"Die Ausgangslage könnte super sein, so ist eine gute!" Mit dem späten 2:2-Ausgleich in Aubstadt konnte der Ex-Ingolstädter somit leben - auch weil die Leistung stimmte und seine Elf dem Sieg bis zur Schlussminute sehr nahe war. Da hätten die Gelb-Schwarzen schon den Sack zumachen können. Nach dem Unentschieden im Hinspiel reichte den Gelb-Schwarzen aber bereits ein Sieg oder ein 0:0 beziehungsweise ein 1:1 zum Klassenerhalt. Denn nach dem Aufstieg der Münchener Löwen war nun ein Platz mehr frei in der Regionalliga Bayern, so dass die zweite Relegationsrunde hinfällig war. Zwei weitere Spiele gegen den Sieger der Begegnungen zwischen Memmingen und Rain/lLech blieben dem Sieger somit erspart. Die Altstädter konnten so vor eigenem Publikum den Klassenerhalt unter Dach und Fach bringen und die Saison mit einem blauen Auge beenden. Rein auf Ergebnis wollte Joe Albersiner aber nicht spielen. Für den SpVgg-Coach zählte in seinem dritten Spiel nur der erste Sieg unter seiner Regie. Der Bayernligist aus Aubstadt rechnete sich aber nach dem Last-Minute-Treffer aber weiterhin etwas aus und konnte eine große Anhängerschar zur Fahrt in die Wagnerstadt mobiliseren. In der Wagnerstadt wollten die Grabfelder für eine Überraschung sorgen - denn gerade auswärts waren die Rot-Weißen im Saisonverlauf stets brandgefährlich. Die Gäste reisten aber ohne Daniel Leicht an und auch David Noack saß nur auf der Bank. Dafür rutschten Philipp Kleinhenz und Christoph Schmidt in die Startelf - beides Offensivspieler. Joe Albersinger beließ dagegen Laurin Michaelis in der Startelf und brachte zudem noch Anton Makarenko erstmals in diesem Jahr von Beginn an.
Anton Makarenko (gelb) kommt nicht an Dominik Grader vorbei.
Thomas Nietner
Das Mitwirken des zuletzt formstarken Jokers machte sich aber erst einmal überhaupt nicht bemerkbar. Was weniger am Angreifer selbst lag, sondern vielmehr an der gesamten gelb-schwarzen Elf. "Die Anspannung ist natürlich groß vor so einem Spiel. In der ersten Hälfte hatten wir eine Blockade. Das war zu viel Druck", erklärte Joe Albersinger, warum seine Mannschaft überhaupt nicht ins Spiel und vor allem nicht in den Strafraum der Gäste fand. "Da fehlte es einfach an allem: Tempo, Laufbereitschaft und Zweikampfverhalten", sah der SpVgg-Coach im ersten Durchgang wenig gutes von seiner Elf. Vom Gegner sah er dagegen eine gute Leistung, die nach zwölf Spielminuten prompt mit der Führung belohnt wurde. Nach einem Ballverlust schalteten die Gäste schnell um und Martin Thomann gelang mit einem Tag Verspätung trotz heftigen Gegenwind aus knapp 25 Meter ein Sonntagsschuss zur Führung. Gästecoach Joseph Francic konnte sein Glück kaum fassen: "Bayreuth ist mit dem mentalen Druck nicht klar gekommen. Da haben wir die Gunst der Stunde ausgenutzt. Wir hatten schließlich nichts zu verlieren." Bayreuth stand zu diesem Zeitpunkt mit einem Bein in der Bayernliga. Denn auch in der Folgezeit kamen die Altstädter einfach nicht in den Tritt. Das lag auch am disziplinierten Auftritt der Gäste, die den Gelb-Schwarzen in der Defensive keine Räume anboten. Die Altstädter wählten daher oft den Rückpass und den langen Ball: Ohne Stoßstürmer kein probates Mittel. Das belegte auch die Statistik: Bis zur Halbzeitpause blieben die Altstädter ohne Torschuss. Die Gäste hatten dagegen kurz vor dem Seitenwechsel das Pech, dass ein Kopfball von Martin Thomann nur die Querlatte traf. Zuvor hatte Aubstadt jedoch Glück, dass ein Foul an Dominik Schmitt im Strafraum auf der Gegenseite ohne Folgen blieb. Aber selbst wenn hier der Ausgleich gefallen wäre, stand nach enttäuschenden 45 Spielminuten einer der schwächsten Altstädter Halbzeiten in dieser Saison. Das machte kaum Hoffnung für die zweite Hälfte.
Dominik Schmitt (gelb) wird gleich von zwei Gegenspielern über den Haufen gerannt. Wenn das kein Elfmeter war? Kristian Böhnlein protestiert zu Recht!
Thomas Nietner
"Das war von allem zu wenig - vor allem für so ein Spiel", redete Joe Albersinger dabei auch nichts schön und nahm sich seine Elf in der Kabine zur Brust. "Wir mussten Tacheles reden, um für die zweite Hälfte Reize zu setzen. So eine Halbzeit zu drehen, geht nur über die Halbzeitpause. Da musste sich die Elf selbst rausziehen. Anders geht das nicht", wusste der erfahrene Coach. Seine Ansprache fiel bei seiner Elf offenbar auf offene Ohren, denn in der zweiten Halbzeit fanden die Altstädter endlich besser in die Partie, auch weil Julian Kolbeck mit seinem Kopfball zum 1:1 frühzeitig die Hoffnung zurückbrachte. Das wirkte sich auch prompt auf die Stimmung im Hans-Walter-Wild-Stadion aus. Jetzt war der Glaube und damit auch die Kulisse zurück. Erst Recht, als sich Gästespieler Michael Dellinger auch noch völlig überflüssig die Ampelkarte nach knapp einer Stunde abholte. "Die ging aber in Ordnung", wie Gästecoach Joseph Francic anmerkte. Der Aubstädter Coach musste danach seine Elf umstellen, ließ hinten mit Dreierkette spielen und vorne stürmen. Schließlich half den Grabfeldern nur noch ein Tor. Auf der anderen Seite boten sich den Altstädtern nunmehr auch mehr Möglichkeiten - weniger als im ersten Abschnitt ging auch nicht. Wieder war es dabei Julian Kolbeck, dem nur Zentimeter fehlten. Auch wenn jetzt vieles für ein Altstädter Weiterkommen sprach, mussten die Gelb-Schwarzen aber weiter auf der Hut sein. So wie bei einem Feser-Freistoß. Ein Gegentor und die Altstädter wären weg vom Fenster gewesen. Umso mehr schmerzte es, als Dominik Schmitt in der Schlussphase seine Torchance nicht nutzen konnte, um für eine entspannte Schlussphase zu sorgen. Die hätte man sich im Nachhinein auf Altstädter Seite sicherlich gewünscht. Denn jetzt begann das große Zittern, als der Schiedsrichter erst dem Aubstädter Julian Grell einen Elfmeter verweigerte. "Das war ein ganz klarer Elfmeter in der Schlussphase! Das ist tragisch, dass er den nicht pfeift. Einen Elfer haben wir zuletzt nie verschossen. Das wäre der Aufstieg gewesen", bekam sich der Gefoulte gar nicht mehr ein, als er zudem wegen einer vermeintlichen Schwalbe auch noch die gelbe Karte sah. In der Schlussminute dann der große Schockmoment: Nach einem Freistoß zischte ein Aubstädter Kopfball nur Zentimeter am Tor vorbei. Viele Altstädter Anhänger sahen hier schon den Vorhang fallen und auch die Aubstädter rannten schon jubelnd auf das Spielfeld. Aber der Ball war nicht drin und die Gäste damit auch nicht in der Regionalliga - die hielten dank des Unentschiedenes vielmehr die Spielvereinigung.
Ingo Feser macht es artistisch!
Thomas Nietner
Durchatmen bei den Altstädtern. Nach einer dramatischen Schlussphase halten die Gelb-Schwarzen schließlich die Liga - wie auch immer. " Das war heute haa2rscharf! Wir hatten aber heute eben das Glück, das wir in der Saison oft nicht hatten", zählte für den Bayreuther Robin Renger am Ende nicht die Leistung, sondern einfach nur das Resultat. Und das reichte den Wagnerstädtern für ein fünftes Jahr Regionalliga. Auch wenn Joe Albersinger seine Elf dabei in drei von vier Halbzeiten überlegen sah, kündigte er gleich nach dem Spiel für die kommende Saison schon Änderungen an: "Es muss sich nächste Saison einiges ändern. Mit der Rückrunde sind wir nicht zufrieden! Daraus müssen wir unsere Lehren ziehen." Nun gilt es, die Kaderplanungen für die kommende Saison voranzutreiben, nachdem diese in den letzten Wochen ins Stocken geraten sind. Gehobenen Hauptes konnten aber auch die Gäste die Heimreise antreten. "Es überwiegt am Ende der Stolz. Wir haben alles erreicht und uns in die Geschichtsbücher geschrieben. Im Grabfeld sind wir Helden! Nie zuvor waren so viele Fans auswärts dabei", war Joseph Francic vom Auftritt seiner Elf sehr angetan, auch wenn es am Ende wegen ein paar Zentimeter nicht zum Erfolgserlebnis und damit zum Aufstieg in die Regionalliga reichte. Knapper kann man kaum vorbeischrammen.
Spielbericht eingestellt am 28.05.2018 23:32 Uhr