Das Hinspiel-Ergebnis (1:1) versprach gewisse Spannung für das Rückspiel, was wiederum eine große Zahl an Zuschauern ins Jahn-Stadion lockte. Ein Blick auf den Spielberichtsbogen ließ den Forchheimern jedoch schon bald die Schwere der bevorstehenden Aufgabe bewusst werden. Im Vergleich zum Spiel am Mittwoch präsentierten die Würzburger Kickers sieben neue Spieler in der Startformation, von denen unter anderem Dennis Schmitt oder Nico Gutjahr gegen den MSV Duisburg in der Relegation zur 2. Bundesliga auf der Bank saßen. Bei anderen Spielern könnte man ebenfalls Einsätze im Profibereich aufzählen, jedoch weniger als fünf während der Rückrunde. Von dem in der 3. Liga erfahrenen und erfolgreichen Gegner wollte sich Jahn Forchheim aber nicht einschüchtern lassen. „Der Gegner muss erst einmal ein Tor schießen, wir machen uns da jetzt nicht verrückt“, sagte Forchheims Trainer Michael Hutzler vor dem Spiel. Bei ihm rutschte Tobias Eisgrub in die Startformation. Auf der Bank hatte er aufgrund der vielen Ausfälle nur Genc Bajrami und den unerfahrenen Oguzhan Yilmaz sitzen sowie seinen Co-Trainer Christian Michl und Torwart-Trainer Dirk Schrott – für den Fall der Fälle. Bei den Würzburger Kickers war der Spielberichtsbogen dagegen bis auf den letzten Platz gefüllt.
Jahn-Verteidiger Hayri Özdemir biss sich in jeden Zweikampf. Hier gegen Daniele Bruno (re.).
Uwe Kellner
Der qualitative Vorteil lag bei den Würzburgern, doch kam Forchheim nicht zuletzt ob der gelesenen Namen hochmotiviert aus der Kabine. Ihnen gelang, was wohl nur die wenigsten erwartet hatten: Mit dem ersten Angriff landete eine Flanke von Alexander Boateng auf dem Kopf von Senad Bajric, und dieser köpfte das Leder zum 1:0 in die Maschen. War der Gegner gerade wegen seiner zahlreichen Veränderungen doch schlagbar? Nur ein paar Minuten später besaßen die Hausherren die nächste große Gelegenheit. Senad Bajric war auf und davon, umspielte den Würzburger Keeper und schoss den Ball in Richtung Tor, doch Nico Herzig grätschte das Spielgerät knapp vor der Linie ins Aus. Nach dieser Szene war die Spielhälfte der Gäste fortan Sperrgebiet, meist sammelten sich alle 21 Spieler – bis auf den Schlussmann der Kickers – im Forchheimer Halbfeld. Die Außenverteidiger des Jahn hatten ihre Flügel jedoch bestens unter Kontrolle und kämpften verbissen darum, Flanken zu verhindern. Der Schiedsrichter ließ ihnen dabei ziemlich viel Spielraum, manchmal kam es aber dennoch zu Freistoß-Situationen. Diese waren jedes Mal brandgefährlich und wurden auf Kopfhöhe in Richtung Tor geschlagen. Die erste gute Gelegenheit hatte Nico Herzig nach einem solchen Standard, traf aber per Kopf im Fallen nur den Pfosten. Danach gelangte ein solcher Ball zu Christopher Bieber, aber auch der verfehlte das Tor nur knapp. Danach köpfte Nico Gutjahr eine Flanke seines Spielführers Sebastian Fries knapp über das Gehäuse und wieder ein paar Augenblicke später lenkte Jahn-Keeper Markus Kredel einen Kopfball von Nico Herzig nach einem Eckball mit Mühe noch über die Querlatte. Mit Glück und Geschick hielt Jahn Forchheim die Null, auch weil Abwehrchef Hayri Özdemir mit großem Kämpferherz oder auch Bastian Leikam im letzten Moment klären konnten. Das Abwehrbollwerk stand, doch Entlastung gab es erst gegen Ende der ersten Halbzeit. Das hatte Kraft gekostet.
Die Standards waren gefährlich. Christopher Bieber verpasst vor Bastian Leikam.
Uwe Kellner
Zum Beginn der zweiten Halbzeit wurde Würzburgs Trainer Bernd Hollerbach im Jahn-Stadion gesichtet. Er schaute auf dem Heimweg von Unterhaching, wo seine Mannschaft zuvor den bayerischen Toto-Pokal mit einem 6:2 gewonnen hatte, in Forchheim vorbei und platzierte sich neben der Würzburger Bank. Das blieb den Spielern auf dem Feld nicht verbogen und so legten sie, es geht nicht zuletzt um Verträge für die neue Saison, eine Schippe obendrauf. Forchheim hatte in der ersten Halbzeit seine Kraft gelassen, zudem tauschten die beiden Außenläufer Timo Strohmer und Adem Selmani die Seiten. Ob es daran lag, dass Forchheim seine linke Abwehrseite erst einmal nicht mehr unter Kontrolle hatte, ist nur eine Vermutung. Auf jeden Fall spielten die genannten Aspekte mit, dass der Jahn binnen weniger Minuten einen entscheidenden Doppelpack kassierte. Erst schlug Paul Thomik eine Flanke von rechts, die Sebastian Fries mit einem wuchtigen Kopfball zum 1:1 einnetzte, und zwei Minuten danach kam der Ball erneut von der rechten Seite in die Mitte und landete auf Umwegen bei Christopher Bieber. Er vollstreckte aus der Drehung zum 1:2. Das saß, denn aufgrund der Regelung mit Auswärtstoren brauchte Jahn Forchheim nun zwei eigene Tore, um dem Abstieg aus der Bayernliga zu entgehen. Folglich taten die Hausherren nun wieder mehr für die Offensive, kamen aber nicht entscheidend zum Abschluss. Würzburg hingegen hatte Räume für Gegenstöße. Sebastian Fries konterte, aber Torwart Markus Kredel lenkte den Ball zur Seite. Dort war Nico Gutjahr am schnellsten und schob zum 1:3 ein. Jahn kam noch einmal zum Anschluss, als Tobias Dietrich nach einem Eckball zum 2:3 traf, doch war das Spiel zu diesem Zeitpunkt bereits gelaufen. Einen mustergültigen Konter schloss Nico Gutjahr in der Schlussminute zum 2:4 ab.
Tobias Eisgrub beißt sich in den Zweikampf mit Dennis Schmitt (re.).
Uwe Kellner
Michael Hutzler übernahm Jahn Forchheim im Sommer 2010 als Trainer und stieg zwei Jahre später in die Bayernliga auf. Drei Jahre lang spielte er dort mit der Mannschaft um die vorderen Plätze mit, nach dem vierten Jahr ist vorerst Schluss in der Bayernliga. Im Hintergrund wurde bereits bekanntlich am Kader für die Rückkehr in diese Liga gebastelt. Bei den Würzburger Kickers zeigt auch der Weg der zweiten Mannschaft bergauf. Am 1. Juni spielt die U23-Mannschaft zuerst zu Hause gegen den VfL Frohnlach um 18.30 Uhr und muss am 4. Juli zum Rückspiel in Oberfranken antreten. Der Sieger spielt in der Bayernliga.
Spielbericht eingestellt am 29.05.2016 02:26 Uhr