Von Uwe Mühling
Die Lage beim TSV 1860 Weißenburg wird immer
prekärer: Im Heimspiel gegen den BSC Erlangen kassierte das Team von
Trainer Joachim Müller am Samstagnachmittag eine bittere 0:2-Niederlage.
Durch die sonntäglichen Siege von Schnaittach und Großschwarzenlohe
rutschten die TSV-Sechziger wieder auf den letzten Platz der
Fußball-Bezirksoberliga ab.
Mit versteinerter Miene stand der Trainer nach dem Schlusspfiff in
seiner Coaching-Zone und war ebenso fassunglos wie viele Zuschauer. Die
Leistung der Weißenburger war so etwas wie ein sportlicher
Offenbarungseid. "Wir waren nach vorne harmlos und haben hinten die Tore
hergeschenkt", fasste Müller knapp zusammen. Note "ungenügend" für die
BOL könnte man hinzufügen.
In den vergangenen Wochen hatten sich die TSV-Sechziger gerade durch
ihre Leistungen zu Hause im Sportpark Rezataue über Wasser gehalten.
Alle drei Heimspiele unter dem neuen Coach Joachim Müller waren gewonnen
worden, auswärts schaute dagegen nur in Schwabach ein Pünktchen heraus.
Jetzt riss gegen den Aufsteiger aus Erlangen jedoch auch noch die
Heimserie. Kurz vor Ende der Vorrunde herrscht bei Weißenburg folglich
Alarmstufe rot im Abstiegskampf.
Die ultralangelange Verletztenliste ist natürlich einer der Hauptgründe
für die aktuelle Misere. "Uns fehlt
im Prinzip eine komplette Mannschaft", stellt Helmut Vierke fest. Er ist
der Trainer der Weißenburger Reserve, die in der Kreisliga ebenfalls
ums sportliche Überleben kämpft. In beiden Teams (erste und zweite
Mannschaft) muss man sich personell nach der Decke strecken,
Alternativen sind Mangelware. Und wenn dann zu allen Verletzungssorgen
auch noch die Tatsache hinzukommt, dass ein Spieler wie Almidin Aga --
in den vergangenen Jahren ein absoluter Leistungsträger -- dem Trainer
kurzfristig absagt, dann wird's ganz schwierig.
Trotz aller widrigen Umstände hatten die Weißenburger gegen Erlangen
zunächst die besseren Möglichkeiten, doch weder Besnik Bashaj noch Maxi
Zischler konnten diese verwerten. In der 26. Minute zog auf der
Gegenseite Spielertrainer Manfred Dedaj knapp vorbei und scheiterte kurz
vor der Pause noch mit einem Freistoß an TSV-Keeper Hakan Doganer. Damit
war eine an Höhepunkten arme erste Hälfte schon erzählt.
Nach dem Seitenwechsel hatten sich die Gastgeber einiges vorgenommen,
erhielten jedoch schon in der 51. Minute einen gewaltigen Dämpfer: Eine
unglücklich abgefälschte Flanke der Gäste landete bei Skordas, und der
legte clever zurück auf Dedaj, der keine Mühe hatte, zum 0:1
einzuschießen. Ausgerechnet also Man-
fred Dedaj, seit vielen Jahren bester Freund und früherer Teamkollege
von Joachim Müller bei Quelle Fürth, erzielte die BSC-Führung.
Der TSV 1860 bemühte sich danach um den Ausgleich, doch richtig
gefährlich wurde es kaum. "Die Erlanger hatten einen Alte-Herren-Torwart
zwischen den Pfosten und wir schaffen es nicht einmal, ihn richtig zu
beschäftigen", klagte der Weißenburger Trainer nach dem Schlusspfiff.
Bashaj hatte nach 57 Minuten eine Möglichkeit, doch zielte er aus 18
Metern vorbei. In der 71. Minute konnte BSC-Keeper Hartlehnert zunächst
gegen Zischler parieren. Im Nachschuss wurde Zischler dann recht rüde
von einem Verteidiger abgeblockt. Hier hätte Schiedsrichter Mayr
durchaus Elfmeter geben können.
Insgesamt fehlte bei den TSV-Sechzigern aber der nötige Druck nach
vorne, und obendrein lud man durch krasse Fehler im Spielaufbau die
Gäste mehrfach zum Kontern ein. So auch in der 76. Minute, als Doganer
mit einer glänzenden Reaktion gerade noch gegen den durchgebrochenen
Prell parieren konnte. In der 80. Minute war er dann jedoch machtlos,
als Reichelsdorfer querlegte und sich Vassilios Skordas mit dem 0:2
bedankte.
Das war der Schlusspunkt an einem herrlichen Herbstnachmittag. Vom
Himmel strahlte zwar die Oktober-Sonne, doch im Weißenburger Lager
herrschte nur noch Tristesse, die sich eher nach grauem November
anfühlte. Wie schon in der Vorwoche in Kornburg, hatte man nun erneut
ein sogenanntes "Sechs-Punkte-Spiel" im Abstiegskampf verloren. Statt
mit dem Gegner gleichzuziehen, konnte dieser erneut seinen Vorsprung
ausbauen. Jetzt stehen für den TSV 1860 zwei schwere Auswärtsspiele an:
zum Vorrundenabschluss beim FSV Erlangen-Bruck II und zum
Rückrundenstart in Schnaittach. Schwere Zeiten für die Weißenburger
BOL-Fußballer.
Spielbericht eingestellt am 27.10.2008 19:30 Uhr