Von sva01.de
Mit 1:0 siegte der SVA völlig verdient beim binnen kürzester Zeit faktisch abgestiegenen und nun wieder aufgestiegenen Regionalligisten SV Seligenporten. So gut er auch für die Psyche war, bewirken konnte der erste Sieg der Viktoria im sechsten Relegationsspiel innerhalb eines Jahres leider nichts, denn er fiel zwei Tore zu niedrig aus, um die Hypothek der 0:2-Niederlage aus dem Hinspiel löschen zu können. Dass die vielen mitgereisten SVA-Fans dennoch zufrieden und vergleichsweise guter Dinge die Seligenportener M.A.R.-Arena verließen, lag daran, dass sie zuvor einen engagierten Auftritt des Teams von Jochen Seitz gesehen hatten, dem an diesem Tag zur Überraschung nur wahlweise das berühmte Quäntchen Glück oder etwas Zeit fehlte.
In der mit 1.538 Besuchern gut gefüllten M.A.R.-Arena präsentierten sich über lange Zeit zwei Teams, die sich aus durchaus nachvollziehbaren Gründen nicht aus der Reserve locken lassen wollten. Die Viktoria war bestrebt, ein frühes Tor der Klosterer zu vermeiden, das in der Summe schon fast unweigerlich den endgültigen K.o. bedeutet hätte. Das Team von Roger Prinzen wiederum sah keinerlei Anlass, mit offensivem Hurrafußball seinen komfortablen 2:0-Vorsprung aufs Spiel zu setzen. So sahen die Zuschauer eine sehr chancenarme erste Halbzeit, die Viktoria rückte bei ihren zaghaften Vorstößen nicht schnell genug nach, so dass die Angreifer ohne Anspielstation auf sich gestellt blieben und sich an der rot-weißen Wand vergebens abarbeiteten. Aus dem Wunschszenario einer Pausenführung der Viktoria wurde nichts, aber immerhin ließ die Abwehr um den in der Innenverteidigung aufgebotenen Zamir Daudi – Kapitän Simon Schmidt spielte im Mittelfeld – nichts anbrennen, was für die zweite Halbzeit noch alles offen ließ.
Offensive Einwechslungen als Treibsatz
Die Klosterer, bis dato offensiv nur mit einigen Halbchancen in Erscheinung getreten, schienen ihr Prinzip der ökonomischen Ergebnisverwaltung auch in der zweiten Halbzeit gnadenlos durchpeitschen zu wollen – ganz nach dem Motto: Bis jetzt hat es ja auch funktioniert. In der 54. Minute stellte Jochen Seitz mit der Einwechslung von Gökhan Aydin (für Philipp Beinenz) und Daniele Toch (für Roberto Desch) die Weichen auf bedingungslose Offensive und zog in der 69. Minute mit Sascha Wolfert noch seinen letzten Joker. Unmittelbar zuvor hatte Daniele Toch in zentraler Position vor dem Tor einen Tick zu lange mit dem Schuss gezögert, woraufhin ihm das Leder vom Fuß genommen wurde. Der bisher besten Chance des SVA sollten weitere, noch hochkarätigere folgen, denn mit geballter Offensivpower wurden die Weiß-Blauen jetzt minütlich stärker. Die bisher allen Aufbruchsversuchen widerstrebende Klosterpforte quietschte jetzt vernehmbar in den Angeln. Als Seligenportens Tobias Kramer auf Höhe der Mittellinie als eigentlich letzter Mann den schon an ihm vorbeigezogenen Björn Schnitzer mit unfairen Mitteln bremste, entschied Bundesliga-Referee auf taktisches Foul und zeigte nur Gelb. Unverständlich, denn Schnitzer wäre durch gewesen, ein auf gleicher Höhe, aber in beträchtlicher Entfernung postierter Rot-Weißer hätte niemals mehr eingreifen können. Aber auch zu elft war es schwer genug für die Klosterer, sich in der verbleibenden Spielzeit ihrer Haut zu erwehren. Zunächst scheiterte Kevin Wittke aus kürzester Distanz am sehr präsenten SVS-Keeper Patrik Bogner, wenig später zeichnete Daniele Toch für den mittlerweile dritten Aluminiumtreffer der Viktoria im laufenden Wettbewerb verantwortlich. Dem Chancentod ein Schnippchen schlug schließlich Gökhan Aydin, als er in der 89. Spielminute aus 30 Metern genau in den Winkel traf. Ein blitzsauberer Treffer, mit dem man sein Image kräftig aufpolierte, der aber leider zu spät kam, denn kurz darauf rief der überpünktliche Abpfiff von Schiedsrichter die Klosterer zum Abendgebet, in dem so manche Danksagung an den Herrn Platz gefunden haben dürfte.
… und jetzt noch mal vor allen
Fazit aus Viktoria-Sicht: in der Oberpfalz (auch taktisch) alles richtig gemacht, mit ein bisschen mehr Fortune wäre locker die Verlängerung drin gewesen. Selbstbewusstsein geholt, wie von Jochen Seitz gefordert, hat man sich allemal und darüber hinaus viele Sympathien erworben. Als Wermutstropfen bleibt die bittere Erkenntnis, dass man die erste Aufstiegschance im Hinspiel am Schönbusch versiebt hat. Wenn die Viktoria im Kampf um das letzte verbliebene Regionalliga-Ticket am kommenden Donnerstag (18.30 Uhr) im Stadion am Schönbusch auf die U21 der SpVgg. Greuther Fürth (hatte das Nachsehen gegen Pipinsried) trifft, dann gilt es genau da anzuknüpfen, wo man in der Oberpfalz aufgehört hat. Dort haben gestern 150 Hardcore-SVA-Fans gestaunt, es wäre schön, wenn die Weiß-Blauen das 2.000 Köpfe zählende „gemeine Heimspiel-Publikum“ auch mal in den Genuss kommen lassen würden. Im Übrigen: Dann lebt es sich auch leichter mit dem Rückspiel…
Spielbericht eingestellt am 06.06.2017 09:47 Uhr