlich talentierte Spieler, die für andere Vereine interessant sind und die sich vielleicht mal höherklassig ausprobieren möchten. Das hatten wir auch in der Vergangenheit schon, als beispielsweise ein Philip Snajder zwischenzeitlich bei Erlangen-Bruck gespielt hat, dann aber wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt ist, weil er sich hier im Verein einfach wohlfühlt. Für mich als Trainer entsteht so die persönliche Herausforderung:  einerseits meinen Spielern einen gewissen Spaßfaktor zu bieten, aber andererseits die Jungs auch im Training zu fordern und ihre Entwicklung voranzutreiben. 

Philip Snajder ist für Jasmin Halilic ein gutes Beispiel des BaKi-Wohlfühlbeckens, schließlich probierte sich der Offensivmann in der Vergangenheit höherklassig aus, um dann den Weg zurück nach Kleinreuth zu finden.
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Wann würde der Trainer Jasmin Halilic die aktuelle Spielzeit als erfolgreich einstufen?

Halilic:
Puh, die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Letztlich dann, wenn es uns gelingt, als Mannschaft die jüngste Entwicklung zu bestätigen und in unseren Spielen weiter so homogen wie bislang aufzutreten. Wenn wir am Saisonende in der gleichen Tabellenregion wie im Moment stehen würden, wäre ich ganz sicher nicht unzufrieden.

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Sonntag, 20.11.2022
Donnerstag, 24.11.2022
-
SpVgg Nürnberg
 7:2
Sonntag, 27.11.2022
-
Deutenbach
 2:1

Tabelle Kreisliga Nürnberg

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
3
18
60:25
39
6
17
44:26
29
7
17
39:29
26
8
15
42:18
24
9
16
32:34
23
12
18
27:45
19
13
18
34:43
19
14
17
30:38
18
15
18
27:53
11
16
18
6:109
0
Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen

Steckbrief J. Halilic

Jasmin Halilic
Alter
52
Wohnort
Nürnberg
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Bosnien und Herzegowina
Starker Fuß
Linksfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")

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