Von Stefan Specht
Die Kickers Selb leben noch! Nach den blutleeren Auftritten der Vorwochen, der immer kritischer werdenden Personalsituation und dem Rücktritt von Trainer Martin Damrot hatten nicht wenige Fußballinteressierte mit einem klaren Debakel gegen die SG Quelle Fürth gerechnet, doch die wurden eines Besseren belehrt. Die Selber Notelf zeigte unter Interimscoach Stefan Rogler plötzlich ein völlig anderes Gesicht, kämpfte bis zum Umfallen und kam so zu einem für die nächsten Spiele aufbauenden Punkt. „Nur mit einer geschlossenen Teamleistung können wir etwas erreichen“, hatte Rogler, der in den Tagen zuvor hauptsächlich mit Aufrichtungsarbeit beschäftigt war, seinen Schützlingen auf den Weg gegeben, und sie setzten es vorbildlich um. Sehr zum Erstaunen von Gästetrainer Benjamin Drenda: „Wir haben gewusst, was in Selb los ist, haben aber nicht damit gerechnet, dass ein solches Team auf dem Platz steht. Ich bin von meiner Mannschaft enttäuscht.“
Erwartungsgemäß gingen die Kickers sehr defensiv eingestellt in die Partie. Die Gäste versuchten zwar, den Gegner durch frühes Anlaufen zu Fehlern zu zwingen, konnten daraus jedoch nur wenig Kapital schlagen. Abschlüsse blieben zu unplatziert, Flanken verfehlten ihre Abnehmer. Im Spiel nach vorne lief auf Selber Seite zwar ziemlich wenig, was aufgrund des fehlenden Verständnisses innerhalb der notgedrungen neu zusammengewürfelten Truppe allerdings verständlich war. „Jeder hat sich voll reingehauen und auch für den anderen gekämpft“, freute sich Rogler über die gelungene Umsetzung seiner vorgegebenen Taktik.
Nach dem Seitenwechsel kamen die Fürther zielstrebiger aus der Kabine. Innerhalb von zwei Minuten brannte es plötzlich gleich drei Mal im Kickers-Strafraum. Nach einer Ecke brachten sie in zwei Versuchen aus kurzer Distanz nicht über die Linie. Nur kurz darauf meisterte Torwart Andreas Schall eine Eins-gegen-Eins-Situation bravourös. Danach befreite sich die Heimelf wieder aus ihrer Umklammerung und setzte erste Nadelstiche. Eine Topchance zur Führung ließ Joker Timucin Drechsler liegen, der alleine vor dem Tor an Gästekeeper Alexander Skowronek scheiterte. Das weckte Hoffnung, zumal nur wenige Minuten danach SG-Spieler Paul Enzingmüller mit der Ampelkarte vom Platz musste.
In Unterzahl blieben aber die Fürther optisch überlegen und wollten ihren ersten Auswärtssieg dieser Saison. Die gegnerische Defensive hielt trotz nachlassender Kräfte weiterhin energisch dagegen und ließ wenig zu. In der Schlussphase rafften sich die Platzherren noch einmal auf. Zwischen der 82. und 84. Minute kamen sie zu drei guten Gelegenheiten, um die Partie für sich zu entscheiden. Drechsler schloss zu unplatziert ab, der eifrige Maximilian Christl wurde erst im letzten Moment gestoppt und brachte danach den Ball nicht an Skowronek vorbei. Das wäre in der letzten Aktion der Nachspielzeit fast noch bestraft worden. Eine flache Hereingabe setzte der insgesamt blass gebliebene Gästetorjäger Ahmet Kulabas über das Tor. „Auch wenn wir noch gewinnen hätten können, bin ich total zufrieden mit der Truppe“, überwog beim Selber Trainer Rogler schließlich die Freude über einen hart erkämpften Punkt als die Trauer über einen möglich gewesenen ersten Dreier.
Spielbericht eingestellt am 21.08.2022 12:41 Uhr