Der erfahrene Pegnitzer Trainer Detlef Hugel analysierte den Auswärtssieg am Mittwoch und warnte seine Elf vor einem Selbstläufer: „Entschieden ist noch nichts. Dazu ist der BSC Erlangen zu gefährlich – vor allem mit ihren beiden Stürmern im Zentrum. Wir müssen aufpassen und den Gegner vom eigenen Tor weghalten“, so Hugel vor dem Spiel. Die Mannschaftsaufstellung und die taktische Grundordnung (4-2-3-1) blieb im Vergleich zum Hinspiel unverändert. BSC-Trainer Manfred Dedaj machte sich mindestens genauso viele Gedanken, um die 1:2-Heimniederlage nach Europapokalmodus (Auswärtstreffer zählen bei Torgleichheit doppelt) noch zu Gunsten der Erlanger zu drehen. Personell gab es nur eine Veränderung, und die zwangsläufig: Für den am Mittwoch nach einer Notbremse mit Rot vom Platz geflogenen Torhüter Thomas Nadolski (19) rückte Matthias Hinze (31) in den Kasten. Jacub Dydowicz fehlt weiterhin wegen muskulärer Probleme. Dedaj (38) selbst nahm als Auswechselspieler mit der Nummer 23 auf der Bank Platz. „Die Einstellung in der ersten Halbzeit vom Mittwoch muss heute über 90 Minuten passen“, meinte der Erlanger Coach.
BSC-Spielertrainer Manfred Dedaj (38, 3.v.l.) wechselte sich in der 68. Minute als Stürmer selbst ein.
Ralph Strobl
Bei sommerlichen Temperaturen (rund 25 Grad) war alles angerichtet in der Stadionstraße des ASV Pegnitz: Die Zuschauer strömten aus allen Richtungen am Pfingstsamstag zum vermeintlich wichtigsten, weil bedeutensten Spiel in der Historie des Pegnitzgrund-Vereins aus Oberfranken. Beide Teams begannen die ersten zehn Minuten recht verhalten. Man könnte auch sagen: Der ASV Pegnitz spielte auf der Basis einer sicheren Viererkette in der Abwehr und musste nicht unbedingt (bei einer 2:1-Führung nach dem Hinspiel) stürmen. Der BSC Erlangen übernahm zwar etwas die Initiative, wollte die Partie aber zunächst ruhig und auf Chancen lauernd beginnen. In Minute Zwölf dann die erste gefährliche Aktion der Gäste: Der Sturmpartner von Torjäger Marco Müller, Angelo Walthier, probierte es nach einem indirekten Freistoß aus 20 Metern, doch die Kugel ging am Tor vorbei. Fünf Minuten später flankte auf der Gegenseite Christopher Schraml von links, doch Alexander Lindner traf auf seiner rechten Seite nur das Außennetz des Erlanger Tores (17.). Die Begegnung nahm nun Fahrt auf, zumal die Fans auch so langsam in Stimmung kamen: Nachdem der Erlanger Walthier eine gute Schusschance aus 18 Metern nicht nutzte (24.), haderten die einheimischen Zuschauer mit dem insgesamt gut leitenden bayernligaerfahrenen Unparteiischen Sven Bode (DJK Eibach Nürnberg). Doch der Referee beurteilte zwei Zweikämpfe gegen ASV-Sturmtank Florian Kretschmer – der jeweils im Strafraum zu Boden ging – richtigerweise als nicht elfmeterwürdig (24./25.). Die Erlanger blieben im kontrollierten Vorwärtsgang, die Gastgeber (die hinten nichts zuließen) trauten sich allmählich öfters in die gegnerische Hälfte. Nach einer Linksflanke des wieder fleißigen Florian Kretschmer stand Schraml im Sechzehner in guter Position, kam aber einen Schritt zu spät an den Ball (40.). Drei Minuten später wieder eine gute Gelegenheit für die konzentriert auftretenden Hausherren: Daniel Sigl legte das Spielgerät am Strafraum gut auf Ralf Stiefler ab, doch der Ball wurde von den aufmerksamen Erlangern noch zur Ecke abgewehrt (43.).
BSC-Torhüter Matthias Hinze tauchte in den Schlußminuten sogar im gegnerischen Strafraum auf, aber ohne Erfolg.
Ralph Strobl
Was dem Spiel in der ersten Halbzeit fehlte, das bekamen die zahlreichen Zuschauer im zweiten Durchgang zu sehen: Tore – und das gleich vier Stück. Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel war es Tobias Weber, der eine Freistoßflanke in den Pegnitzer Strafraum schlug, Stürmer Marco Müller im Luftkampf am höchsten stieg und den Ball – an vier ASV-Spielern plus Torhüter vorbei – ins Netz bugsierte - 0:1 (50.). Davon erholte sich die junge und erfolgshungrige Heimelf sehr schnell. Denn bereits vier Minuten später bediente Mittelstürmer Kretschmer nach einem klasse Angriff über rechts Christopher Schraml, der aus halbrechter Position zum 1:1 einschoss. Dieses Tor wirkte beruhigend auf die Pegnitzer Gipfelstürmer, zumal die Gäste nun zwei Tore erzielten mussten, um noch den Aufstieg in die Landesliga zu schaffen. BSC-Trainer Manfred Dedaj zog in Minute 59 nun seinen ersten Joker aus dem Ärmel: Engin Yanik kam für Marco Jakl. Wenig später (68.) folgte die geplante Trumpfkarte Nummer Zwei: Manfred Dedaj höchstpersönlich als Stürmer für den glücklosen Angelo Walthier. Pech hatte auch BSC-Innenverteidiger Dario Cords: In der 76. Minute köpfte er eine Freistoßflanke von ASV-Spielführer Patrick Jordan unbedrängt ins eigene Tor - 2:1 für Pegnitz. Wenig später war für Cords Feierabend und es kam die nächste „Waffe“ des BSC, Aleksander Jovic – aber auch ohne zündende Momente. BSC-Ausnahmestürmer Marco Müller, der sich diesmal das Prädidat „Spieler des Spiels“ verdiente, scheiterte in Minute 79 mit einem Klasse-Kopfball aus sechs Metern am Pegnitzer Torhüter Dominik Schuster, der den Ball sensationell noch zur Eck abwehrte. Doch wenig später schlug es im ASV-Kasten ein: Vier Pegnitzer konnten den Erlanger Top-Mann an der Strafraumgrenze nicht entscheidend stören und Müller schoss aus rund 16 Metern trocken, flach und platziert ein - 2:2. Erlangen warf jetzt buchstäblich „alles“ nach vorne – sogar Torhüter Matthias Hinze tauchte im gegnerischen Strafraum auf. Nach einem Eckball musste ASV-Verteidiger Daniel Sigl einen Kopfball von Jovic (88.) auf der Torlinie mit dem Fuß klären. Die vier Minuten Nachspielzeit überstanden die ASV-Kicker unbeschadet und sicherten sich schließlich in der Addition beider Ergebnisse (2:1-Auswärtssieg und 2:2 zu Hause) den Aufstieg in die Landesliga. Der Jubel nach dem Spiel kannte keine Grenzen: Zu den ersten Gratulanten auf dem Spielfeld gehörten unter anderem der Erste Bürgermeister der Stadt Pegnitz, Manfred Thümmler, und Ex-ASV-Torjäger Daniel Abraham (FSV Erlangen/Bruck), der zum Bayernligisten DJK Ammerthal wechselt.
Eine derart talentierte und hochmotivierte Mannschaft wie der ASV Pegnitz mit einem starken und höherklassig erfahrenen Trainer namens Detlef Hugel hat es verdient, in der nächsten Saison in der Landesliga spielen zu dürfen. Der ASV Pegnitz wird sich voraussichtlich mit drei Neuzugängen verstärken. Die Namen will der Verein in den nächsten Tagen bekanntgeben. Ersatztorhüter Daniel Krause geht zur DJK Weingarts (Kreisliga 2 Erlangen/Pegnitzgrund) und wird dort Nachfolger von Uwe Kellner, der zur SpVgg Erlangen (Tabellenführer Kreisliga 1, Fast-Aufsteiger in die Bezirksliga) wechselt. Beim BSC Erlangen wurde Torhüter Matthias Hinze bereits am Mittwoch vor dem Hinspiel offiziell verabschiedet. Der 31-Jährige wechselt in die eigene AH. Weitere Abgänge stehen noch nicht fest. Einem Traditionsverein in Mittelfranken wie dem BSC Erlangen bleibt zu wünschen, dass es auch in der nächsten Saison sportlich mit einer konkurrenzfähigen Mannschaft in der Bezirksliga weitergeht.
Spielbericht eingestellt am 27.05.2012 01:19 Uhr